Krefeld Polizei: Lage nicht schlimmer

Krefeld · Der Leiter der Hansawache relativiert die Statistik: Schwere Kriminalität hat nicht zugenommen. Die SPD ist mit ihrem Antrag im Ausschuss für Ordnung, Sicherheit und Verkehr mit 9:10 knapp gescheitert. Demnächst wird das Thema im Polizeibeirat diskutiert.

 Die Polizei bestätigte, dass es Anzeigen gegen Türsteher der Königsburg gebe.

Die Polizei bestätigte, dass es Anzeigen gegen Türsteher der Königsburg gebe.

Foto: Martin Röse

Nichts, was in den vergangenen zwei Wochen in den Medien berichtet wurde, hat Wolfgang Lindner, Leiter der Hansawache Süd, überrascht — auch nicht eine mögliche Verbindung von Türstehern bei Diskotheken mit Mitgliedern der Rockerbande Hell Angels. Gestern berichtete Lindner aus Sicht der Polizei im Ausschuss für Ordnung, Sicherheit und Verkehr.

Die SPD-Fraktion hatte im Juni beantragt, das Thema innere Sicherheit auf die Tagesordnung zu setzen. Mit ihrem aktuellen Antrag, die Verwaltung solle ein Sicherheitskonzept für die südliche Innenstadt vorstellen, scheiterte die SPD mit neun (SPD und FDP) zu zehn Stimmen. CDU und Grüne hatten zur Güte in der anderthalbstündigen Diskussion den Antrag formuliert, die Sicherheitslage und bereits getroffene wie geplante Maßnahmen der Ordnungspartnerschaft im Polizeibeirat vorzustellen. Mit ebenso knapper Mehrheit wurde so beschlossen.

Während Hans Butzen (SPD) sich dankbar für die mediale Wahrnehmung zeigte, erklärte Lindner, die polizeiliche Sicht habe sich nicht verändert. Wenn er in seiner Statistik mit der gesamten Straßenkriminalität nur Raub und Körperverletzung betrachte, gebe es sogar zwei Fälle weniger als im Vorjahr. Nur die öffentliche Wahrnehmung habe sich geändert.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass es einen Schwerpunkt dieser schweren Kriminalität in der südlichen Innenstadt gibt, rund um den Bahnhof von der Kulturfabrik über die Diskotheken Meilenstein und Königsburg bis zur Haltestelle Rheinstraße. Doch auch die sich entwickelnde Gastronomieszene an der Dießemer Straße hält die Polizei im Blick.

Die Polizei bestätigte, dass es Anzeigen gegen Türsteher der Königsburg gebe. Eine Belästigung von Passanten durch die Türsteher sei dagegen nicht bekanntgeworden, alle Beschwerden kämen aus dem Eingangsbereich der Diskothek. Zu überprüfen, ob die Sicherheitsfirma der Diskothek teilweise Kriminelle als Türsteher einsetze, sei nicht Sache der Polizei.

In absoluten Zahlen hatte die Zahl der Straftaten im ersten Halbjahr um 800 zugenommen, von 2700 im Vorjahr auf 3500 in 2011. Dabei handelt es sich nach Angaben der Polizei in erster Linie um Diebstähle und Sachbeschädigungen, aber nicht um schwere Kriminalität. Die Polizei habe ihre Präsenz in den Nacht- und frühen Morgenstunden verstärkt. Eine stärkere Präsenz generiere natürlich auch höhere Kriminalitätszahlen, weil die Beamten eine Tat ahnden, die sonst vielleicht gar nicht zur Anzeige gebracht worden wäre.

Walter Faßbender, Sprecher der CDU-Fraktion im Ausschuss, zeigte sich "etwas beruhigt", dass die Zahl schwerer Delikte in Krefeld nicht gestiegen sei. Völlig untergegangen in der Diskussion war der Einwurf, dass sich in bestimmten Lokalen an der Oppumer und Cracauer Straße an den Wochenenden eine Szene mit 30 bis 50 Harley Davidson-Fahrern bilde. Der Verwaltung ging nicht darauf ein. Stadtdirektorin Beate Zielke verwies mehrmals gern darauf, dass Kriminalität eine rein polizeiliche Aufgabe sei. Walter Faßbender warnte davor, die Situation zu dramatisieren.

(RP/rl)
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