Krefeld "Quo vaditis" - Reden in der Lutherkirche

Krefeld · Zum Reformationsjubiläum sprechen 13 Referenten aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Kultur darüber, was aus Luthers Zeit auch in der Gegenwart und Zukunft die Welt noch bewegen kann. Die Reihe beginnt am Montag, 20. März. Prominentester Redner in einem hochkarätigen Reigen ist Nikolaus Schneider.

 Die Lutherkirche, wie sie sich dem Himmel zeigt. Der kreuzförmige Bau wurde 1904 geweiht.

Die Lutherkirche, wie sie sich dem Himmel zeigt. Der kreuzförmige Bau wurde 1904 geweiht.

Foto: Thomas Lammertz

Martin Luther war ein Mann des Wortes. Ein kritischer Geist, der seine Gedanken ohne Weichzeichner aussprach. "Heute wären Reden bitter nötig, die - wie Luther vor 500 Jahren - den Finger mahnend auf das legen, was schmerzt", sagt Professor Karlheinz Schüffler. Damit war die Idee für die Vortragsreihe "Quo vaditis?" - Wohin geht ihr? - geboren, die der Förderverein Walcker-Orgel im Reformations-Jubiläumsjahr in der Lutherkirche anbietet. "Perspektiven" heißt die Reihe im Untertitel. "Strömungen und Entwicklungen unserer Gesellschaft, wie wir sie zurzeit erleben, geben ernsthaft Anlass, an das geflügelte Wort vom ,Ruck durch die Gesellschaft' des verstorbenen früheren Bundespräsidenten Roman Herzog zu erinnern", sagt Schüffler. Ab 20. März werden 13 Redner aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Kultur jeweils an einem Montagabend ab 19 Uhr "kritische Analysen zu christlichen Themen unserer Zeit" geben.

Dabei soll es nicht um historische theologische Auslegungen gehen. "Wir wollen einen populärwissenschaftlichen Ansatz", sagt Koordinator Schüffler. Vorbild ist das Prinzip der "septem artes liberales", der "sieben freien Künste", in denen Luther ausgebildet war: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. "Diese Künste haben ein Jahrtausend das mitteleuropäische Gedankengut geprägt. Aber sie sind längst auf der Strecke geblieben. Die Reihe soll beleuchten, was wir aus früheren Fakten lernen und für die Zukunft entwickeln können. Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht." Und das Themenspektrum ist vielfarbig von Präses i. R. Nikolaus Schneider, dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, der über Grenzen und Chancen der Religion in der säkularen Gesellschaft spricht, über Oberbürgermeister Frank Meyer, der Glauben als Halt und Haltung im Alltag einer Stadt beleuchtet bis zu Jakob Johannes Koch, der an der Malerei Lukas Cranachs die ökumenische Theologie auf ihre Gegenwartstauglichkeit abklopft und Prof. Frankenberg, dem es um rituelle Aspekte in Alltag, Musik, Lyrik und Architektur geht. Der Abend beginnt immer musikalisch mit der Walcker-Orgel. Zwischen Rede und Diskussion gibt es jeweils eine passende Orgelmeditation. Nach einem musikalischen Finale klingt die Veranstaltung im Luthersaal aus.

Die Lutherkirche sei ein denkbar geeigneter Ort für die Montagsreden, findet Pastorin Sabine Busmann: "Wenn wir fragen, was evangelischer Glaube ist, dann ist er hier sichtbar: Die Orgel spielt eine wichtige Rolle", sagt sie mit Blick auf die restaurierte Walcker-Orgel, deren Klang weit über die Grenzen der Region hinaus gerühmt wird. "Orgelmusik hat auch heftige Diskussionen in Gang gesetzt, denn sie ist immer Ausdruck von Strömungen", ergänzt Karstjen Schüffler-Rohde vom Förderverein. Damit die Diskussionen auch mal Funken sprühen, sollen zahlreiche Menschen angesprochen werden, die bisher nicht zu den Besuchern der Lutherkirche zählen. Wenn sich theologische und andere Positionen treffen, darf es mal explodieren. "Reformation wäre anders nicht denkbar", sagt Busmann: "Wir sind als diakonische Kirche offen für alle, aber theologisch beziehen wir Position."

Die Redner haben ihre Themen selbst gewählt. Gerne hätte Schüffler auch weibliche Perspektiven in der Reihe gehabt: "Aber von den angefragten Frauen gab es nur Absagen." Das Programm:

"Wofür braucht man Hochschulen?" Prof. Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein, über die Hochschulen als zentrale Akteure in Wissenschaft und Gesellschaft.

"Reformatorisch Kirche sein" mit Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

"Medizin und Gerechtigkeit": Professor Heiner Fangerau, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, beleuchtet den Umgang mit knappen Ressourcen.

"Ich glaube": Der Musik- und Liturgiewissenschaftler Msgr. Prof. Wolfgang Bretschneider zeigt an Musikwerken auf, ob das eine Floskel, ein Bekenntnis oder eine Herausforderung im Spannungsfeld von Herkunft und Zukunft ist.

"Der innere Kompass" Oberbürgermeister Frank Meyer über Glauben als Halt und Haltung im Alltag einer Stadt.

"Zehn Thesen über das Reden mit Gott". Jens Voß, Leiter der Krefelder Redaktion der Rheinischen Post, zeigt, was man von Luther lernen kann.

"Von den Grenzen und Chancen der Religion in der säkularen Gesellschaft" mit Nikolaus Schneider, Präses i. R.

"Krankenhäuser in christlicher Trägerschaft": Prof. Hans-Jürgen von Giesen, Chefarzt der Neurologie am Alexianer-Krankenhaus, fragt, ob das ein Auslaufmodell ist oder eine Zukunftsperspektive.

"Ökumenische Theologen mit Pinsel, Farben und Staffelei": Jakob Johannes Koch vom Referat Kunst, Kultur und Erwachsenenbildung der Deutschen Bischofskonferenz über Malerei an der Schwelle der Konfessionalisierung am Schwerpunktbeispiel Lukas Cranach.

"Eine erste Unternehmerin: Katharina von Bora": Pfarrer i. R. Thomas Stockkamp spricht über Luthers Ehefrau als Begründerin des Pfarrhauses.

"Und Gott sprach: Es werde Licht!" Der Physikprofessor Johannes Rybach von der Hochschule Niederrhein geht ein auf ein naturwissenschaftliches Rätsel von metaphysischer Dimension.

"Hunde kennen keine Feierlichkeit" Prof. Hartwig Frankenberg zeigt die rituellen Aspekte in Alltag, Musik, Lyrik und Architektur auf.

"Perspektiven am Ende des Reformationsjubiläums": Das Finale mit Burkhard Kamphausen, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen.

Vorträge: jeweils an einem Montag ab 19 Uhr, Lutherkirche am Lutherplatz. Der Eintritt ist frei; Spenden gehen an den veranstaltenden Förderverein Walcker-Orgel.

(RP)
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