Krefeld Schullandheim 2013 nur zu 27,9 Prozent ausgelastet

Krefeld · Die Stadt hat gestern im Schulausschuss neue Zahlen zum Schullandheim Herongen vorgelegt, dessen Schließung - so bestätigte die Stadt gestern - vom Kämmerer im Rahmen der Haushaltsberatung präsentiert wird.

Der Schulausschuss stimmte am Ende über einen Vorschlag ab, der auf Initiative von Frank Meyer (SPD) entstanden war: Mehrheitlich, gegen CDU und FDP, war die Politik der Meinung, dass dem Schullandheim für das Schuljahr 2015/2016 eine Bestandsgarantie gegeben werden soll, damit etwaige Interessenten sich sicher anmelden können. Der Rat muss dieses Votum heute bestätigen. Frank Meyer sagte aber auch: "Man muss im Rahmen der Haushaltsberatungen sehr wohl die Diskussion führen, ob die Ausgaben für Herongen nicht an anderer Stelle im Bildungsbereich wichtiger eingesetzt sind." Es sei eine "bildungspolitisch strategische Überlegung".

Die Zahlen sprechen nicht für Herongen: Die Auslastung, so machte Schulamtsleiter Jürgen Maas deutlich, ist schwach. Von den 13 341 Übernachtungen im Jahr 2013 entfielen 6 249 auf Krefelder Schulen. Damit betrug der Anteil der Schulbelegungen an den Belegungen insgesamt 46,8 Prozent. Das Schullandheim verfügt über eine Bettenkapazität in Höhe von 47 815 Übernachtungen pro Jahr. Bezogen auf die 13 341 Übernachtungen ergibt das eine Belegungsquote von 27,9 Prozent für das Jahr 2013. Nur auf die Krefelder Schulen bezogen ergibt sich für 2013 eine Inanspruchnahme von 13,1 Prozent der Gesamtkapazität. Während weniger Schulklassen kommen, steigt hingegen die Zahl der sonstigen Gäste. Im Vergleich mit anderen Schullandheimen, so erfuhr unsere Zeitung, soll die Auslastung durchaus gut sein. Jürgen Maas verteidigte ausdrücklich den Leiter des Schullandheims, Klaus Friedrich. Dieser leiste tolle Arbeit. Das Konzept des naturpädagogischen Ansatzes sei überaus gelungen - es fehlten aber die Krefelder Lehrer, die mit den Klassen dorthin gehen. Britta Oellers (CDU) forderte: "Die Lehrer müssen mit den Füßen abstimmen."

6,5 Planstellen, verteilt auf 10 Mitarbeiter, gibt es für das Schullandheim. 2013 hat die Stadt für Personal und Betrieb einen Zuschuss von 179 729 Euro gegeben, dazu Gebäudebewirtschaftungskosten von 110 000 Euro, insgesamt also 289 792 Euro. Bezogen auf die Gesamtzahl der Übernachtungen im Jahr 2013 betrug der städtische Zuschuss pro Nutzer also 21,72 Euro. Diese Zahl muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass bei zweitägigem Aufenthalt eine Übernachtung nur 19 Euro kostet - weniger also, als der städtische Zuschuss pro Tag. Paul Hoffmann (FDP) schlug deshalb Kooperationen mit anderen Gemeinden bei der Finanzierung des Heimes vor.

Laut Stadt werden bei einem Weiterbetrieb des Schullandheims in Kürze erhebliche Investitionen in Einrichtung und Gebäudeunterhaltung anstehen. In 2015 sind für die Gebäudeunterhaltung 37 000 Euro aufzuwenden. Mittelfristige investive Maßnahmen zur energetischen Verbesserung belaufen sich auf insgesamt 288 000 Euro. Notwendig sei außerdem kurzfristig die Erneuerung von 40 Doppelstockbetten, in absehbarer Zeit wäre die Küchenausstattung auszutauschen. Auch müsste das Heim in Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention barrierefrei ausgebaut werden.

Jürgen Maas und Gregor Micus haben die Herongen-Mitarbeiter in der vergangenen Woche über die Ergebnisse der internen Haushaltsberatungen informiert. Pikant: Maas bestätigte gestern auf Anfrage von Frank Meyer, dass - in Kenntnis der aktuellen Spardiskussionen - die Verwaltung vor wenigen Wochen in Herongen noch einen Hausmeister neu eingestellt hatte.

(RP)
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