Krefeld Schwangere in Not: Es fehlen Hebammen

Krefeld · Der Kreisverband bietet in den Sommerferien eine kostenlose Wochenbettsprechstunde an.

 In Krefeld gibt es nicht genug Hebammen.

In Krefeld gibt es nicht genug Hebammen.

Foto: dpa, mhi fux

Mit einem Pilotprojekt werden die Krefelder Hebammen der massiven Unterversorgung der Schwangeren und Wöchnerinnen entgegentreten. Sie bieten in der Sommerferien, 11. Juli bis 23. August, eine kostenlose Sprechstunde an: "Wochenbettsprechstunde für Frauen, die keine reguläre Hebammenbetreuung gefunden haben."

Die Unterversorgung der Schwangeren und Wöchnerinnen ist bedingt durch einen eklatanten Mangel an Hebammen. Unter anderem hat die drastische Erhöhung der Prämie für die Berufshaftpflichtversicherung dazu geführt, dass viele Frauen diesen Beruf nicht mehr ergreifen oder ihn aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben müssen. Das hat zur Folge, dass Schwangere häufig Schwierigkeiten haben, eine Hebamme zu finden. Gerade in den langen Sommerferien spitzt sich die Situation zu. Deshalb haben Vertreterinnen des Kreisverbandes der Krefelder Hebammen für diese Zeit eine kostenlose Wochenbettsprechstunde ins Leben gerufen. Bärbel Ostermann, eine der Vertreterinnen erläutert das Angebot: "Wir bieten den Frauen, die keine Hebammenbetreuung haben, eine Nachsorge an. Das heißt, wir werden die Neugeborenen wiegen, die Versorgung des Nabels vornehmen, Ernährungs- und Stillberatung geben, sowie die Kontrolle der Wundheilung durchführen. Und nicht zuletzt werden wir natürlich für Gespräche da sein."

Durchgeführt wird die Sprechstunde in Räumen der Bürgerinitiative "Rund um St. Josef", die diese dem Pilotprojekt kostenlos zur Verfügung stellt. "Ganz wichtig für unsere Organisation ist, dass die Frauen sich vorher telefonisch anmelden", betont Eva Lucht, Hebamme und Vertreterin des Kreisverbandes, "wir sind mit 6 Kolleginnen abwechselnd vor Ort."

Gesundheitsdezernent Thomas Visser ist dankbar, dass dieses Projekt zustande kommt: "Es ist gesellschaftspolitisch eigentlich nicht zu verstehen, dass es immer mehr junge Eltern gibt, die so überhaupt nicht im Umgang mit Säuglingen vertraut sind." Hier hakt Sonja Heitland, Hebamme und Vertreterin des Kreisverbandes ein: "Das passt genau zu den Entwicklungsdefiziten, die wir hier in Krefeld bei Kindern, beispielsweise bei den Einschuluntersuchungen beobachten."

Visser betont: "Wir unterstützen dieses Pilotprojekt sehr gerne und wollen Erkenntnisse darüber sammeln, wie es angenommen wird - unser Beitrag darf dann auch gerne größer ausfallen als die derzeitigen - zugegebenermaßen ,überschaubaren' - 600 Euro Aufwandsentschädigung." Sonja Heitland: "Eigentlich wären Hausbesuche von Hebammen viel wichtiger, aber das können wir personell nicht leisten. Junge Eltern sind häufig nicht gut informiert, wie beispielsweise Krankheiten erkannt werden oder wie man Kinder betreut; da wären unsere Besuche mehr als sinnvoll".

Telefonische Rufbereitschaft: Diana Hohnrath, mobil: 0177/1474877, erreichbar Montag bis Donnerstag von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr (es ist auch ein Anrufbeantworter geschaltet, auf dem die Rufnummer und eine Nachricht hinterlassen werden kann). Hebammensprechstunde: Corneliusstraße 43 (in den Räumen der Bürgerinitiative "Rund um St. Josef"): montags, mittwochs, freitags in der Zeit von ca. 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Vorherige telefonische Terminabsprache erbeten.

(RP)
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