Krefeld Siemens produziert jetzt auch Olympia-Züge

Krefeld · Die guten Nachrichten aus dem Uerdinger Siemens-Werk reißen nicht ab. Fünf Tage, nachdem der Bahnaufsichtsrat einen sechs Milliarden Euro schweren Auftrag für die Produktion von bis zu 300 ICx-Zügen billigte, begann Dienstag in Krefeld die Produktion von 54 Regionalzügen für die russische Stadt Sotchi.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kam vorbei, drückte gemeinsam mit Siemens-Chef Peter Löscher und Vladimir Yakunin, dem Präsidenten der Russischen Eisenbahnen (RZD) auf den Startknopf. In Uerdingen werde Hochtechnologie produziert, sagte Ramsauer. "Das Werk ist beeindruckend."

Sotchi 2014

Die Züge sollen 2014 bei den Olympischen Winterspielen in Sotchi eingesetzt werden. Der Auftrag hat ein Volumen von rund 580 Millionen Euro — und es ist der erste für Siemens in diesem Segment. Vor vier Jahren erhielt das Unternehmen bereits den Auftrag, Hochgeschwindigkeitszüge für die Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg zu bauen.

Auch sie wurden in Uerdingen gefertigt. "Als die ersten Züge geliefert wurden, sind Familien zum Bahnhof gepilgert und haben sich neben dem Zug fotografieren lassen", berichtete Yakunin. Es gehe der Russischen Eisenbahn nicht nur darum, gute Technik einzukaufen, sondern auch um schöne Technik. Yakunin: "Es gibt gute Frauen, und es gibt schöne gute Frauen."

Schmerzlich für Uerdingen: Nur 36 der 54 Züge werden laut Vertrag in dem Krefelder Werk produziert. Die restlichen 18 Züge sollen in einem Werk in Russland gefertigt werden; im Gespräch ist Jekatarinenburg. Yakunin bestätigte: "Der erste ,russische Zug' wird zu 35 Prozent bei uns gefertigt, der letzte zu 80 Prozent." Längerfristig sei geplant, weitere Züge dieser Baureihe auch rund um Moskau einzusetzen.

Yakunin versuchte gestern, Sorgen zu nehmen. "Die Zusammenarbeit wird dazu führen, dass neue Arbeitsplätze entstehen — in Russland und in Deutschland." In den nächsten 30 Jahren will Russland rund 300 Milliarden Euro in den Bahnsektor investieren; Siemens hofft auf ein großes Stück von dem Kuchen. "Russland ist für uns ein ganz ganz wichtiger Markt", erklärte Siemens-Chef Löscher. "25 000 Waggons sollen in Russland ersetzt werden — mein lieber Schwan", sagte Ramsauer. Er kündigte an, deutsche Firmen seien gerne behilflich beim Ausbau des Streckennetzes. Russland hat bereits 140 000 Kilometer Bahngleise, 25 000 weitere sollen dazukommen.

Die jetzt von Siemens zu produzierenden Regionalzüge verfügen über 466 Sitzplätze, sind für bis zu minus 40 Grad Celsius ausgelegt und können die Steigung von vier Prozent zu den Austragungsorten der Winterspiele in den Bergen überwinden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort