Krefeld Projekt: Künstler bereiten Schüler aufs Erwachsenwerden vor

Krefeld · "Ich hätte nicht gedacht, dass auch ich so viel von dem Projekt profitiere", resümiert Jan von der Heydt bei der Abschlusspräsentation des Programms "Kulturagenten für kreative Schulen". Er ist didaktischer Leiter der Gesamtschule Kaiserplatz, Deutschlehrer und unterrichtet außerdem Arbeitslehre und Wirtschaft.

 Die Kaiserplatz-Schüler haben durch die Kulturagenten ihre Ausdruckmöglichkeiten erweitert. Bei der Präsentation war das bühnentauglich.

Die Kaiserplatz-Schüler haben durch die Kulturagenten ihre Ausdruckmöglichkeiten erweitert. Bei der Präsentation war das bühnentauglich.

Foto: T. lammertz

Seine 9. Klasse hat teilgenommen am fächerübergreifenden Projekt, das künstlerische Kreativität und schulisches Curriculum verbindet. Die Klasse von der Heydts lernte zum Thema "Berufsfindung" nicht nur theoretisch, wie ein Lebenslauf aufgebaut oder eine Bewerbungsmappe zusammengestellt wird, sondern auch wie man sich im Bewerbungsgespräch präsentiert.

Die darstellende Künstlerin Yvonne Keßel entwickelte mit ihnen per Rollenspiel das eigene Ausdrucksvermögen. Von der Heydt war überrascht, wie die Schüler sich in ihrer Persönlichkeit entfaltet haben und selbstbewusster agierten. Außerdem würden sie sich der eigenen Ängste und Wünsche durch das Rollenspiel bewusster. Er bekennt: "Ich bin vielleicht viel zu verkopft an das Thema Berufsfindung herangegangen und bin dankbar für die Impulse von außen - ich werde diese Idee in meinen Unterricht aufnehmen."

Sieben Klassen der Gesamtschule Kaiserplatz haben unter dem Titel "Erwachsen werden" in sogenannten Themenklassen in den verschiedenen Fächern gearbeitet. Die Klasse 6f hat sich das Unterthema "Beziehung" gewählt und hat die Frage gestellt: Wie gehen wir eigentlich miteinander um? Dazu hat die Klasse einen Film gedreht mit Unterstützung durch Harald Brülls vom Werkhaus. Ihr Film erzählt die Geschichte einer Familie, in der sich die Eltern trennen.

Pascale C. Niederstraßer (12) erklärt: "Wir haben alles alleine gemacht. Wir wollten zeigen, wie sich das anfühlt, wenn Eltern sich trennen." Juline Oelers (12) ergänzt, dass es ganz schön anstrengend gewesen sei, weil es bei der Erstellung eines Films so vieles zu beachten gäbe. Luisa Nonn (12) fasst zusammen: "Der Film ist vielleicht nicht ganz perfekt geworden, aber unsere Botschaft ist deutlich: Wir wollen Eltern erklären, dass es auch für Kinder schlimm ist, wenn sie sich trennen."

Klasse 10 hat mit dem Düsseldorfer Künstler Ernst Hesse zum Thema "Vergänglichkeit" gearbeitet. Lehrerin Martina Zimmermann berichtet, dass die Schüler und Schülerinnen von diesem Thema sehr inspiriert waren, da sie selbst gerade an einer Schnittstelle stünden: Als Abschlussklasse müssten sie sich von der Schulzeit verabschieden und in eine vielleicht ungewisse Zukunft starten. "Die damit verbundenen Ängste konnten durch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema aufgefangen werden und haben in ihr ein Ventil gefunden."

Initiiert und gefördert wird das Projekt von der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Mercator.

(RP)
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