Fahrrad-Offensive Radel-Lektion mit Youtube
Krefeld · Ein Film über Kopenhagen zeigt, wie Radverkehr aussehen kann. Krefeld braucht eine Offensive – auch zum Klimaschutz.
Bei Youtube findet man unter der Suchfrage „Radlhauptstadt Kopenhagen“ ein Video, bei dem einem die Augen übergehen: Demnach werden in Kopenhagen pro Jahr 20 Millionen Euro in Radwege investiert; die Radwege sind teils 3,5 Meter breit, es gibt ein eigenes Ampel- und Spursystem für Radfahrer. Und auf diesen Wegen herrscht ein Gedränge wie freitags um vier auf der A57. Unfassbar.
In Krefeld wächst der öffentliche Druck, das Radwegenetz massiv auszubauen. In der jüngst veröffentlichten ADFC-Erhebung zur Qualität der Radwege hat Krefeld die schlechte Note 4,2 erhalten. Nun zweifelt „Fridays For Future“ die Quote von 21 Prozent Radverkehr am Gesamtaufkommen an. Die Zweifel sind begründet. Im Stadtbild sind Radfahrer nicht gerade selten – aber ein Fünftel des Gesamtverkehrs? Möge jeder selber prüfen, ob er diesen Eindruck teilt.
In der Tat ist das Thema Radwege in Krefeld sträflich vernachlässigt. Der Zustand vieler Radwege ist bekannt. Technik und Trends lassen diese Wege noch älter aussehen. Lastrenräder und Anhänger für Kinder werden beliebter, E-Bikes erlauben höhere Geschwindigkeiten – all das fordert ordentliche Radwege. Auch in der Planung kommen Radwege zu kurz. Ein Beispiel ist das erst vor einigen Jahren renovierte Stück Rheinstraße ab Philadelphiastraße bis Ostwall. Ein Radweg fehlt. Platz genug wäre da; Bürgersteig und Fahrbahn hätten nur etwas schmaler sein müssen. So aber muss der Radfahrer auf dieser wichtigen Verkehrsachse in den Autoverkehr eintauchen.
Dabei reicht manchmal ein Farbanstrich zur Markierung: siehe Friedrich-Ebert-Straße, wo ein roter Bodenbelag den Raum für Radfahrer markiert. Das System ist einfach und hat sich bewährt. Ideen genug gibt es: Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Krefelder ADFC zusammen mit dem Fahrrad-Aktionskreis ein Vier-Phasen-Modell entwickelt, das Krefelds Radwegenetz dramatisch verbessern und die Stadt bis zum Jahr 2025 in eine Fahrradstadt verwandeln soll, die mit dem Mekka aller Fahrradfahrer – Münster – vergleichbar wäre. Ein Kernpunkt: der Ausbau von „Fahrradstraßen“ als Verkehrsachsen für Radfahrer durch die Stadt, die dann auch gut ausgeschildert und markiert sind.
Anfänge sind ja gemacht, die Fahrradboxen zum sicheren Parken von Rädern sind gut, ins Radwegenetz wird investiert. Bisher bleibt aber der Eindruck: Es geht sehr langsam voran, eine Offensive sieht anders aus. Die Zeit ist reif dafür, die Akzeptanz für einen finanziellen Kraftakt ist da.
Jens Voss