Krefeld Siemens-Betriebsrat fürchtet um Arbeitsplätze im Werk Uerdingen

Krefeld · In der aktuellen Mitarbeiterzeitung sieht die Arbeitnehmervertretung die Zugsparte auf einer Holperstrecke. Siemens ist offenbar teurer als die Konkurrenz, bekommt kaum noch Aufträge.

 Im Uerdinger Siemenswerk werden Züge für die Deutsche Bahn und den Rhein Ruhr Express gebaut. Bis 2018 ist die Auftragslage noch gut.

Im Uerdinger Siemenswerk werden Züge für die Deutsche Bahn und den Rhein Ruhr Express gebaut. Bis 2018 ist die Auftragslage noch gut.

Foto: Siemens

Die Mitarbeiter im Siemens-Werk in Uerdingen machen sich Sorgen um die Zukunft: In den vergangenen Monaten seien lukrative Aufträge an die Konkurrenz verloren gegangen, heißt es in der aktuellen Ausgabe "Vier gewinnt" der Interessenvertretungen der Beschäftigten der Siemens AG am Standort Krefeld. Die für das Schienengeschäft zuständige Division Mobility befinde sich auf einer Holperstrecke.

Dabei sah es zuletzt so gut aus. Nachdem die Mobility viele Jahre auf der Liste der zehn ergebnisschwächsten Unternehmensbereiche von Siemens gestanden habe, sei im Jahr 2014 die Kehrtwende geschafft worden. Seitdem habe eine Reihe von internen Verbesserungen den Aufwärtskurs stabilisiert. Aus dem Tal der Tränen habe sich das Werk Uerdingen dennoch nicht endgültig befreien können. "Aktuell kämpft die Division Mobility nicht nur mit extremen Turbulenzen auf den internationalen Märkten, sondern auch gegen interne Schwächen", schreibt der Betriebsrat.

Dabei gerät speziell die Zusammenarbeit in den Fokus: Eine Kultur der stetigen Verbesserung sei bei allen bereits erzielten Fortschritten nicht zu erkennen. Dabei könnte gerade in der Entwicklung, bei der Suche nach den kostengünstigen Lösungen für Komponenten und Systeme, großes Potenzial liegen, wenn dabei auch die Folgekosten wie Vertrieb und Service mit berücksichtigt würden. Dass Siemens in jüngerer Vergangenheit bei Auftragsvergaben mehrmals den Kürzeren gezogen habe, liege "unbestritten an den großen Preisdifferenzen".

Über die hausgemachten hinaus muss sich der Zughersteller mit den "international schwierigen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen" auseinandersetzen, die das Geschäft erheblich erschwerten, bilanziert der Krefelder Betriebsrat. Ob der niedrige Ölpreis, der Staats-Bankrott Brasiliens, der anstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union oder die Unruhen in der Türkei und Russland - sie alle belasten das Geschäft. Auftraggeben in der Türkei, Russland, Großbritannien gehörten zu den wichtigsten Kunden der zurückliegenden Geschäftsjahre. "Die Beschäftigungssituation im Werk Uerdingen wird davon nicht unberührt bleiben", prognostiziert der Betriebsrat in der August-Ausgabe von "Vier gewinnt".

Bis 2018 heißt es jedoch erst einmal aufatmen. Bis dahin sei die aktuelle Auslastungssituation noch zufriedenstellend. "Wenn das so bleiben soll, müssen in den nächsten Monaten wieder Aufträge für Siemens gewonnen werden", erklärt der Betriebsrat. Dessen Vorsitzender Heinz Spürk hat die Gesamtproblematik im Konzern vorgetragen. Business-Unit-Leiterin Sabrina Soussan soll ihm geantwortet haben, dass die "Ursachen genaustens untersucht werden", weshalb Siemens bei Auftragsvergaben im Schienenfahrzeuggeschäft zuletzt offenbar zunehmend häufiger leer ausging.

(sti)
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