Schulen und Verwaltungsgebäude betroffen Rathaus ist „Streik-Spot“ der Gebäudereiniger

Krefeld · Die bundesweite Warnstreik-Welle der Gewerkschaft trifft heute auch Krefeld: Rund 2150 Gebäude- und Glasreiniger in der Seidenstadt sollen mobilisiert werden. Eine Demo zum Von-der-Leyen-Platz startet um 16 Uhr.

 Schönes will auch ordentlich geputzt sein: Am Donnerstag protestieren Reinigungskräfte vor dem Krefelder Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen.

Schönes will auch ordentlich geputzt sein: Am Donnerstag protestieren Reinigungskräfte vor dem Krefelder Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Krefeld wird am heutigen Donnerstag, 26. September, zum „Streik-Spot“ der Gebäudereinigung. Wenn es nach den Willen der Gewerkschaft geht, machen die rund 2150 Gebäudereinigerinnen und Glasreiniger in der Stadt mobil. Die Saubermänner und -frauen treten in ausgewählten Objekten in den Warnstreik. Unter anderem sollen Schulen und Verwaltungsgebäude von der Arbeitsniederlegung betroffen sein. Ein Demonstrationszug zieht um 16 Uhr vom Streiklokal, Bleichpfad 54, zum Rathaus. Die Aktion ist Teil einer 48-stündigen Streik-Welle in der Gebäudereinigung, die sich im Rahmen einer ersten bundesweiten Aktion auf gezielt ausgewählte Gebäude und Einrichtungen konzentriert. Aufgerufen dazu hat die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU. Sie reagiert damit auf die Kündigung des Rahmentarifvertrags durch die Arbeitgeber der Reinigungsbranche.

„Die Unternehmen starten den Versuch, den Lohn zu drücken. Und das insbesondere bei denen, die ohnehin auf jeden Euro achten müssen: bei Teilzeitkräften und Mini-Jobbern. Von ihnen verlangen die Arbeitgeber, dass sie eine Überstunde nach der anderen machen. Einen Zuschlag von 25 Prozent für die Mehrarbeit wollen sie aber nicht bezahlen“, sagt Antonia Kühn, Leiterin der IG Bau-Region Rheinland. Nachdem das Bundesarbeitsgericht in einem aktuellen Urteil entschieden habe, dass auch Teilzeitkräften der Überstundenzuschlag zustehe, hätten die Arbeitgeber kurzerhand den Rahmentarifvertrag Ende Juli platzen lassen.

Was seitdem passiere, sei ungeheuerlich, so Kühn: „Viele Arbeitgeber versuchen, ihre Beschäftigten dazu zu überreden, geänderte Arbeitsverträge zu unterschreiben. Wer darauf eingeht, verliert viel. Es geht um massive Abstriche bei Lohn und Urlaub.“ Am kommenden Montag, 30. September, setzen die Tarifparteien ihre Verhandlungen fort. Mit dem Warnstreik in Krefeld will die IG Bau den Druck auf den Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks in der dann bereits sechsten Verhandlungsrunde erhöhen. „Sollte auch die ohne Ergebnis bleiben, steuern wir auf einen massiven Arbeitskampf zu“, so Kühn.

Parallel hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder aufgerufen, bei einer bundesweiten Online-Umfrage mitzumachen. „Ziel ist es, das Ausmaß von Lohndrückerei und Urlaubskürzung zu ermitteln“, sagt Doris Jetten von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Düsseldorf. Die Gewerkschaft hat die Umfrage gestartet, um „schwarze Schafe unter den Arbeitgebern gezielt zu orten“. Davon gebe es nämlich Tag für Tag mehr: Seit der Kündigung des Rahmentarifvertrages für das Gebäudereiniger-Handwerk durch die Arbeitgeber scheuten viele Unternehmen auch nicht davor zurück, ihren Beschäftigten die Arbeitsbedingungen völlig neu zu diktieren. „Die Reinigungskräfte bekommen deutlich weniger Lohn – schon dadurch, dass ihnen die Zuschläge bei Überstunden oder für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen teilweise komplett gestrichen werden. Und sie werden mit einem Minimum an Urlaubstagen abgespeist“, ergänzt die Vorsitzende des IG Bau-Bezirks Düsseldorf.

Gleichzeitig warnt die IG Bau heimische Reinigungskräfte davor, sich auf Änderungen im Arbeitsvertrag einzulassen. „Denn wer im Juli schon in der Branche gearbeitet hat, für den gelten die alten Bedingungen genau so auch weiter – von Zuschlägen für Überstunden und bei schwerer Arbeit bis zum Urlaub“, klärt Jetten auf.

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