Altes Stadtbad Schwimmbad-Sanierung würde 30 Millionen Euro kosten

Krefeld · Versuche privater Investoren, das alte Stadtbad wieder herzurichten und zu nutzen, sind gescheitert. Jetzt die überraschende Wende: Die Stadt kann sich gut vorstellen, selbst als Bauherrin tätig zu werden - mit finanzieller Unterstützung des Landes.

 Der Putz bröckelt, Risse in den Mauern sind sichtbar - das alte Stadtbad ist in einem schlechten Zustand.

Der Putz bröckelt, Risse in den Mauern sind sichtbar - das alte Stadtbad ist in einem schlechten Zustand.

Foto: Stadt krefeld

Das denkmalgeschützte Alte Stadtbad an der Neusser Straße ist ein Juwel des Jugendstils. Seit Jahren ist es ungenutzt und verfällt. Private Investoren sind mit ihren Konzepten gescheitert. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf. Initiator ist die Stadt Krefeld. Planungsdezernent Martin Linne kündigt im Gespräch mit unserer Redaktion die Ausschreibung einer Nachnutzungsstudie an. Die Finanzierung durch das Städtebauministerium sei bewilligt. Die Aufgabe besteht darin, die Substanz zu prüfen und Nutzungsideen zu entwickeln. "Die können sportlicher, gewerblicher oder kultureller Natur sein", sagte Linne.

Der Beigeordnete geht noch einen Schritt weiter. Die Herrichtung öffentlicher Infrastruktur sei mit 70 bis 80 Prozent förderfähig. Vor diesem Hintergrund kann sich der Experte gut vorstellen, dass die Stadt Krefeld als Eigentümerin der denkmalgeschützten Immobilie in Teilen des Komplexes selbst als Bauherrin tätig wird und etwa das Hallenbad wieder herrichtet. "In Hannover, Gotha und Viersen gibt es wunderbare Beispiele, wie Hallenbäder aus der Zeit des Jugendstils wieder nutzbar gemacht worden sind", berichtete Linne.

 Planungsdezernent Martin Linne hat neue Ideen fürs Stadtbad.

Planungsdezernent Martin Linne hat neue Ideen fürs Stadtbad.

Foto: TL

Mit dem Instrument Nachnutzungsstudie habe die Stadt bereits sehr positive Erfahrungen an der alten Samtweberei an der Lewerentzstraße gemacht. Nach Vorliegen der Ergebnisse habe sich die Montagsstiftung als Investor für das Objekt gefunden. Mittlerweile sei die Entwicklung dort zum Vorteil des Quartiers und der gesamten Stadt weit vorangeschritten.

Einen ähnlichen Impuls durch eine Nachnutzungsstudie verspricht sich der Planungsdezernent für das alte Stadtbad. Umbau, Sanierung und Nutzung könnten in einer Kombination privater und öffentlicher Bauherrn erfolgen. Neben dem Hallenbad seien auch Gastronomie, Wellness und Praxen denkbar. Vom Freibad möchte Linne die Finger lassen. Das Projekt steht derzeit wieder einmal in den Anfängen. Einen optimalen Verlauf vorausgesetzt geht der Planungsfachmann von folgendem Zeitplan aus: Rücklauf der Studien nach der Ausschreibung zu Beginn des kommenden Jahres. Dann erfolgt eine breite politische Diskussion. Ende 2018 könnten Fördermittel beantragt werden und nach deren Bewilligung vielleicht noch in 2019 mit dem Bau begonnen werden.

Im Moment stehen Arbeiten zur Substanzerhaltung an. Die Stadt Krefeld hat aus Töpfen des Bundes eine Million Euro erhalten, um den weiteren Verfall des Denkmals zu stoppen. Ein großer Betrag soll in das Dach investiert werden, um das Gebäude vor Feuchtigkeit zu schützen und es abzudichten. Eine Teilsumme soll auch in die "Rekonstruktion" von Bauelementen fließen, informierte Linne.

Bis das alte Stadtbad wieder komplett in neuem Glanz erstrahlt, sind wahrscheinlich Investitionen in Höhe von 30 bis 35 Millionen Euro nötig.

Das alte Stadtbad liegt den Krefeldern offenbar sehr am Herzen. Zumindest war das vor gut zehn Jahren so. Damals starteten Initiatoren ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf an einen Investor, der dort ein Einkaufszentrum errichten wollte - der Investor damals hieß Joachim Tenkhoff. Der Mann, der später das alte Horten-Gebäude am Ostwall kaufte, umbaute, an Primark und andere vermietete und für 51 Millionen Euro an die Londoner Investorengruppe 90 North Real Estate Partners wieder verkaufte.

(sti)
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