Krefeld Premiere - Kresch muss improvisieren

Krefeld · Der "Freispielplatz" entfiel - also improvisierte das Improvisationstheater.

Weil die Zeichnerin ausgefallen war, ohne deren Mitwirkung das Format "Freispielplatz" nicht gespielt werden kann, musste das Improvisations-Ensemble des Kresch-Theaters kurzfristig umdisponieren. Improvisieren eben! Und so bot man am Freitag statt der geplanten Premiere eine Art Best-Of der beiden letzten Spielzeiten.

Der gekonnte Boogie Woogie, den Sebastian Fuhrmann zum Intro auf seinem E-Piano spielte, verbreitete schon per se gute Laune, und als Britta Weyers einen Döner-Spieß verkörperte, der erst steckenblieb und dann ziemlich durchdrehte, erwies sich auch jeder Versuch als zwecklos, die Lachmuskeln unter Kontrolle zu halten. Der Döner soll übrigens vegan gewesen sein, denn die Fleischlieferantin hatte nur Gras gefressen. Dass ausgerechnet Volker Diefes so heftig auf den Mund gefallen war, dass er als Damenbegleitung in die Königsburg zur perfekten Fehlbesetzung wurde, hätte man auch nicht gedacht. Später bewies er, auf welch vielfältige Weise er den Satz "Das ist geil" zu variieren versteht, und absolut köstlich war sein schwungvoller Flug als schreiende Möwe über die Insel Texel.

Bernadette Wessler und Silvia Westenfelder brillierten in einem Duett, in welchem sie auf das Kommando einer Entenpfeife zwischen deutscher und fantasierter Sprache wechselten, während sie das Krabbenpuhlen erklärten und das Krabbenstampfen - wie beim Traubenkeltern - neu in die friesische Folklore einführten. Mit Ilka Luza wiederum gelang Westenfelder eine herrlich schamlose Parodie auf die Sangessitten in Operetten, und Luza. obschon kühle Bankerin, erlag dem klammen Diefes beim Anblick des Prestige-Schlittens, den er als Kreditsicherheit anbot, während sie ihn bei anderer Gelegenheit zuerst pantomimisch ins Gesicht schlug und sich dann über die schmerzhafte Härte seiner Nase beklagte. Als Speichergeist Elke und als verliebter Teenager verströmte Weyers gleich zweimal einen Hauch von Amelie. Vertrackte Zusatzschikanen für die Darsteller sorgten für ständig neue Würze, für Abwechslung im Sound griff Fuhrmann auch mehrfach zur Gitarre, und so wurden es äußert kurzweilige 90 Minuten, die erst recht Appetit auf die versprochene Premiere machten. Die soll nun im Herbst folgen.

(mojo)
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