Music Made In Krefeld Sägende Elektronik der Gruppe May

Krefeld · Music Made in Krefeld - Sampler-Review mit Piet Fischer

 Piet Fischer

Piet Fischer

Foto: Lethen

Mein Auto ist von 98. Da gab es schon CD-Player, aber manche Hersteller waren so freundlich, für die älteren Herrschaften noch Kassettendecks einzubauen. Ich habe also ein Kassettendeck. Und ich habe auch die alten Mixtapes aus den Autos meiner Vorfahren, die alle kein keins mehr haben. Die Tapes sind selten beschriftet; wenn man also was einlegt, weiß man vorher nie, was kommt. Cassette Roulette. Von 70er bis 90er Jahre-Musik ist alles dabei. Abgesehen davon, dass es den "Music Made in Krefeld"-Sampler nicht auf Band gibt, hätte der Song "Bleak" der Gruppe May ohne Probleme auch auf so einem Tape auftauchen können. Das Trio macht nämlich waschechten Neo 80s Synthiepop, und ich würde ihm durchaus abnehmen, dass er damals in irgendwelchen Charts so weit oben war, dass ihn jemand, zum Kassettendeck sprintend, aus dem Radio aufgenommen hat.

Underworld meets Sonic Youth; eine Mischung aus New Wave und Electro Pop, sagen sie selbst. M83 meets Joy Formidable sagt Steven Hein. Wir hören hier sägende Elektronik, synthetische Bässe und Geigen, darunter ein gemessenen Schrittes dahinspazierendes Schlagzeug, darüber weiblichen Gesang in verschiedenen Ausführungen. Warum man davon noch nie etwas gehört hat, fragt man sich. Die Antwort liegt in der Bandbiografie: Sie wurde in Bochum gegründet und ist aktuell in Düsseldorf beheimatet - einzig Bassist, Tastenbediener und Elektronik-Programmierer Carsten Schmidt ist Krefelder. In seinem Studio (Ezy Soundz) wurde das Ganze auch aufgenommen - wie einige andere Stücke des Samplers auch. Reinhören lohnt! So, und jetzt: Bleistifte raus und zurückspulen.

Der "Music Made in Krefeld"-Sampler ist erhältlich bei Symphon, Halfspeed, Saturn, Unrock, Tonzonen und beim Stadtmarketing. Die Vinyl LP inkl. mp3-CD kostet 23 Euro, die Doppel-CD 12.

(RP)
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