Krefeld Projekt Greiffenhorstpark

Krefeld · Fachleute plädieren dafür, den Baumbestand nach historischem Vorbild wieder auf Eiche, Buche, Blutbuche, Linde und Pyramidenpappel zu konzentrieren. Zudem müsse die Verbuschung eingedämmt werden.

 Blick auf das Greiffenhorstschlösschen: Verbuschung und Baumbestand entsprechen nicht den Plänen des Gartenkünstlers Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846).

Blick auf das Greiffenhorstschlösschen: Verbuschung und Baumbestand entsprechen nicht den Plänen des Gartenkünstlers Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846).

Foto: Stadt Krefeld

Die Wolkenwand hielt, was sie versprach, und sorgte für Regen. Davon ließen sich die knapp 30 heimatkundlich Interessierten nicht abhalten, die der Einladung der Krefelder CDU zu einer Erkundung des Linner Greiffenhorst-Parks gefolgt waren. Heino Thies vom Krefelder Grünflächenamt und Kreislandwirt und CDU-Ratsherr Heinz-Albert Schmitz hatten die fachkundige Führung übernommen.

Das etwa 300 Hektar große Niederungsgebiet, das sich vom Latumer Bruch über die Stadtgräben bis hin zum Geiffenhorstpark hinzieht, besteht aus einer Altrheinschlinge mit einem verzweigten System aus Rinnen und Donken. Es ist eng mit der Krefelder Textilgeschichte verbunden. Als der Krefelder Seidenfabrikant Cornelius de Greiff dem Direktor des Düsseldorfer Hofgartens und renommierten Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846) beauftragte, die nur 80 Meter breiten Uferstreifen beiderseits des Mühlengrabens zu einem Park im Stile eines englischen Landschaftsgartens zu formen, hatte der Rhein einen niedrigeren Wasserstand als heute. Daher war der Mühlenhof an der Einmündung des Mühlengrabens zum Stadtgraben sowohl als Wasser- als auch als von Tieren bewegte Göpelmühle ausgelegt.

Weyhe formte aus dem Mühlengraben einen langgezogenen Weiher, der von kleinen seenartigen Ausbuchtungen unterbrochen und von mehreren Brücken überspannt wird. Dabei dient das 1838 bis '42 errichtete Jagdschlösschen Haus Greiffenhorst als Blickfang zwischen Baum- und Buschgruppen. Zugleich war der Baum- und Buschbestand so angeordnet, dass er Durchblicke auf die südlich angrenzende Landschaft öffnete. So konnte Weyhe den schmalen Park perspektivisch verbreitern.

Thies ist allerdings mit dem Zustand heute nicht zufrieden: "Man hat den Eindruck, in den sechziger Jahren wurde hier jedes Sonderangebot einer Baumschule verpflanzt." Ihm missfällt auch die Verbuschung der Uferbereiche, die den weiten Ausblick behindert. "Das müssen wir langsam mal wieder bremsen", kündigte er an, der den Park am liebsten wieder ganz auf die Planungen Weyhes mit ihren markanten Baumarten Eiche, Buche, Blutbuche, Linde und Pyramidenpappel zurückführen würde. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sank die Wassersohle des Rheins, so dass der Greiffenhorstpark trockenfiel und versteppte. Für die Gartenbauausstellung Euroga wurde 2001 das Weyhesche Raumkonzept einigermaßen wiederhergestellt. Zugewachsene Blickbeziehungen auf die sich bis zum Latumer Bruch erstreckende Ackerlandschaft wurden gegen den erbitterten Widerstand von Baumschützern freigelegt. Mit Betonit-Matten und einem aufgeschütteten Kies-Ton-Gemisch dichtete man die Sohle des Mühlengrabens ab. Der Mühlengraben führte nun wieder Wasser, aber nur bis zur Höhe des Greiffenhorst-Schlösschens. "Für den weiteren Ausbau hatte die Stadt keine Mittel mehr", erklärte Thies. Etwas unterhalb mündet der Lanker Oelvebach in den Mühlengraben. Auch er führt kaum Wasser. Sein Wasser wird hauptsächlich in das wasserknappe Latumer Bruch eingeleitet. Die in Linn heimische Population des Kammmolches wird dies begrüßt haben. Kammmolche pflegen sich in stehenden Gewässern nicht mehr zu vermehren, da sie dort Bruträuber vermuten. Anders verhalten sich die Amphibien in sumpfigen Teichen, die öfter trockenfallen. Als man den Mühlengraben abdichtete, barg man vor Beginn der Arbeiten 13 000 Amphibien. Darunter waren 4000 Kammmolche, die bis dahin größte Population dieser streng geschützten Amphibienart, die man in Deutschland gezählt hatte. Als später die Wassergräben durch die Binsen, Seggenarten und Insekten ihre natürliche Funktion wiedererlangt hatten, wurden die Stadtgräben und der Mühlengraben als Baudenkmäler unter Schutz gestellt. Nach der Entdeckung des seltenen Ameisenbläulings im Latumer Bruch hat das Land NRW das Latumer Bruch mit Buersbach, Stadtgräben und dem Gebiet des Wasserwerks In der Elt als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat)von der Europäischen Union unter Schutz stellen lassen. Diese Maßnahme wurde gerade durch Veröffentlichung im Europäischen Amtsblatt rechtskräftig.

(oes)
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