Krefeld Protestmarsch der Grundschüler

Krefeld · Nach Plänen des Schulamts soll die Schule Kempener Allee geschlossen und ein Großteil der Kinder in der Grundschule an der vielbefahrenen Horkesgath unterrichtet werden. Mit einem Protestmarsch demonstrierten Lehrer, Eltern und Kinder, welche Gefahren dieser Weg birgt.

 Fast zwei Kilometer lang ist die Strecke, die die Kinder der Grundschule Kempener Allee über einen unbefestigten Gehweg der Horkesgath bis zur dortigen Grundschule täglich laufen müssten, wenn die Pläne des Schulamts Wirklichkeit würden.

Fast zwei Kilometer lang ist die Strecke, die die Kinder der Grundschule Kempener Allee über einen unbefestigten Gehweg der Horkesgath bis zur dortigen Grundschule täglich laufen müssten, wenn die Pläne des Schulamts Wirklichkeit würden.

Foto: KNA

Nordwestbezirk Die Grundschule Kempener Allee soll spätestens im Jahr 2015 geschlossen werden. Dies sieht zumindest der Schulentwicklungsplan vor, den das Schulamt der Stadt Krefeld erarbeitet hat. Die Kinder, die im Umfeld der Schule zu Hause sind, sollen zukünftig auf zwei andere Schulstandorte ausweichen, darunter die Grundschule Horkesgath, gelegen neben dem Wohngebiet Schicksbaum.

Doch der Weg dorthin ist weit. Um den betroffenen Eltern und Kindern zu demonstrieren, wie weit sie zukünftig laufen müssten, hat die Schulleitung zu einer außergewöhnlichen Aktion eingeladen: Alle Kinder, das Lehrerkollegium und viele Eltern haben gemeinsam den möglichen Schulweg getestet.

35-Minuten-Marsch

"Ich wollte den Eltern und Kindern klar machen, was eigentlich auf sie zukommen wird, wenn das Schulamt mit seinem Plan Ernst macht", sagt Schulleiterin Cornelia Hollender. "Wir haben uns daher morgens um 8 Uhr an unserem Schulgebäude getroffen und sind gemeinsam zur Grundschule Horkesgath gelaufen." Fast zwei Kilometer lang ist die Wegstrecke, die die Kinder zusätzlich zu ihrem bisherigen Schulweg gehen müssten, ein strammer Marsch von 35 Minuten.

Doch es ist nicht allein die Entfernung, die Hollender und natürlich vor allem auch den Eltern Sorgen macht. Der Weg nach Schicksbaum birgt viele Gefahren: "Es gibt auf der gesamten Horkesgath keinen befestigten Fußweg", berichtet die Schulleiterin. "Die Straße ist nur mit einer weißen Linie von dem Bereich getrennt, den Fußgänger und Radfahrer sich teilen müssen. Da darf aber kein Kind beim Laufen träumen, sonst steht es direkt auf der Straße." Der Weg, der durch einsame Wiesen und ein kleines Wäldchen führt, kreuzt zudem eine Bahnlinie. Zwar ist der Bahnübergang beschrankt, doch recht links davon gibt es keinen Zaun, der die Kinder am Betreten der Schienen hindern würde. "Als wir dort vorbeikamen, kam auch gerade ein Zug", erzählt Hollender. "Manche Kinder hatten große Angst."

Auch als die Grundschule Horkesgath in Sicht kommt, gibt es noch keine Entwarnung. Denn der Fußweg befindet sich auf der anderen Straßenseite; die Straße ist wegen einer scharfen Kurve sehr unübersichtlich. "Die Kinder müssten dann einen sehr großen Umweg laufen, um sicher an einer Ampel über die Straße zu gehen. Aber ich wette, dass kein Kind das machen würde", meint die Schulleiterin. "Sogar der Polizist, der unseren Test-Schulweg begleitet hat, hat gesagt, dass es ein Unding wäre, Kindern diesen Schulweg zuzumuten."

Kurze Beine — kurze Wege?

Vorerst bleibt Eltern und Schulleitung nur die Hoffnung, dass ihr Protest gegen die Schulschließung Erfolg haben wird. Denn sonst wäre das vielzitierte Motto "Kurze Beine, kurze Wege" zumindest für die Kinder der Grundschule Kempener Allee bald Vergangenheit.

(puv)
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