Kunst in Krefeld Plastikblüten sprießen im Textilmuseum

Krefeld · Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums, stellt ihr Lieblingsstück in der laufenden Ausstellung vor: „Sprout“, eine Kreation der Koreanerin Park Sui. Zu sehen bis zum 18. August

 „Ich habe an einen feuchten Herbstwald gedacht, wenn das Laub zu schimmeln beginnt“, sagt Museumsleiterin Annette Schieck über das Kunstwerk „Sprout“ von Park Sui.

„Ich habe an einen feuchten Herbstwald gedacht, wenn das Laub zu schimmeln beginnt“, sagt Museumsleiterin Annette Schieck über das Kunstwerk „Sprout“ von Park Sui.

Foto: Stadt Krefeld

(RP) Wie in einem Augenblick erstarrt wirkt dieser Schwarm von flauschig anmutenden Wesen. Es könnten überdimensionierte Pantoffeltierchen mit extrem verlängerten Wimpern sein. Oder das Skelett einer Lebensform, das den Lauf der Zeit überdauerte. Der Blick auf diese Skulpturengruppe der Künstlerin Park Sui, Jahrgang 1977, stachelt die Fantasie an zu mannigfaltigen Interpretationen. „Sprout“, also sprießen, ist Arbeit aus dem Jahr 2016 benannt, die zurzeit im Deutschen Textilmuseum zu sehen ist. „Wenn man es anfassen dürfte, würde man feststellen, dass es ganz hart ist und fest ist“, sagt Museumsleiterin Annette Schieck über ihr Lieblingsstück. Denn die Objekte der Südkoreanerin haben eine rein synthetische Basis – Kunststoff-Kabelbinder.

Die Geschöpfte von Park Sui in der laufenden Ausstellung „Fiber Art. Asia – Europe“ haben es Schieck angetan: Wie zahlreiche Besucher lässt sie sich immer wieder von dieser Gruppe und den stets neuen Blick darauf faszinieren. „Sprout“, sei, so Park Sui, durch das Beobachten von Pflanzensprossen inspiriert. Das Werk versuche jedoch eine breitere Interpretation zu bieten, die sich nicht auf die Aufnahme eines Schnappschusses von wachsenden Pflanzen beschränkt. „Ich habe auch schon an einen feuchten Herbstwald gedacht, wenn das Laub zu schimmeln beginnt“, sagt die Museumsleiterin. Die plüschig-weißen Organismen könnten dann sprießende Pilze sein. Ein anderes Mal dachte sie an abgestorbene Kakteen, die ihr Chlorophyll verloren haben. „Es ist auch schön, die Objekte aus verschiedenen Perspektiven mit ihrem wechselnden Schattenspiel zu betrachten“, sagt Schieck. Dabei betone das blaue Podest als ästhetisches Kontrastelement die weißen Objekte in ihrer Leichtigkeit.

„Eine Reihe von Arbeiten in der Ausstellung beschäftigen sich mit Leichtigkeit“, berichtet Schick. Zahlreiche Kunstwerke seien weiß und luftig, was jedoch nicht Vorgabe oder gar Absprache unter den Künstlern gewesen sei. „Einige lernten sich erst bei unserer Eröffnung kennen“, so Schieck. Fiber Art lasse alles zu, was Fasern im weitesten Sinne betrifft. Zum Einsatz kommen Materialien, die den Eindruck von Fasern erwecken, also auch Draht, Papier oder Kunststoffe. Sie werden in allen erdenklichen Techniken der Textilkunst verarbeitet.

Das Deutsche Textilmuseum bietet sonntags und mittwochs um 14.30 Uhr öffentliche Führungen durch die Ausstellung „Asia – Europe IV. Fiber Art“. Die Schau stellt neue Tendenzen der Textilkunst aus Asien und Europa vor. Die Besucher erwartet dabei eine faszinierende und filigrane Faserwelt. Es sind gut 40 Objekte moderner Textilkunst zu sehen. Nach der Ausstellung in Krefeld (bis 18. August) werden die Arbeiten noch im Textilmuseum von Droninglund in Dänemark und im Janina-Monkute-Marks-Museum in Litauen präsentiert. Info und Anmeldung für Gruppenführungen unter Telefon 02151 9469450 oder  textilmuseum@krefeld.de.

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