Krefeld Seidenweberhaus: Duftspender gegen Urin

Krefeld · Die Seidenweberhaus GmbH rüstet auf und will die Spielstätte für die kommenden Jahre attraktiver machen: Duftspender gegen den Uringestank, Videoüberwachung gegen unliebsame Gäste und ein neuer Innen-Anstrich.

 Paul Keusch (r.) zeigt auf den Duftspender. In der hinten gelegenen Ecke sieht man die Videoüberwachung (ohne Aufzeichnung), die vom technischen Hausleiter Darius Gehrmann (l.) im Büro kontrolliert werden kann.

Paul Keusch (r.) zeigt auf den Duftspender. In der hinten gelegenen Ecke sieht man die Videoüberwachung (ohne Aufzeichnung), die vom technischen Hausleiter Darius Gehrmann (l.) im Büro kontrolliert werden kann.

Foto: Lammertz, Thomas

Die Seidenweberhaus GmbH setzt gegen den bestialischen Uringeruch im Parkhaus neuerdings Duftspender ein. Der Effekt ist deutlich spürbar: Im ganzen Haus riecht es jetzt frischer, aktuell nach Zitrone.

Zuvor hatten die Drogensüchtigen des Theaterplatzes die Tiefgarage als Schlafstätte missbraucht, tagtäglich in die Ecken uriniert. Im ganzen Haus, bis hoch in die Büros der Geschäftsführung, war der Uringeruch vorgedrungen.

Die Geruchs-Offensive ist eine von vielen kleinen Einzelmaßnahmen, mit denen Geschäftsführer Paul Keusch und sein Team das Haus in den kommenden Jahren als Spielstätte attraktiv halten wollen: Videoüberwachung und neue Schließmechanismen in Türen wurden eingesetzt, das prägnante Orange der Rohre im Seidenweberhaus wird überstrichen.

Einige tausend Euro kosten die Ausbesserungen. Am wirksamsten sei neben den Duftspendern die Videoüberwachung, sagt Keusch: "Das war die Königsmaßnahme." Die Charme-Offensive startet Keusch in bewegten Zeiten: Er selbst hat angekündigt, seinen 2013 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.

Die Politik diskutiert derweil den Abriss des Seidenweberhauses und will noch in diesem Jahr entscheiden, wie die Zukunft des Hauses aussieht. Ein Neubau könne leicht 30 bis 40 Millionen Euro kosten, mahnt Keusch, der zum Vergleich den Neubau der Reutlinger Stadthalle nennt.

Die für das Seidenweberhaus bereits beschlossenen und dringend nötigen Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro, unter anderem für eine Feuerleiter außen, müssen zum Teil noch umgesetzt werden. Keusch betont, dass das Seidenweberhaus nach dem politischen Willen bis mindestens bis 2017 gehalten wird und deshalb ein Verzicht auf die Verschönerungsmaßnahmen keine Option war.

Anlass für die optische und geruchliche Aufwertung waren die anhaltenden Probleme mit der Drogenszene des Theaterplatzes — weil die Haupttür zum Seidenweberhaus und Bürgerbüro wegen neuer Brandschutzbestimmungen dauerhaft von innen zu öffnen sein musste, konnten die Drogensüchtigen auch von außen hereinkommen.

Keusch beschreibt die fatalen Zustände im Haus: "In den zwei unteren Geschossen haben die Junkies übernachtet, sich ihre Spritzen gesetzt, in den Ecken die Notdurft verrichtet. Die Wände waren mit Kot und Blut verschmiert. Es war nicht mehr zu aushalten." Nachdem einige Veranstalter sich vom Seidenweberhaus als Spielstätte oder Tagungsort verabschiedet hatten, zog Keusch die Notbremse. Reichlich spät, doch Keusch sagt: "Jetzt war die richtige Zeit."

Vor einem Jahr begann er mit seinem neuen technischen Hausleiter Darius Gehrmann, das Haus an vielen Stellen aufzubessern. "Man kann das Seidenweberhaus ja nicht bis 2017 verkommen lassen", sagt Gehrmann, der im vergangenen Jahr von der Düsseldorfer Oper nach Krefeld wechselte.

Er sei begeistert von "diesem alten Schätzchen", sagt Gehrmann. "Dieses Haus hat viele Vorteile, ist superflexibel. Ich werde es mit den kleinen Verbesserungen hier der Politik so schwer wie möglich machen, den Abriss zu beschließen." Die Sanierungen zeigten Erfolg, wie Keusch betont: "Mittlerweile übernachtet kein Junkie mehr direkt im Haus."

Er weiß, dass sein Haus von außen immer noch kein Schmuckstück ist, will sich an der Debatte um Neubau oder Abriss nicht beteiligen, sagt aber, dass die Besucher die neuen Veränderungen im Haus deutlich spüren würden: "Viele kommen und sagen; ,Hier hat sich aber was verändert.'"

(top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort