Krefeld Problemfall Hauptschule

Krefeld · Analyse Welche Krefelder Schule wird geschlossen?

Acht Täfelchen könnte Schulamtsleiter Rainer Hendrichs vor den acht verblieben Krefelder Hauptschulen aufstellen: "Vom Aussterben bedroht." 15 Hauptschulen gab es mal in Krefeld, derzeit sind es noch sechs städtische und zwei konfessionelle. Am 16. März wird das Schulamt den Bildungspolitikern die Namen von höchstwahrscheinlich zwei neuen Schließungskandidaten nennen. Bis dahin geht die Angst um an den vier am schwächsten nachgefragten städtischen Hauptschulen: Danziger Straße, Breslauer Straße, Inrather Straße und Wehrhahnweg.

Bisher haben Krefelds Hauptschulrektoren – im Gegensatz zu manchem Gymnasiumsdirektor – solidarisch gearbeitet. Spätestens seit der überraschend offensiven Ansage von Schulamtsleiter Rainer Hendrichs vor dessen Gang in den Ruhestand weht ein neuer Wind. Rette sich, wer kann!

Aber wer kann sich noch retten? Allen voran die beiden konfessionellen Hauptschulen, die Stephanusschule und die Schule am Lübecker Weg in Uerdingen. Sie haben auch zum kommenden Schuljahr zufriedenstellende Anmeldezahlen. Da sie konfessionelle Schulen sind, ist der Migrantenanteil geringer. Bildungspolitiker jeglicher politischer Coleur sind sich einig, dass ein zu hoher Migrantenanteil einer Schulklasse und jedem einzelnen Schüler schade.

Dieses Problem gibt es aber in Linn am Danziger Platz, dem ersten Wackelkandidaten. Die schmucke Hauptschule, in einem alten Biebricher-Bau untergebracht, ist seit Jahren ein Problemfall. Viele Eltern melden ihre Kinder mittlerweile am Lübecker Weg an. Anmeldeprobleme hat auch die Hauptschule Breslauer Straße in Gartenstadt, die in einem modernen weiträumigen Schulgebäude untergebracht ist. Seit Jahren sind die Anmeldezahlen gering, auch der angebotene Ganztag kann kaum helfen.

Bemüht ist Wolfgang Bremer, Leiter der Hauptschule Inrather Straße – bis nach Hüls reicht das Einzugsgebiet. Die Lobby in der Politik ist aber schwach. Die Theodor-Heuss-Hauptschule am Wehrhahnweg schwächelt wegen der Konkurrenz. In der Nähe liegt die Fischelner Josef-Hafels-Schule. Wird sich die Stadt zwei Hauptschulen so nahe beieinander leisten können? Womöglich gehen beide einen Verbund ein, die Hafels-Schule hat kaum Raumkapazität.

Welche Lösungen sind in Sicht? Der Rettungsanker ist für viele Rektoren die Landtagswahl. Sie könnte den bildungspolitischen Wandel bedeuten. Schon heute plädieren manche Hauptschulrektoren für den Zusammenschluss von Real- und Hauptschulen im "vertikalen Verbund". Dieses Modell würde der Zielgruppe Hauptschule, der Verliererin des Bildungssystems, besser gerecht als das jetzige mit Gesamt- und Hauptschulen. Denn die Gesamtschulen nehmen derzeit eben nicht Gesamtheit aller Schüler auf. Der Bodensatz – die schwierigsten Fälle – sickert von dort immer noch durch zur Hauptschule.

SEBASTIAN PETERS

(RP)
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