Kunst am Seidenweberhaus Street-Art-Monument - Krefeld traut sich was

Krefeld · Am Seidenweberhaus kann nun niemand mehr vorbei sehen. Das graue Gebäude ist ein Kunstwerk geworden, an dem es viel zu entdecken gibt.

Die Verwandlung eines Betonriesen
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Die Verwandlung eines Betonriesen

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Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wer sich vom Ostwall aus dem Seidenweberhaus nähert, sieht, wie ein riesiger rosaroter Kraken sich seiner bemächtigt. Die langen Fangarme nehmen den grauen Beton ein - so wie die 30 Künstlerinnen und Künstler, denen die Stadt das Gebäude auf dem Theaterplatz überlassen hat. „Wir sind eine Stadt, die auch mal was traut“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer, als er am Samstagnachmittag die Verwandlung der grauen Riesen in Augenschein nimmt. Noch stehen die Gerüst, aber die Eindrücke sind überwältigend. Die Aktion habe dem von vielen so geschmähten Bauwerk „ein Stück seiner Würde wiedergegeben“, so Meyer, der sich an viele schöne Veranstaltungen im Seidenweberhaus erinnert.

Dennoch: „Die Entscheidung für den Abriss steht“, so Meyer. Und das ist fast schade. Denn es gibt weit mehr zu entdecken, als die großartige Astronautenoptik zur Rheinstraße hin, und den Superkraken. Es sind ungezählte Details, die sich in den Kunstwerken finden lassen, ungezählte Verweise auf Krefeld, das Haus, Geschichte und Gegenwart. „Es ist ein Ort, an dem Wirtschaft und Handel, Kultur und soziale Welt aufeinandertreffen“, sagt die künstlerische Leiterin Frederike Wouters. Geschäfte, Theater und Mediothek, aber auch die Drogenszene auf dem Theaterlatz haben die 30 Street-Artisten beeindruckt - und bedrückt. Der Platz als Symbol, des sozialen Lebens gleichzeitig der Ausgrenzung - das schlägt sich nieder. Denn immer wieder geht es um Menschen, die ins dieses öffentliche Haus gehen, es ich erobern. Sogar eine Katze hat hier ihre überdimensionale Katzenklappe. Humor spielt eine wichtige Rolle.

So werden die Säulen des Hauses zu Riesen-Bleistiften, das Logo zu Honigwaben für Mega-Bienen. Und immer wieder Beuys. Es gibt eine beeindruckende Darstellung zum Schamanismus, die berühmt-berüchtigte Badewanne, den Hut - und natürlich (gleich mehrfach) den Hasen. Es geht um das Leben und die Vergänglichkeit, wenn sich Natur die Welt zurückerobert oder zarte Pflanzen optisch marodes Mauerwerk durchbrechen, es geht um die Ästhetik von Krefelder Reihenhäusern und die Entdeckung einer (neuen) Welt, um Werden und Vergehen mit einer Hommage an den Entomologischen Verein und um die Lust am Spiel, wenn ein Metall-Briefkasten plötzlich zum Teil eines dreidimensionalen Roboters anmutet. Fast zu schade, dass wunderbare Kunstwerke in den Treppenhäusern verschwinden. Dort sind sie zwar zugänglich. Aber die Wirklichkeit des Gebäudes zeigt, dass das nur sehr abgehärteten Nasen zumutbar ist.

Ein städtebauliches Ärgernis aus den 70er Jahren ist zum zentralen Aushängeschild geworden. Wenn Anfang August die Gerüste abgebaut werden, hat Krefeld ein Aushängeschild. „Wir haben eine Lanze für die Street Art gebrochen. Wir sind mit Bauhaus und Kaiser-Wilhelm-Museum groß geworden - die auch zeigen,dass Krefeld sich was getraut hat“, sagte Meyer.

Das Stadtmarketing, das die Aktion initiiert hat, erstellt zurzeit eine Broschüre zu den Künstlern und ihren Werken. Führungen sind geplant. Demnächst ist ein Video der Aktion Silk City Gallery zu sehen unter www.krefeld.de/de/stadtmarketing/silk-city-gallery

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