Krefeld Shakespeare für die Jugend

Krefeld · Das Kreschtheater zeigt "Wie es euch gefällt", so wie es ihm gefällt - und begeistert.

Krefeld: Shakespeare für die Jugend
Foto: Thomas Weinmann

William Shakespeares Dauerbrenner "Wie es euch gefällt" feierte im Kresch Jugendtheater Eins eine besonders spritzige Premiere. Was normalerweise gut und gerne zwei und eine Dreiviertelstunde (inklusive Pause) in Anspruch nimmt, dauerte hier nur 70 temporeiche Minuten, die nicht eine Sekunde lang in Oberflächlichkeit oder Klamauk abglitten, sondern trotz der zunächst komprimierten und dann mit modernen Zitaten aufgefrischten Textfassung Tiefgang behielten.

Unter der Regie von Anna Brass spielten sich 15 Jugendliche durch den bekannten Handlungsablauf - mit der kleinen Ausnahme, dass die beiden Herzöge diesmal Herzoginnen waren. Und obwohl sie unterwegs in kurzen Intervallen herzliche Lacher produzierten, zeigten sie dabei durchaus Respekt vor dem Altmeister. Sie begannen mit dem Monolog "Die ganze Welt ist eine Bühne...", und schließlich fragte sich der geplagte Orlando: "Woher weiß ich eigentlich, wer ich bin?"

Den Titel "Wie es Euch gefällt" verstanden sie allerdings nicht nur als Verpflichtung gegenüber dem Publikum, sondern auch als Appell an sich selbst. Sie spielten, wie es ihnen gefiel, und strahlten demzufolge eine unwiderstehliche Spielfreude aus. Wenn der verliebte Silvius immer wieder vergeblich um seine ihn schnöde missachtende Phoebe warb und dabei zwischen Volltrottel und Pfiffikus changierte, oder als im Wald von Arden ein Liegestuhl aufgebaut werden sollte und sich dem in zwar bekannter, aber immer wieder köstlicher Slapstick-Manier entzog, war das mehr als ein Schmunzeln wert. Auch moderne Liebesverse wie "Ich kauf im Baumarkt ein Gewinde für meine liebe Rosalinde" oder eingestreute Zeilen aus "Für mich soll's rote Rosen regnen" verfehlten - weil geschickt platziert - ihre Wirkung nicht.

Klasse hatte auch die Parodie auf psychotherapeutische Gruppenarbeit, die in der Stellung "herabschauender Hund" gipfelte. Weitere gelungene Akzente setzte die Musik von Jakob Rullhusen, mal mit einem Blues im Stil von Canned Heat, mal mit Reggae-Rhythmen, mal mit Rock- oder Disco-Klängen. Und nicht zuletzt war es die Zuordnung der Rollen zu den individuellen Temperamenten ihrer jungen Darsteller, die der Regisseurin prächtig gelungen war. So konnten Luana Elisa Angona, Benja Bauroth, Rebecca Boecker, Nina Claessen, Florin Engels, Emilie Fiedler, Anna Hentschel, Lily Kanters, Pia Köthe, Ronja Mohaupt, Corbinian Johannes Leopold Stockhausen, Tyler Tessmer, Jonathan Tillmann, Olivia Türk und Lea Marie Vieten ihre Talente bestens entfalten.

MOJO MENDIOLA

(RP)
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