Krefeld Radtour "Rund um Krefeld"

Krefeld · 68 Kilometer immer auf der Stadtgrenze von Krefeld – wer unsere Stadt von außen betrachtet, der entdeckt schöne neue Seiten: Dutzende Weizenfelder, prächtige Pferdekoppeln und ungezählte Kappesköppe.

Mit dem Rad "Rund um Krefeld"
20 Bilder

Mit dem Rad "Rund um Krefeld"

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68 Kilometer immer auf der Stadtgrenze von Krefeld — wer unsere Stadt von außen betrachtet, der entdeckt schöne neue Seiten: Dutzende Weizenfelder, prächtige Pferdekoppeln und ungezählte Kappesköppe.

Der Körper sendet Signale: Der Mund verlangt nach Trinkbarem, der Körper nach Schokoriegel — am Ende dieser 68 Kilometer langen Tour auf der Stadtgrenze von Krefeld fühlt man sich leicht ermattet, weil es eine nicht alltägliche Runde ist, die man da gedreht hat. Man hat sieben Städte gestreift: Tönisvorst, Willich, Meerbusch, Krefeld, Duisburg, Moers, Neukirchen-Vluyn und Kempen. Mindestens viereinhalb Stunden hat man auf dem Rad gesessen und dabei kleinere Steigungen bewältigt. Am schönsten aber ist das überraschende Bild, das man von seiner Heimatstadt gewonnen hat: Krefeld, wie grün Du an Deinen Rändern bist!

Freude über Herz aus Dachpfanne

Unsere Runde starten wir an einem sonnigen Morgen in Benrad an der St. Töniser Straße, man kann aber auch an jedem beliebigen anderen Punkt der Tour einsteigen. Dort geht es durch Felder vorbei an Forstwald in den Tönisvorster Stadtteil Laschenhütte, wie ruhig hier alles ist, wie frei von Hektik. Still freuen wir uns an einem Herz aus roten Dachpfannen, das dort kunstvoll in ein ansonsten schwarzes Dach gebaut wurde. Einige Meter weiter sehen wir am Bahnübergang Forstwald Brombeerpflückerinnen, von denen wir an diesem Tag noch drei weitere (!) entdecken werden. So schlimm kann es um die Früchte des Himmels in Krefeld noch nicht bestellt sein.

Hinter Forstwald beginnt der Duft der Dorfwelt — Mistgeruch steigt in die Nase, Pferde gucken uns treu an, wollen sagen: "Ja, wir riechen so." Die Bauernschaften hier heißen Schlungs, Rennes, Votzhöfe. Weite Welt klingt anders, heile Welt klingt genau so.

Nach einer Unterführung sind wir hinter der A 44, und endgültig von Krefeld entfernt, so weit weg vom Schuss, dass sich hier wahrscheinlich nicht mal Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Die Autobahn bildet die Stadtgrenze, und manchmal, wenn die Bahn tief genug liegt, kann man die Skyline von Krefeld sehen. Herausragend ist die Turmspitze von "St. Johannes" im Südbezirk; dagegen sehen alle anderen Krefelder Türme mickrig aus. Von jetzt an baden wir auf zwei Rädern im Körnermeer. Rechts und links nur noch prächtige gelbe Weizenfelder, die in der Sommersonne leuchten und vom Wind leicht durch den Tag geschaukelt werden. Die Idylle wird nur durch eine Dixie-Toilette getrübt, die jemand irgendwo im Nirgendwo auf ein Feld gesetzt hat. Eine 1,20 x 1,20 x 2,50 Meter große Spur von Zivilisation; wahrscheinlich für die Feldarbeiter, die bald Gemüse einholen werden.

