Krefeld Schulanfang — Tipps für Eltern

Krefeld · Jetzt werden die i-Dötzchen eingeschult. Wir sprachen mit Hildegard Reintges, Sprecherin der Krefelder Grundschulleiter, darüber, wie Eltern ihren Kindern helfen können – und was sie besser unterlassen.

Jetzt werden die i-Dötzchen eingeschult. Wir sprachen mit Hildegard Reintges, Sprecherin der Krefelder Grundschulleiter, darüber, wie Eltern ihren Kindern helfen können — und was sie besser unterlassen.

Wie viele Kinder, die gestern und heute eingeschult wurden, können lesen?

Reintges Wenige. Einige haben eine kleine Vorstellung davon. Wir sind aber auch froh darüber, dass nicht viele Kinder Vorkenntnisse mitbringen, weil wir dann die Chance haben, Lesen und Schreiben so grundzulegen, wie wir das gerne hätten.

Gibt es einen Trend zu überehrgeizigen Eltern, die sagen: Mein Kind soll lesen können, wenn es in die Schule kommt.

Reintges Nein. Ich denke, dass die Eltern durch die Verschiebung des Einschulungsalters eher realistischer werden. Als der Einschulungstermin noch der 30. Juni war, gab es regelmäßig Eltern, die fragten: Wie bekomme ich mein Kind früher in die Schule? Heute ist eher die Frage: Kann mein Kind noch ein Jahr zu Hause bleiben?

Was empfehlen Sie Eltern für die ersten Schultage ihres Kindes?

Reintges Das Wichtigste ist, dass Eltern ihren Kindern keine Angst, sondern Mut machen und nicht Ängste, die sie als Eltern vielleicht haben, auf das Kind übertragen. Die Nervosität des Schulanfangs sollte möglichst schnell verloren gehen.

Gibt es Eltern, die von Anfang an auf so etwas wie Drill setzen?

Reintges Es gibt immer Eltern, die meinen, durch Drill, könne man viel erreichen. Das ist ein Problem. Lerntempo und Lernfortschritte hängen auch sehr vom Kind ab; man kann einem Kind nicht beliebig durch Drill Dinge eintrichtern.

Wie können Eltern ihrem Kind helfen — die Kinder müssen ja plötzlich ganz schön viel Zeug verwalten.

Reintges Helfen kann man Kindern, wenn man ihnen beim Schulranzen packen zur Seite steht und mit darauf achtet, dass alles drin ist. Das üben wir in der Schule natürlich auch, und dennoch brauchen Kinder anfangs Hilfe, um solche Ordnungsmechanismen zu lernen.

Und wann lernen Kinder ihren ersten Buchstaben?

Reintges Das geschieht schon früh in der ersten oder zweiten Woche. Wir wollen ja die Motivation der Kinder nicht stören. Sie wollen etwas lernen. Viele Kinder verbinden mit Schule auch Hausaufgaben, und so bekommen die Kinder am ersten Tag auch eine Hausaufgabe. Kinder wollen arbeiten, und sie wären enttäuscht, wenn das Spielerische aus dem Kindergarten ungebrochen weitergeht.

Und was ist zu Hause wichtig?

Reintges Wichtig ist, dass Kinder an einen gewissen Rhythmus gewöhnt werden. Dass sie einen Arbeitsplatz haben und bestimmte Zeiten für die Hausaufgaben. Die Kleinen dürfen pro Tag bis zu einer halben Stunde Hausaufgaben machen.

Was ist besser nach der Schule: Erst Hausaufgaben, dann spielen — oder umgekehrt?

Reintges Das hängt von den Kindern ab. Es gibt Kinder, die kommen nach Hause und wollen ihre Hausaufgaben machen. Es gibt Kinder, die wollen erst spielen und sich abreagieren. Wichtig ist, dass es einen Rhythmus gibt, ein paar Regeln für den Tag.

Sollen Eltern von Anfang an Hausaufgaben kontrollieren?

Reintges Ja, das ist wichtig, aber kontrollieren im Sinne von: Was hast du auf, und hast du verstanden, was du machen sollst. Es geht um behutsames Begleiten; die Kinder sollen ihre Aufgaben schon selbstständig erledigen.

Stimmt es, dass Eltern ihre Kinder immer früher zur Nachhilfe schicken.

Reintges Das sind in der Grundschule noch Ausnahmen.

Die neue Landesregierung will die Schulbezirke wieder einführen. Wie sehen Sie das?

Reintges Zum einen hat sich nach der Auflösung der Bezirke so viel nicht geändert. Die meisten Eltern schicken ihre Kinder nach wie vor zur nächstgelegenen Schule. Und Schulen aus Bezirken mit wenigen Schülern haben eher profitiert, weil sie mit einem besonderen Profil Schüler gewinnen und den Bestand der Schule sichern konnten. Wenn neue Bezirke eingeführt werden, dann müssten sie ohnehin sehr viel größer als die alten sein, weil sonst der Bestand vieler Schulen aufgrund sinkender Schülerzahlen akut bedroht wäre.

Aber wenn Bezirke sehr groß sind, ist es wiederum fast egal, ob es Bezirke gibt.

Reintegs Egal auch wieder nicht. Ich habe schon den Eindruck, dass die Eltern die Freiheit der Schulwahl schätzen. Sie informieren sich. Früher mussten Eltern eine Schule nehmen, heute entscheiden sich Eltern bewusst für eine Schule, und sei es eben die nächstgelegene. Das ist gut.

Jens Voss führte das Gespräch

(RP)
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