Entdeckung im Krefeld Schwere Herzschäden durch Partydroge

Krefeld · Atemnot, drastischer Leistungsabfall und Ödeme: Bei drei Patienten um die 20 sind in der Krefelder Helios Klinik schwerste Herzschäden entdeckt worden. Die Betroffenen sollen zuvor eine Partydroge eingenommen haben. Bundesweit sind 37 ähnliche Fälle bekannt.

So wirken Drogen auf Ihr Gehirn
10 Bilder

So wirken Drogen auf Ihr Gehirn

10 Bilder
Foto: www.trydrugs.net/screenshot

Herz-Spezialisten schlagen Alarm: Innerhalb weniger Wochen sind allein in Krefeld bei drei jungen Menschen schwere Herzschäden durch Partydrogen festgestellt worden. Eine bundesweite Umfrage unter Kardiologen habe 37 ähnliche Fälle ans Licht gebracht, teilten die Helios-Kliniken am Montag in Krefeld mit.

Die drei Patienten in Krefeld seien 19 bis 23 Jahre alt. Jeder von ihnen habe das gleiche erschreckende Bild: Sie seien mit Atemnot, drastischem Leistungsabfall und Ödemen in der Klinik erschienen. Ohne Vorerkrankungen wiesen ihre Herzen plötzlich schwerste, irreparable Schäden auf, so Prof. Heinrich Klues, Chefarzt der Kardiologie am Helios-Klinikum Krefeld.

Eingehende Gespräche und medizinische "Detektivarbeit" hätten ergeben, dass alle drei Patienten als einzige Übereinstimmung vom regelmäßigen Konsum aufputschender Partydrogen berichteten. Dabei kann es sich um Tabletten oder auch um Pulver handeln, das über die Nase geschnupft wird. Die Pillen können ganz unterschiedlich aussehen. Generell wechseln auch die Namen und Bezeichnungen der Drogen in der Szene sehr schnell.

"Besonders auffällig ist die schwere Schädigung des gesamten Herzens. Bei allen drei Patienten sind beide Hauptkammern stark erweitert, die Pumpleistung ist hochgradig vermindert", berichtete Klues am Montag. Die Herzmuskel der Patienten seien schwer vergiftet (toxische Kardiomyopathien).

Die bundesweiten Rückmeldungen ließen bereits nach wenigen Wochen Schlimmes befürchten. "Es gibt vermutlich eine hohe Dunkelziffer, die die diagnostizierten Fälle um ein Vielfaches übersteigt."

Welche ungünstigen Umstände, chemischen Substanzen oder Mixturen der Auslöser waren, lasse sich nur noch zum Teil klären. Amphetamine und Koffein seien bei allen drei Krefelder Fällen nachweisbar. In einem Fall mit gleichzeitigem Herzinfarkt habe auch Kokain eine Rolle gespielt, so der Krefelder Chefarzt. Auch der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie habe das Thema inzwischen auf seine Tagesordnung gesetzt.

Ähnliche Fälle seien von Herz-Spezialisten aus Hamburg, Hannover, Münster, dem Ruhrgebiet, Köln, Eschweiler, Stuttgart, Biberach, Augsburg, München, Eisenach, Meiningen, Eisleben, Halle (Saale), Brandenburg, Berlin und Dresden gemeldet worden.

Die Kardiomyopathie ist eine Erkrankung des Herzmuskels, die eine mechanische Funktionsstörung des gesamten Herzens nach sich zieht. Leistungsschwäche, Atemnot, Herzstolpern und Wasseransammlung in den Beinen können Symptome für eine Herzmuskelerkrankung sein. Als Ursachen sind bislang Vererbung, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, vorausgegangene Herzmuskelerkrankungen sowie langjähriger Alkohol- und Medikamentenkonsum bekannt.

(dpa/lnw/ape)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort