Krefeld Polizei will Raser schocken

Krefeld · Lange hat die Krefelder Behörde diskutiert, ob sie so genannte Schock-Videos einsetzen will. Jetzt steht fest: Noch in diesem Jahr bekommen Verkehrssünder die drastischen Bilder zu sehen.

Die Polizeibeamten waren geschockt. Der Fahrer eines VW Scirocco hatte auf der Hafelsstraße in Fischeln ein mörderisches Tempo drauf. Die Polizisten blitzten den Mann mit einer Geschwindigkeit von 134 Kilometern pro Stunde. Erlaubt sind dort 50 km/h. Fünf Jahre ist der Vorfall jetzt her, doch den Verkehrspolizisten ist der Fahrer noch gut in Erinnerung. „Das ist Krefelds absoluter Rekordhalter“, sagt Polizeisprecher Dietmar Greger, „wenn er denn stolz darauf ist.“

Im Kampf gegen Raser will Krefelds Polizeibehörde jetzt zu schockierenden Maßnahmen greifen: Wer auf den Straßen zu schnell oder nicht angeschnallt unterwegs ist, soll mit Videos von schweren Verkehrsunfällen konfrontiert werden. „Der Einsatz der so genannten Schock-Videos ist behördenintern lange diskutiert worden“, erklärt Greger. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. „Noch in diesem Jahr sollen sie zum Einsatz kommen.“

Zu schnell unterwegs – tot

Nicht angepasste Geschwindigkeit zählt in Krefeld zu den Hauptursachen für schwere Verkehrsunfälle. Zum Beispiel am 7. April, als ein 41-jähriger Motorradfahrer auf der Duisburger Straße stark beschleunigte. Der Mann verlor die Kontrolle über seine Maschine, prallte gegen den Bordstein, kollidierte mit einem Laternenmast. „Aufgrund massiver Schädelverletzungen war er sofort tot“, erinnert sich Greger. Laut Polizeistatistik wären im vergangenen Jahr acht Prozent aller schweren Verkehrsunfälle in Krefeld nicht passiert, wenn sich die Fahrer ans Tempolimit gehalten hätten. Vor knapp zwei Monaten gab NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf (FDP) grünes Licht für die schockierenden Unfallvideos – nachdem er einen deutlichen Anstieg der Unfallzahlen 2007 hatte bekannt geben müssen.

„Wissenschaftliche Studien aus Österreich und Großbritannien haben bestätigt, dass Schock-Videos nachhaltig wirken und für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen“, erklärt der Innenminister. „Das hat uns ermutigt, neue Wege zu gehen.“ Sein Ministerium hat eine DVD mit Unfallszenen zusammengestellt. Die Polizei in Gütersloh und Bielefeld nutzte bereits mit Erfolg abschreckende Videos. Unter anderem darauf zu sehen: Ein nicht angeschnalltes Kleinkind wird bei einem Bremsmanöver durch die Windschutzscheibe geschleudert und verblutet auf der Straße.

„Es zeigte sich, dass die Spots selbst rücksichtslose Autofahrer betroffen machen“, sagt Wolf. Wochenlang wurde der Einsatz in Krefelds Polizeibehörde diskutiert. Greger: „Extra geschulte Verkehrssicherheitsberater entscheiden, ob das Video gezeigt wird. Die betroffenen Personen werden anschließend fachmännisch betreut.“

(RP)
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