Krefeld Schlagloch-Parcours auf der Lerchenstraße

Krefeld · Eine Anwohnerin klagt: Kein Durchkommen mit dem Rollstuhl. Die Hülser Lerchenstraße ist im Bereich einer kurzen Lindenallee von Schlaglöchern übersät. Gleichzeitig ist der Gehweg massiv durch Baumwurzeln geschädigt.

 Nur schwer zu überwinden ist der Weg über die Lerchenstraße in Richtung Hülser Zentrum für Lia Kuckert und ihren Mann Romanus, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Nur schwer zu überwinden ist der Weg über die Lerchenstraße in Richtung Hülser Zentrum für Lia Kuckert und ihren Mann Romanus, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Foto: Thomas Lammertz

Eigentlich ist es nur ein kurzer Fußweg, um von der Lerchenstraße in Hüls zu den Lebensmittelgeschäften am Mühlenweg zu gehen. Für Lia Kuckert und ihren Mann Romanus, der aufgrund einer Parkinson-Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist, ist die Strecke jedoch nur mit Mühen zu bewältigen. Denn auf Höhe der Häuser mit den Nummern 12 bis 20 gibt es für die beiden kaum ein Durchkommen. Der Straßenbelag ist mit teils tiefen und großflächigen Schlaglöchern übersäht. Und der Gehweg an diesem Teilstück der Lerchenstraße ist gleich gar nicht für Rollstühle geeignet, weil Baumwurzeln das Pflaster stark angehoben haben. Selbst für Fußgänger ein teils anspruchsvoller Hindernisparcours. Vor eineinhalb Jahren, berichtet Lia Kuckert, sei ihr Mann an dieser Stelle aus dem Rollstuhl gekippt. Seither meidet die rüstige Dame das Teilstück möglichst. "Ich komme mit dem Rollstuhl meines Mannes kaum aus unserer Straße hinaus, weil der Gehsteig durch die Baumwurzeln nicht zu benutzen ist und die Fahrbahn tiefe Löcher aufweist." Und wundert sich: "Als gebürtige Niederländerin frage ich mich jeden Tag aufs neue, wie ein reiches Land wie Deutschland seine Infrastruktur verkommen lassen kann. Innerstädtische Straßen sind dermaßen schlecht, dass man nur noch Slalom fahren kann."

Krefeld: Schlagloch-Parcours auf der Lerchenstraße
Foto: cpu

Neun große Lindenbäume machen das benannte Straßen-Teilstück zur Allee. "Vielleicht liegt es an dem Blütennektar der Bäume, dass die Straße genau an dieser Stelle so marode ist", überlegt Lia Kuckert. Tatsächlich springt es ins Auge, dass vor und hinter dem Alleebereich die Lerchenstraße in passablem Zustand ist. Der Ortstermin mit unserer Zeitung stößt auch bei zufällig vorbeikommenden Passanten auf reges Interesse. Mehrere Hülser halten an und stärken Lia Kuckert den Rücken. Es werde dringend Zeit, so die einhellige Meinung, dass der Asphalt sowie der Gehweg repariert werden müsse.

 Neun große Lindenbäume machen die Lerchenstraße auf einem kurzen Abschnitt zur Allee. Die Wurzeln der Bäume schädigen Asphalt und Gehweg. Im Frühjahr soll hier nun großflächig ausgebessert werden.

Neun große Lindenbäume machen die Lerchenstraße auf einem kurzen Abschnitt zur Allee. Die Wurzeln der Bäume schädigen Asphalt und Gehweg. Im Frühjahr soll hier nun großflächig ausgebessert werden.

Foto: Carola Puvogel

Bereits einen Tag nach der Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt haben Mitarbeiter des Fachbereichs Tiefbau sich die Sache vor Ort angeschaut: "Die Lerchenstraße wurde vor rund 15 Jahren im Bereich zwischen Am Mariengraben und Kleestraße neu asphaltiert. Der Abschnitt zwischen den Hausnummern 12 bis 20 wurde seinerzeit - vermutlich weil er damals weniger Schäden aufwies - ausgespart. Dort stehen insgesamt neun große Linden", erklärt Stadtsprecher Manuel Kölker. "Hier sind durch das Baumwachstum sowohl die Fahrbahn als auch die Gehwege im Laufe der Zeit geschädigt worden. Ursache hierfür sind die Baumwurzeln und die durch die Beschattung der Bäume länger anhaltende Feuchte der Verkehrsbereiche." Die Schäden seien dem Fachbereich Tiefbau bekannt. "Derzeit werden die Schadstellen nur mit Asphalt geflickt", berichtet Kölker weiter. "Bei entsprechender Witterung werden in den Gehwegen Pflaster- und Plattenbeläge- wo erforderlich - neu verlegt. Aus Gründen des Wurzelschutzes wird aber zum Teil auch Asphalt die Platten ersetzen müssen. Im Fahrbahnbereich werden wir dann im Frühjahr großflächig ausbessern."

Krefeld: Schlagloch-Parcours auf der Lerchenstraße
Foto: cpu

Der Zustand der Straßen müsse durch regelmäßige Kontrollen überprüft werden, um Gefahren, die den Verkehrsteilnehmer durch den Straßenzustand drohen, feststellen und beseitigen zu können. "Handelt es sich um eine Gefahrenstelle, wird - wie üblich - schnell reagiert. Täglich repariert der FB Tiefbau rund solcher 100 Gefahrenstellen", sagt Kölker. Schlaglöcher könnten von Bürgern jederzeit beim Fachbereich Tiefbau gemeldet werden.

"Vielleicht sollten die Tiefbauer mal in den Niederlanden nachfragen, wie man es dort hinbekommt, dass die Straßen so gepflegt sind", meint Kuckert, die seit 50 Jahren in Hüls lebt. Bei Reisen in die Heimat falle ihr der gravierende Unterschied zu Deutschland immer wieder auf. Sie sorgt sich auch, dass Populisten das Thema für ihre Zwecke und zum Stimmenfang nutzen könnten, nach dem Motto "Für Flüchtlinge ist Geld da, zum Reparieren der Straßen aber nicht". "Das ist aber überhaupt nicht meine Denke", betont Kuckert. Dennoch sieht sie das Thema kritisch. Und zwar nicht nur bezogen für die Straße vor ihrer Haustür, sondern auf ganz Krefeld bezogen. "Die Straßen sind doch an vielen Stellen in schlechtem Zustand", meint sie und ergänzt: "Fast erinnert mich das an die DDR".

Schon vor Jahren habe sie eine Glosse geschrieben, wie sie am Supermarkt eine Packung Eier in ihren Fahrradkorb gepackt habe und mit Rührei zu Hause angekommen sei. Für die kleinen Ausflüge mit ihrem Mann im Rollstuhl versucht sie notgedrungen, die besten Stellen zu finden, "damit er nicht so durchgeschüttelt wird."

(RP)
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