Krefeld Protest bei Siemens gegen SWK

Krefeld · Hunderte Mitarbeiter des Uerdinger Werkes haben gestern gegen die Entscheidung des SWK-Vorstands demonstriert, Bombardier die neuen Krefelder Straßenbahnen bauen zu lassen. Die RP hatte exklusiv über den Deal berichtet.

"Die meisten haben es sicherlich in der Zeitung gelesen, dass Siemens bei der Vergabe des Auftrags für die Straßenbahnen in Krefeld nicht mehr dabei sein soll. Dadurch stehen hier mehr als 250 Arbeitsplätze auf dem Spiel, da wesentliche Teile für die Bahnen auch hier gefertigt würden", sagte Jürgen Matz, Betriebsratsvorsitzender der Siemens AG Uerdingen, gestern Morgen bei einer spontanen Arbeitsniederlegung vor dem Uerdinger Werk. Es sei sogar zu befürchten, dass durch diese Entscheidung des SWK-Vorstands gegen das Fahrzeug "Combino" die Straßenbahnfertigung am Standort Uerdingen beendet werden könnte.

Matz verlas vor knapp 800 Mitarbeitern den Kommentar der RP zu dem Thema. "Wir haben uns immer Hoffnung auf diesen mehr als 50 Millionen Euro umfassenden Auftrag und die nachlaufenden Optionen gemacht", so Matz weiter. Es gebe sicher viele Gründe, warum "das in die Hose gegangen ist". Auch Siemens selbst habe in der Anfangszeit erhebliche Fehler gemacht, sagte der Betriebsratsvorsitzende, ohne näher darauf einzugehen. Es sei jedenfalls erschreckend, dass sich führende Kommunalpolitiker und Mitglieder des SWK-Aufsichtsrats nicht mehr im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Interessen der städtischen Wirtschaft eingesetzt hätten. Das sei auch im Rahmen eines notwendigen strengen Vergabeverfahrens nach EU-Richtlinien möglich und nötig, sagte Matz.

Dem widersprach gestern Abend nach der Sitzung des SWK-Aufsichtsrates dessen Vorsitzender Ulrich Hahnen (SPD). "Das war eine Vorstandsentscheidung, auf die der Aufsichtsrat keinen Einfluss hatte." Auch der Vorstand sei in seiner Entscheidung nicht frei gewesen. "Die neuen Straßenbahnen mussten europaweit ausgeschrieben werden." Die einzelnen Angebote seien — juristisch durch eine Consultingfirma begleitet — in Bezug auf Investitionskosten, Betriebskosten und Funktionalität bepunktet worden. Mehr als eine halbe Stunde lang hatte der Vorstand die Aufsichtsratsmitglieder gestern über den Ablauf des Verfahrens informiert — ohne allerdings den Gewinner nennen zu dürfen. Hahnen: "Als Krefelder Politiker würde ich es natürlich hochgradig bedauern, wenn einem Krefelder Unternehmen solch ein Auftrag entgegen würde." Allerdings kenne er so etwas aus dem Vergabeausschuss. "Auch bei städtischen Vergaben kommt so etwas häufig vor."

Matz nannte es "unrealistisch", dass die SWK das Ergebnis der Ausschreibung zurücknehme, "aber wir werden in Zukunft noch stärker darauf achten, was Kommunalpolitiker veranstalten, damit uns eine solche Blamage nicht noch einmal ereilt".

Heiko Grupp von der Vertrauenköperleitung der IG Metall erklärte, es sei nun an der Zeit, dem Konzern generell klar zu machen, "dass wir uns gegen weitere Verschlankungen zur Wehr setzen und nicht einfach Arbeitsplätze abbauen lassen."

(RP)
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