Krefeld Schmuck aus alten Fahrradteilen

Krefeld · Jeden Dienstag bietet Waltraud Fleuren bei ihrer Pflanzentauschbörse neben Gewächsen auch noch Schmuck aus alten Fahrradteilen an. Der Erlös geht an die Emmaus-Beschäftigungsinitiative "Anstoss".

 Fahrrad-Ventile als "Perlen" sind wesentliche Bestandteile der schmucken Halskette von Waltraut Fleuren.

Fahrrad-Ventile als "Perlen" sind wesentliche Bestandteile der schmucken Halskette von Waltraut Fleuren.

Foto: Thomas Lammertz

Es sind schon seltsame Schmuckstücke, die man zu sehen bekommt, wenn man an einem Dienstag den Innenhof an der Peter-Lauten-Straße betritt: Ringe aus alten Fahrradreifen, Ketten aus Ventilen und Gürtel aus Schläuchen liegen auf einem kleinen Tisch, und dahinter steht Waltraud Fleuren, die die Stücke alle selbst gemacht hat. "Ich kann nämlich nichts wegschmeißen", erklärt sie.

Die Beschäftigungsinitiative "Anstoss", eine Tochterorganisation von Emmaus, bekommt regelmäßig gebrauchte Fahrräder gespendet. Darum kümmert sich dann Fleurens Kollege Erol Gundogdu, der seit zehn Jahren für die Organisation tätig ist. Und die Fahrräder, die er nicht gebrauchen kann, gibt er seiner Kollegin, die dann Kunst daraus macht. Aus alten Fahrradreifen entstehen ausgefallene Ringe, Armbänder und Gürtel, die Ventile der Fahrräder kann man als Perlen verwenden. Ihre Produkte sind für diejenigen, die gerne recyceln, "nicht für die Wegwerfgesellschaft", sagt Waltraud Fleuren. Neue Materialien wären auch zu teuer, stattdessen verwendet Fleuren zusätzlich Perlen, Bänder und Knöpfe, die die Menschen nicht mehr brauchen und ihr für die Arbeitslosenunterstützung vorbeibringen. Über Spenden freut sie sich immer. Im Moment versucht Waltraut Fleuren, selber Taschen zu entwickeln. "Die Ideen kommen mir immer, wenn ich nachts nicht schlafen kann", sagt sie und lacht. Und manchmal versucht sie auch etwas, und es wird etwas ganz anderes daraus. Das ist aber kein Problem, sondern sehr willkommen.

 Waltraut Fleuren an ihrem Blumenstand an der Peter-Lauten-Straße.

Waltraut Fleuren an ihrem Blumenstand an der Peter-Lauten-Straße.

Foto: Lammertz Thomas

Während ihre Leidenschaft für Pflanzen erst später dazu gekommen ist, hat sie sich schon immer für Kunst aller Art interessiert. In ihrem Leben hat sie schon gehäkelt, genäht, mit Aquarellfarben gemalt und Holz verarbeitet. Das Besondere an Kunst sei, dass Unikate entstehen und man sich entfalten könne. "Wenn man ein Leben ohne das alles führt, dann muss das ganz schön langweilig sein", sagt sie.

Zusätzlich zu dem Fahrradschmuck verkauft und tauscht sie an ihrem Stand auch Pflanzen und Blumen aller Art. Der Erlös fließt in die Arbeitsloseninitiative. "Das Spannende für die Kunden daran ist, dass sie oft nicht wissen, was das genau für Pflanzen sind, die sie bekommen, und welche Farbe und Größe sie später einmal haben werden."

 Aus zugeschnittenen Fahrradschläuchen ist diese witzige, dekorative Halskette unter den Händen der Hobby-Künstlerin entstanden.

Aus zugeschnittenen Fahrradschläuchen ist diese witzige, dekorative Halskette unter den Händen der Hobby-Künstlerin entstanden.

Foto: Lammertz Thomas

Aber hat Waltraud Fleuren neben den Hobbys überhaupt noch Zeit für irgendetwas anderes? "Ich beschäftige mich auch viel mit meinen Enkeln und lese gerne. Sonst bleibt nicht viel Zeit übrig. Aber ich sehe das ja nicht als Verpflichtung an, es macht mir Spaß!"

Zuhause geht die Arbeit an einem Schmuckstück meistens schnell, aber oft muss sie auch erst überlegen und Sachen ausprobieren. Hauptberuflich ist die Künstlerin "nur noch Oma" und hat so genug Zeit, sich ganz ihrer Leidenschaft hinzugeben - und das tut sie auch.

(RP)
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