Krefeld Siemens in Uerdingen baut 221 Stellen ab

Krefeld · Der Stellenabbau in Krefeld erfolgt ohne betriebsbedingte Kündigungen und ist laut Betriebsratsvorsitzendem Heinz Spörk bereits "endverhandelt". Die Belegschaft von Toshiba Tec Europe in Fichtenhain hingegen fürchtet Entlassungen.

 Siemens will weltweit Stellen in großem Stil abbauen: Auch Uerdingen ist betroffen – einige Stellen werden nach Nürnberg verlagert, auf andere wird ganz verzichtet.

Siemens will weltweit Stellen in großem Stil abbauen: Auch Uerdingen ist betroffen – einige Stellen werden nach Nürnberg verlagert, auf andere wird ganz verzichtet.

Foto: Thomas Lammertz

Rund zehn Prozent der Stellen am Siemens-Standort Uerdingen seien von den Einsparplänen des Konzerns betroffen, erklärte Betriebsrat Heinz Spörk im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach der Ankündigung des Siemens-Chefs Joe Kaeser, weltweit "15 000 plus X" Stellen zu streichen, machen sich auch die Beschäftigten und ihre Angehörigen in Krefeld ihre Gedanken. 5000 Arbeitsplätze sollen nämlich auch in Deutschland wegfallen.

 Mitglieder der Toshiba-Belegschaft trafen sich vor dem Werk in Fichtenhain, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Mitglieder der Toshiba-Belegschaft trafen sich vor dem Werk in Fichtenhain, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Foto: DGB

"Die Nachricht konnte bei uns niemanden wirklich erschrecken", erklärte Spörk gestern. Für den Standort Krefeld sei der Stellenabbau inzwischen bereits "endverhandelt". Seit längerem sei die Rede davon, dass Arbeitsplätze an den Standort Nürnberg verlagert werden sollen. Vorgestern ist der letzte Tag dieser geplanten Veränderung verstrichen. Die Arbeitnehmervertreter haben hart verhandelt. "Bis zum 31. Dezember 2015 sollen nun 125 Stellen von den ursprünglich 226 geplanten in die fränkische Großstadt verlagert werden", erklärte Spörk. Nach seiner Meinung werden nur wenige der in Krefeld Beschäftigten in der Fertigung für Umrichter und Ladegeräte den Weg nach Nürnberg mitmachen. Darüber hinaus will Siemens in Uerdingen als Konsequenz aus dem Sparprogramm mit Namen "Rail on track" 96 Stellen – vornehmlich für Ingenieure – aus Forschung und Entwicklung abbauen.

"Das alles wird ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen", informiert Spörk. Den Beschäftigten werden zahlreiche Angebote gemacht, um sozialverträglich aus dem Betrieb auszuscheiden. "Keiner muss gehen, wenn er nicht will", so der Betriebsratsvorsitzende. Zu den Angeboten zählen unter anderem Auflösungsverträge (mit Abfindung und Turbozuschlag für Schnellentschlossene), Altersteilzeitregelungen ohne Renteneinbuße, bezahlte Qualifizierungsseminare bis zu 17 Monaten Dauer und andere Möglichkeiten.

Für Ralf Köpke, Stadtverbands-chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), ist die Politik des Siemens-Konzerns "unverständlich". Auf sinkende Margen mit Stellenabbau zu reagieren, sei keine Lösung. Vor allem der Verzicht auf Arbeistplätze für hoch qualifizierte Ingenieure in der Forschung und Entwicklung sei "sehr, sehr bitter". Das sei für einen Standort schlecht. Entsprechende Erfahrungen hätten die Gewerkschaften in Krefeld bereits im Chempark gemacht. Köpke erinnert an die Verlagerung von Forschung und Entwicklung bei Bayer von Uerdingen nach Leverkusen.

Überhaupt hat Köpke im Moment alle Hände voll zu tun, um die Belegschaften und Betriebsräte bei ihrem Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu unterstützen. Bei Lanxess in Uerdingen sollen 30 Stellen wegfallen, bei Voith Paper sind es sogar 213, bei Siemens 221 und auch ein Teil der rund 125 Arbeitnehmer bei Toshiba Tec Europe in Fichtenhain werden betroffen sein. "Die Größenordnung des Personalabbaus ist noch nicht bekannt, die Tatsache an sich schon", erklärt Köpke. Mit einer Aktion vor dem Werk haben die potenziell Betroffenen mit Beteiligung der Industriegewerkschaft (IG) Metall protestiert. "Die Pläne des Managements dürften auch vor betriebsbedingten Kündigungen nicht haltmachen. Das ist ein weiterer Schlag für die Industrie in Krefeld", meint Köpke.

(RP)
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