Krefeld Schulen: Reinigungskräfte beklagen Lohndumping und Turboputzen

Krefeld · Die Stadt Krefeld hat Leistungen zur Grund- und Unterhaltsreinigung in Schulen und Kindergärten neu ausgeschrieben und will rund 150.000 Euro einsparen. Die Gewerkschaft warnt vor den Folgen.

 IG Bau-Vizeregionalleiterin Nicole Simons und IG Bau-Gewerkschaftsekretär Mahir Sahin machten auf die Lage der Reinigungskräfte in Krefelder Schulen aufmerksam.

IG Bau-Vizeregionalleiterin Nicole Simons und IG Bau-Gewerkschaftsekretär Mahir Sahin machten auf die Lage der Reinigungskräfte in Krefelder Schulen aufmerksam.

Foto: Thomas Lammertz

Von unhaltbaren Zuständen bei den Reinigungsfirmen in den Krefelder Schulen ist in Gewerkschaftskreisen die Rede. Begriffe wie Lohndumping und Turboputzen seien unter den betroffenen Arbeitnehmern an der Tagesordnung, sagten Nicole Simons und Mahir Sahin von der IG Bau während eines Treffens mit Krefelder Kommunalpolitikern in der Fabrik Heeder.

Und es könnte noch schlimmer werden, befürchten die mehrheitlich weiblichen Reinigungskräfte. Derzeit schreibt die Stadt Krefeld die Reinigungsarbeiten in Schulen, Turnhallen, Kinder- und Kultureinrichtungen sowie Verwaltungsgebäuden für die kommenden vier - mindestens aber zwei - Jahre aus. Das Gesamtpaket mit fast 500 000 Quadratmetern Objektfläche ist in 14 so genannte Lose unterteilt. Maximal drei davon können von ein und derselben Firma übernommen werden. Die Bewerbungsfrist läuft am 30. Juni dieses Jahres ab.

Wie SPD-Bürgermeisterkandidat Frank Meyer berichtete, plane die Stadt Krefeld auf dem Sektor 150.000 Euro pro Jahr einzusparen. Das solle ohne Qualitätseinbußen möglich sein. Dies sei so an ihn herangetragen worden, berichtete der Ratsherr. Meyer betonte, dass die Stadt Krefeld als Auftraggeber in der Verantwortung stehe, dass die gesetzlichen Standards eingehalten werden. Die Ausschreibung verlangt auch tatsächlich, dass als "Kalkulationsgrundlage die seit 1. Januar 2015 gültigen Tariflöhne des Gebäudereinigerhandwerks anzusetzen sind.

Die Liste der Mängel bei der Reinigung der Schulen sei lang, sagt IG Bau-Gewerkschaftsekretär Mahir Sahin. Eine Umfrage unter den Beschäftigten habe folgendes ergeben: Vorarbeiter erhielten ihren höheren Tariflohn nicht; für Minijobber gebe es oft keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; zusätzliches Urlaubsgeld werde nicht ausgezahlt; Überstunden und Feiertage würden nicht korrekt vergütet sowie Urlaubstage nicht korrekt berechnet.

Betroffen seien rund 300 Reinigungskräfte an etwa 50 Krefelder Schulen, berichtet IG Bau-Vizeregionalleiterin Nicole Simons. "Nirgendwo sonst in der Region treten die Probleme so deutlich zutage wie in Krefeld", sagte sie. Die Erkenntnisse basieren auf einer Befragung an 20 Schulen, in denen neun verschiedene Reinigungsfirmen tätig sind. Der Trend sei klar, so die Betroffenen.

Sie müssten in derselben Zeit mit demselben Personal immer größere Flächen reinigen. Sollte der Arbeitsumfang tatsächlich einmal gleich bleiben, dann sei er nicht selten mit weniger Personal zu erledigen. Teilweise fehlten den Reinigungskräften sogar die notwendigen Utensilien, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. "Gummihandschuhe und Reinigungsmittel kaufen wir schon mal selbst", sagten sie in den Räumen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der Fabrik Heeder.

Die Forderung an die Stadt Krefeld lautet: Die Kommune solle sich in einer Art Ehrenkodex verpflichten, nur Reinigungsfirmen zu beschäftigen, die ihren Pflichten nachkommt und darüber hinaus zum Beispiel unbefristete Arbeitsverhältnisse abschließt.

Die derzeitigen Verhältnisse, so Nicole Simons, verstießen zum Teil gegen die Arbeitsvorschriften und lieferten unter hygienischen Gesichtspunkten ein eher unbefriedigendes Ergebnis. Landtagsabgeordnete Ina Spanier-Oppermann (SPD) kennt das. Sie berichtet aus ihrer Erfahrung als Mutter eines schulpflichtigen Kindes, dass die Kinder sich mittlerweile weigerten, in der Schule eine Toilette aufzusuchen.

(RP)
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