Tiertötungen in Krefeld und Moers Profiler kamen Tierquälerin auf die Spur

Krefeld · Die 17-jährige Tatverdächtige hat gestanden, ein Pony und ein Schaf in Krefeld geköpft zu haben. Zudem ist ein bei ihr gefundenes Foto identisch mit einem Foto eines Bekennerbriefes. Sie bestreitet aber weiter die volle Tatbeteiligung.

Vor Tierquäler-PK: Demo für Tierschutz in Krefeld
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Die Serie von Tierquälereien in Krefeld und Moers ist immer noch nicht komplett aufgeklärt. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten am Dienstag mit, dass die 17-jährige Tatverdächtige zwar inzwischen eingeräumt hat, einen Schafbock und ein Pony geköpft zu haben — zu diesem Zeitpunkt seien die Tiere laut Zeugin aber schon tot gewesen, sagt die Polizei. "Das Einstechen auf die Tiere hat sie nie zugegeben", betonte der Krefelder Staatsanwalt Axel Stahl. Die 17-Jährige, die sich gleichwohl als Einzeltäterin beschreibt, hat den Ermittlern den Kopf des Schafbocks gezeigt — der Schädel des Ponys bleibt unauffindbar. Auch das Motiv des Mädchens ist nicht klar. Mehr Gewissheit soll die noch ausstehende Spurenanalyse durch das Landeskriminalamt (LKA) bringen sowie die Untersuchtung eines Psychiaters, in die das Mädchen nach Angaben der Staatsanwaltschaft eingewilligt hat.

Profiler halfen bei Tätersuche

Die Polizei bestätigte, dass es sich bei der 17-Jährigen um jene Person handelt, die am Morgen des 6. Juni in der Nähe des geköpften Ponys am Luiter Weg in Krefeld-Traar gesehen worden war — ein Zeuge meldete sie der Polizei, die startete am 13. Juni einen öffentlichen Aufruf. Am selben Tag noch wurde in Moers das Shetlandpony Amy mit Stichen verletzt. Nur einen Tag später, am 14. Juni, meldete sich die 17-Jährige bei der Polizei. Zunächst wirkte sie unverdächtig, zwischenzeitlich wurde sogar ein anderer Tatverdächtiger festgenommen.

Aufgrund widersprüchlicher Zeugenaussagen und nach Hinweisen der "Profiler" des LKA, die sich mit der Täterpsyche beschäftigen, geriet das Mädchen erneut ins Visier der Ermittler. Die Polizei entdeckte schließlich auf ihrem freiwillig abgegebenen Handy ein Foto, das sich bereits auf einem früheren mit "Euer Tierquäler" unterzeichneten Bekennerschreiben befunden hatte. Die Zeugin räumte das Köpfen der Tiere ein und erklärte auch, warum sie am Tatort Luiter Weg durch den Zeugen nicht als Täterin erkannt werden konnte — die blutverschmierte Kleidung habe sie abgelegt und sich nach der Tat morgens um 5.20 Uhr umgezogen.

Die Polizei sieht dadurch ihre Einzeltätertheorie bestätigt. Markus Daniel, Leiter der eigens eingerichteten Kommission "Weide", bilanzierte: "Die Täterin handelte vorsichtig, aber mit hohem Risiko. Wir waren uns sicher, dass sie einen Fehler macht." Dass sie alleine ein Pony über die Straße zerrte — nach Information der Polizei war das Tier 55 Kilogramm schwer — hält Staatsanwalt Axel Stahl für "machbar".

Eltern sind "tief betroffen"

Das Mädchen soll in der geistigen Entwicklung zurückgeblieben sein, sich aber in festen familiären Strukturen befinden. Die Eltern sollen laut Staatsanwaltschaft "tief betroffen" über die Vorwürfe gegen ihre Tochter sein. Über das Strafmaß will sich die Staatsanwaltschaft nicht konkret äußern; Grundgedanke beim Jugendstrafrecht sei aber der erzieherische Aspekt.

Eine Tatbeteiligung des zuerst festgenommenen Krefelders wird weiterhin nicht ausgeschlossen. "Es gibt nach wie vor viele Spuren und Datenträger, die noch ausgewertet werden müssen", sagte der Staatsanwalt. Der erste Verdächtige geriet ins Visier der Fahnder, weil er am Morgen des 8. Juni mit einem zur Schlinge gebundenen Gürtel auf einer Wiese am Schroersdyk unweit der Tatorte gesehen wurde. Gründe dafür nannte er bisher nicht.

Tierschützer vom Niederrhein, die sich im Kommunikationsportal "Facebook" als "Hottehüh-Friends Niederrhein" zusammengetan haben, demonstrierten während der Pressekonferenz vor dem Polizeipräsidium am Krefelder Nordwall. "Wir fordern höhere Strafen für Tierquäler", sagte eine Tierschützerin aus dem Kreis Kleve, die Initiatorin der Demonstration.

(RP/top/csi/anch/jco)
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