Krefeld Prozess um Amok-Fahrt: Angeklagter bedauert

Krefeld · Der Mann macht eine Therapie; für ihn geht es dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie.

Nach dem brutalen Angriff auf einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, einem Autoraub und einer rasanten Verfolgungsjagd mit der Polizei soll ein 35-Jähriger laut Antrag der Staatsanwaltschaft dauerhaft untergebracht werden. Sein Verteidiger indes sprach sich dafür aus, die Unterbringung zur Bewährung auszusetzen. Eine schwere Entscheidung für das Krefelder Landgericht. Für die Entscheidung ein neuer Termin im November anberaumt.

Es ist eine weitreichende Entscheidung. Sollte der Beschuldigte in einen ähnlichen Wahn fallen, könnte es erneut gefährlich für andere werden. Zur Zeit wird er allerdings behandelt und macht Fortschritte. Der psychisch kranke Mann war im Februar von dem Wahn, seine Freundin werde gekidnappt, zu den Taten getrieben worden. Die hatte er im Kofferraum des Mannes vermutet, der auf dem Parkplatz des Maria-Hilfe-Krankenhauses nach dem rechten sah. Unvermittelt trat er seinem Opfer durch die geschlossene Scheibe ins Gesicht. Dann zog er ihn aus dem Wagen, trat, biss und würgte ihn, bis er bewusstlos war. Vor Gericht bedauerte der 35-Jährige die Taten. Er könne sich nicht mehr an alles erinnern, dennoch sei es ihm peinlich, gab er zu. Durch die derzeitige ärztliche Behandlung konnte er der Verhandlung gut folgen.

Der Anwalt des Opfers sprach von den schweren Folgen für seinen Mandanten. Man könne von Glück reden, dass der Mann sich nicht wegen versuchten Totschlags verantworten müsse. Sein Mandant habe um sein Leben gefürchtet. Es gehe allerdings nicht um Vergeltung, sondern darum, weitere Menschen zu schützten, argumentierte er für eine Unterbringung des 35-Jährigen.

Auch der Staatsanwalt hatte eine Unterbringung in der Psychiatrie befürwortet. Man könne dem Mann nicht ausreichend helfen, wenn man die Unterbringung lediglich zur Bewährung aussetze. Zunächst müsse die Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis intensiv behandelt werden. Das sei weniger erfolgversprechend, wenn man dem Beschuldigten selber die Verantwortung auferlegt, an ambulanten Therapien teilzunehmen. Der Sachverständige hatte ausgeführt, dass eine engmaschige Kontrolle verbunden mit betreutem Wohnen eine denkbare Möglichkeit sei. Der Krefelder sehe ein, dass er krank ist und behandelt werden muss. Allerdings steige mit einer Bewährung auch die Chance, dass er erneut Drogen nehme und die Behandlung gefährde oder die Behandlung verweigere. Das tägliche Leben sei für ihn allerdings im jetzigen Zustand so anstrengend, dass man weitere Wahnvorstellungen und gefährliche Taten erwarten könne.

In der Tatnacht hatte er nicht nur dem Mann schwere Verletzungen zugefügt und sein Auto geraubt, sondern auch mehrere Polizeibeamte angegriffen und durch die Irrfahrt auf der Autobahn andere gefährdet.

(RP)
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