Krefeld Sanjey und das Modemärchen in der Samt- und Seidenstadt

Krefeld · Als Kind tamilischer Flüchtlinge hat sich Mohanadas Anpalagan einen Platz in Krefelds Modeszene erkämpft. Seine erste große Modenschau verbindet asiatische und europäische Elemente. Sein Motto: "Ich will die Vollkommenheit einer Frau darstellen."

Erste Modenschau von Nachwuchsdesigner Sanjey
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Erste Modenschau von Nachwuchsdesigner Sanjey

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Seinen Spitznamen Sanjey, mit dem seine Mitschüler auf der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule seinen langsilbigen Namen abkürzten, hat Mohanadas Anpalagan für sein neues Label übernommen. Mit seiner ersten großen Modenschau im Rahmen einer Veranstaltung beim Autohaus Becker-Klausmann ist der 31-jährige Krefelder Nachwuchsdesigner nun in die Öffentlichkeit getreten.

Dass er sich in Krefelds Modeszene durchsetzen würde, ist dem Autodidakten nicht in die Wiege gelegt worden. "Erfolg ist mit hartem Kampf verbunden, aber Aufgeben kommt nicht infrage. Aber jeder sollte seine Chance haben", blickt der junge Modedesigner auf seinen Werdegang zurück.

Geboren in Point Pedro, einem ehemaligen portugiesischen Stützpunkt in Sri Lanka, ist Sanjey neun Jahre alt, als seine tamilischen Eltern vor dem dortigen Bürgerkrieg nach Krefeld fliehen.

Die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule verlässt er mit dem Hauptschulabschluss. Eine Lehre als Textilmuster-Gestalter bricht der sensible Jugendliche wegen des rauen und unfreundlichen Betriebsklimas ab. Tagsüber arbeitet er fortan als Verkäufer für elektronische Medien in Geldern. Nach Arbeitsschluss beschäftigt sich Sanjey bis tief in die Nacht mit allen Informationen über die Herstellung und Verarbeitung von Stoffen sowie Farben und Mustern, deren er habhaft werden kann. In diese Zeit fällt seine Heirat.

Als er merkte, dass sein Leben wie in einem Käfig festgelegt sein würde, zieht ihn seine Begeisterung für Stoffe und Mode nach Krefeld zurück. "Es war eine Blitzentscheidung, aber Krefeld mit seiner textilen Tradition lässt mich nicht los", erzählt er. Nun verkauft er Audiotechnik in Krefeld. In Abend- und Nachtschichten entstehen erste Entwürfe. Die Gestaltungsversuche verlaufen aber noch wenig erfolgreich.

Vor allem muss Sanjey seine Nähtechnik verfeinern. "Dies habe ich mit ganzer Hingabe gemacht. Für mich war die Arbeit mit dem trockenen Stoff wie das Anschauen eines spannenden Films", sagt er. Allmählich gewinnt der Autodidakt die Sicherheit, "dass ich mit der Naht fühlen kann".

Unterstützt von seiner Frau wagt Sanjey vor einem Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit. Sanjey kann nun perfekt nähen und hat eine feste Vorstellung, wie er Frauen einkleiden will: Hochwertige natürliche Stoffe wie Maulbeerseide sollen in asiatisch anmutenden Faltenwürfen, aber farblich europäisch dezent gehalten, der Weiblichkeit der Trägerinnen schmeicheln. Deshalb dominieren bei aller exotischen Fantasie der Schnitte in seiner ersten Kollektion erdige Waldfarben und die Blautöne des Himmels wie auch starke Schwarz-Weiß-Kontraste.

"In meiner Kollektion mische ich die asiatische Formensprache mit frechen europäischen Schnitten", meint Sanjey. "Meine modischen Visionen sollen die Vollkommenheit einer Frau darstellen." Unterstützt wird der Nachwuchsdesigner bei seinen ersten selbstständigen Schritten in die konkurrenzreiche Haute Couture von Marina Dornuf, der Geschäftsführerin eines großen Krefelder Stoffhauses, und von dem Krefelder Modedesigner Wolfgang Schinke, bei dem Sanjey acht der vorgestellten Outfits ausgestellt hat. Dessen Kompagnon Alexander Werner begleitet Sanjeys Mode-Event als Vorleser einzelner Passagen der romantischen Märchengeschichte.

Mit der Präsentation seiner Kollektion fördert Sanjey zugleich andere junge Talente. So führen zwölf Model-Debütantinnen in der Show die modischen Einfälle der Abschluss-Schülerinnen des Vera-Beckers-Berufskollegs, des Düsseldorfer Fashion-Design-Instituts und der Modeschule Mönchengladbach vor, unterstützt von sechs Nachwuchs-Visagistinnen und Haarstylisten. Senjay erinnert sich noch eines Abschiedswortes, das der Kunstlehrer seinem Einser-Schüler am Ende der Schulzeit mitgab: "Egal welchen Weg du einschlägst, du wirst im Künstlerischen landen."

(oes)
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