Projekt der Behindertenhilfe Krefeld Café Königshof bietet Coffee to go an

Das Café ist ein Projekt der Behindertenhilfe; für die Behinderten ist die Arbeit eine wichtige Hilfe, um Fuß im Alltag zu fassen. Wer das Projekt unterstützen möchte, holt sich dort seinen Kaffee.

 Cafe Königshof „to go“ ist geöffnet (v.l.): Chantal Weinmann, Birgit Werner-Junge und Violetta Fehse. „In unserem Café arbeiten  auch 18 Menschen mit Behinderung. Wir wollen ihnen hier die Möglichkeit bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen“, sagt Werner-Junge.

Cafe Königshof „to go“ ist geöffnet (v.l.): Chantal Weinmann, Birgit Werner-Junge und Violetta Fehse. „In unserem Café arbeiten  auch 18 Menschen mit Behinderung. Wir wollen ihnen hier die Möglichkeit bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen“, sagt Werner-Junge.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Auf den ersten Blick ist das Café Königshof ein ganz normales Café an einer Klinik. Es gibt die üblichen kleinen Snacks und einfachen Speisen, Heiß- und Kaltgetränke, ein Kiosk und Kuchen. Etwas ungewöhnlich sind möglicherweise die Preise. Für zwei Euro gibt es Milchreis oder eine Wurst, ein Kaffee ist sogar für 1,60 Euro erhältlich. Doch auch die günstigen Preise sind nicht, was es besonders macht. „In unserem Café arbeiten neben vier Festangestellten, zwei Aushilfen und einem Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst auch 18 Menschen mit Behinderung. Wir wollen ihnen hier die Möglichkeit bieten, sich bei uns an einen normalen Alltag zu gewöhnen und im Optimalfall irgendwann auf den ersten Arbeitsmarkt wechseln zu können“, erzählt Birgit Werner-Junge, die im Café als Assistenz arbeitet und für die Unterstützung der ‚Klienten‘ verantwortlich ist, wie die Menschen aus dem Wohnheim genannt werden.

Für diese ist es eine ganz wichtige Konstante in ihrem Leben. „Wir wollen ihrem Tag, ihrem Leben, Struktur geben und sie daran gewöhnen, einem geregelten Leben nachzugehen“, erläutert Werner-Junge. „Es ist eine wirklich gute Ablenkung von eigenen Problemen. Wir haben hier eine gute Beschäftigung und viel Kontakt mit anderen Menschen. Ich arbeite wirklich gern hier“, erzählt Chantale Weinmann, eine der 18 angesprochenen Projektteilnehmerinnen.

Doch die Corona-Pandemie macht es schwierig, diese wichtige Einrichtung zu betreiben. „Im ersten Lockdown im Frühjahr ist uns allen wirklich die Decke auf den Kopf gefallen. Wochenlang gar nicht hier arbeiten zu können, das war schwer für mich. Hier habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Im Frühjahr fehlte mir das extrem“, sagt Weinmann. Darum ist sie glücklich, dass das Café im Moment geöffnet ist – wenn auch, in Übereinstimmung mit den Auflagen, nur für das Takeaway-Geschäft. „Das ist natürlich nicht das gleiche. Gerade die Gespräche mit den Kunden fallen weg. Aber es ist besser als nichts. Ich hoffe aber, dass es bald wieder normal weiter geht“, sagt Weinmann.

Finanziell ist die Situation schwierig, aber im Falle des Cafés Königshof nicht unmittelbar existenzbedrohend, da die Einnahmen nur teilweise aus dem Verkauf stammen. „Unsere finanzielle Planung beruht auf einer Mischkalkulation. Die Klienten erhalten Eingliederungshilfe, was einen großen Teil unserer Einnahmen ausmacht. Trotzdem ist der Umsatz ein weiterer wichtiger Punkt. Drohszenarios wollen wir nicht aufbauen, aber klar ist, dass sich der Lockdown deutlich auswirkt und für Einschnitte sorgt. Man kann sagen: Wer das Projekt unterstützen will und in der Gegend wohnt, der sollte seinen Kaffee bei uns, gleich gegenüber dem Haupteingang der Klinik Königshof, holen“, sagt Martin Hanke, der Bereichsleiter für Tagesstruktur bei Klinikbetreiber St. Augustinus-Gruppe.

Die gemeinnützige Gesellschaft betreibt mehrere Kliniken im Rheinland. Nicht nur Hanke ist überzeugt von der Qualität der geleisteten Arbeit. „Wir haben täglich frischen Kuchen, den wir auch komplett selbst backen. Bei uns bekommen Kunden alles, was sie sich wünschen und tun noch etwas Gutes dabei“, sagt Werner-Junge überzeugt. Und auch Viletta Fehse aus der Unternehmenskommunikation der St. Augustinus-Gruppe, unterstützt sie. „Es geht um Teilhabe und um echte Inklusion. Wir wollen den Klienten eine gute Unterstützung bieten. Das ist die Wurzel des Projekts. Darum ist es wichtig, das Café auch in Corona-Zeiten offen zu halten“, sagt sie.

Das Projekt übrigens hat durchaus schon Erfolge gebracht. Seit Sommer 2012 besteht das Café und in dieser Zeit gelang es durchaus schon, einige der Klienten mit vor allem psychischen Beeinträchtigungen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. „Allerdings muss ich sagen, dass das die Ausnahme ist. Wesentlich häufiger kommt es vor, dass wir Menschen in den zweiten Arbeitsmarkt bringen. Also beispielsweise in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen“, sagt Fehse. Dafür, dass das auch weiter der Fall ist, braucht das Café vor allem viele Kunden.

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