Krefeld Politik für Innenbebauung an der Dürerstraße

Krefeld · Anwohner haben sich gegen die Bebauung gewehrt; die Stadt teilt die Bedenken nicht.

Die Verwaltung und eine Mehrheit der Politik haben sich im Rat für eine Innenbebauung im Bereich des Grundstücks Dürerstraße 8 ausgesprochen. Nach heftiger Diskussion und gegen die Stimmen von FDP und Linke hat der Rat dem Vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 811 (V) westliche Dürerstraße zugestimmt. Anlass und Zielsetzung der Planung ist laut Verwaltung die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für eine Wohnbebauung auf den "straßenabgewandten Teilen" der Liegenschaft. Laut Vorlage handelt es sich bei dem Plangebiet um ein Areal, das durch "eine zweigeschossige Stadtvilla und ein tiefes baumbestandenes Gartengrundstück geprägt" ist.

Die Anwohner in dem Viertel laufen Sturm gegen die Baupläne. Mieter, Wohnungs- und Hauseigentümer haben mehr als 200 Protestunterschriften dagegen gesammelt -unter ihnen beinahe alle Bewohner der beiden großen angrenzenden Wohnanlagen. Sie alle fürchten die Zersiedlung und eine Verschlechterung des von viel Grün geprägten Wohnareals (wir berichteten).

Im Dezember 2016 hatte der Grundstückseigentümer als Vorhabenträger die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes beantragt, um die rechtlichen Grundlagen für sein Vorhaben zu schaffen. Vorgesehen ist die Entwicklung von zwei zweigeschossigen Einzelhäusern im rückwärtigen Teil des 2400 Quadratmeter großen Grundstücks. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Grundstück mit einer Villa bebaut; das Gebäude ist als Baudenkmal zur Einbringung in die Denkmalliste der Stadt Krefeld vorgesehen.

Während CDU, SPD und Grüne der Argumentation der Verwaltung folgten und die geplante Maßnahme als Beitrag sehen, "die hohe Nachfrage und somit den Bedarf nach Wohnfläche in dem Stadtteil zu befriedigen", äußerte FDP-Ratsherr Joachim Heitmann deutliche Kritik. Er fürchtet für die Zukunft einen Verlust des "Gebietscharakters". "Das private Grün ist für Krefeld stadtprägend", so Heitmann. Ebenfalls prägend sei in dem Planbereich die "Straßenrandbebauung" mit grünem Innenbereich. "Diesen Gebietscharakter knacken wir in diesem Wohngebiet jetzt und schaffen einen Präzedenzfall." Es sei davon auszugehen, dass dies nur der Anfang sei, dem sehr schnell die Anträge weiterer Eigentümer folgen werden. Man begebe sich mit dem vorliegenden Beschluss "ohne Not" in diese Problematik.

Wenn es der Stadt allein um die Schaffung von Wohnraum gehe, so Heitmann weiter, könne sie zu dem Zweck auch das unmittelbar angrenzende stadteigene Grundstück Ecke Uerdingerstraße/Dürerstraße mit einem wesentlich umfangreicheren Wohnungsangebot bebauen. Ferner lasse man bei der Beschlussfassung die ablehnenden Stellungnahmen von deutlich über 100 Anwohnern unbeachtet, die im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung bereits 2017 ihre Bedenken schriftlich eingereicht hätten. Dort waren neben der Sorge um Verdrängung von Vogelarten, Fledermäusen und Eichhörnchen auch die Befürchtung von Wertminderung des eigenen Grundstückes beziehungsweise Wohnens angeführt worden.

Während die Verwaltung den zahlreichen Stellungnahmen und Bedenken an keinem Punkt folgte und Planungsdezernent Martin Linne noch einmal betonte, es gebe "kein Recht auf freie Sicht", versuchte auch Ratsfrau Heidi Matthias (Bündnis90/Die Grünen), Befürchtungen hinsichtlich der Verdrängung von Tierarten sowie der Gefährdung von altem Baumbestand zu zerstreuen: "Hier wird nichts zerstört außer einer Rasenfläche." Es gehe um eine "maßvolle Bebauung" mit begrünten Dächern, was sowohl im Sinne der Natur, aber auch der umliegenden Anwohner und deren Blick zu werten sei.

(RP)
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