Während unsere Radtour weiter führt, an Willich und Meerbusch vorbei, hat man den Eindruck, als würden Krefelds Stadtgrenzen alleine von Pferden und Kappesköppen bewacht. Getier und Gemüse bilden Kulisse für den vielleicht entspanntesten Teil der Tour. In Höhe der Gaststätte Geismühle fahren wir über die Autobahn — ärgern uns kurz über die doofe Idee, eine Tankstelle vor eine Mühle zu stellen — und bedauern die Autofahrer, die da gerade unten im Stau stehen. Im Affentempo geht es dann wieder die Brücke runter, auf Meerbusch und das Latumer Bruch zu. In der Stadt der 98 Millionäre — Meerbusch genannt — durchkreuzen wir Bösinghoven, Lank-Latum und bestaunen am Ende zwei nur 200 Meter voneinander entfernte Kreisverkehre, in deren Mitte Kunst aufgestellt wurde. Der erste zeigt abstrakte Kunst, auf dem zweiten Kreisverkehr ist ein großer Stein zu sehen (sieht aus wie ein Grabstein), auf dem steht: "Amt Lank 1842 - 1970". Es soll dem Betrachter wohl sagen, dass 1970 die Verwaltung in Lank dichtmachen musste. Wir denken: Skurriler Fall von Selbstüberschätzung der Administrative.

Nach so viel Grün, Land und Reichtum kehren wir wieder nach Krefeld zurück. Es geht in den Krefelder Hafen. Man staunt über viel Industrie, große Kräne, viele Lkw. Man kommt hier aber auch schnell zur Einsicht, dass der unangenehmste Teil der Rundfahrt schnell enden möge. Die Bataverstraße ist nicht wirklich dafür ausgelegt, Radfahrer nach Uerdingen zu führen. Das werden sich auch die Radler denken, die entlang des Rheins durch Deutschland fahren, und in Höhe Krefeld immer nur diese Industriefacette entdecken. Zum Glück kann man zur Rechten immer Wasser sehen, und irgendwann erreicht man das schmucke Uerdingen, Perle am Rhein (ein Segen, dass sich der Rhein einst entschied, an Krefeld vorbeizuführen). Es kommt die Promenade, Gastronomie, Kaffee-Gemütlichkeit. Pause.

Weiter geht es entlang des Uerdinger Chemparks, auf Duisburger Stadtgebiet nach Mühlenberg, dann über Rumeln-Kaldenhausen. Wir nähern uns der Müllverbrennungsanlage, lassen sie links liegen und fahren auf die Ortschaft Vennikel zu. Eigentlich Moers, dachten wir, doch auf dem Straßenschild steht "Krefeld Vennikel". Weiter zu einem der schönsten Flecken Krefelds: dem Egelsberg. Jede der Bänke dort lädt zum Verweilen ein, die Blicke können nicht lassen vom weich geschwungenen Hügel, der von den Windmühlenflügeln gekitzelt wird. Hier könnten wir stundenlang bleiben, fahren aber weiter, weil wir wissen, dass es jetzt so schön bleibt.

Alles so schön ruhig hier

Nördlich vom Hülser Berg weiter, durch Luit und eine Ortschaft mit sieben Häusern, die auch Siebenhäuser heißt. Alles so schön ruhig hier. Wir kommen durch Orbroich, das Drei-Straßen-Dorf: Hinterorbroich, Mittelorbroich, Vorderorbroich. Klingt schmerzhaft, ist aber sehenswert. Zu entdecken gibt es hier nämlich die prächtige Wasserburg Gastendonk. Das Finale führt uns an der moderneren Form der Windmühle vorbei: Den Windrädern auf der Kempener Platte, die schon bald große Geschwister haben werden und unseren Strom zaubern sollen. Bei der Fahrt in Richtung Benrad freuen wir uns noch kurz über das Schild, das uns darauf hinweist, dass dieser Feldweg mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket finanziert wurde (Danke, Finanzkrise!).

Erkenntnis nach 68 Kilometern Radtour im Zonenrandgebiet: Von außen betrachtet ist Krefeld viel grüner, ruhiger, als es drinnen wirkt.

(RP)
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