Alternative zu Steingärten in Krefeld Wohnstätte schafft ökologische Vorgärten
Krefeld · Sie sind pflegeleicht, ökologisch wertvoll und basieren auf wissenschaftlichen Grundlagen: Die Krefelder Wohnstätte hat Staudenmischungen zur Anlage von robusten, gleichwohl schönen und naturgerechten Beeten entdeckt.
Noch unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Wohnstätte begonnen, bei ihren Bauprojekten eine pflegeleichte, ökologisch sinnvolle, optisch sehr schöne Alternative zum Steingarten anzulegen, die man auch privat problemlos anwenden kann. Das Wohnungsbauunternehmen stützt sich dabei auf wissenschaftliche Vorarbeiten. Es geht um ausgeklügelte Mischungen von Stauden und Zwiebeln, die nicht in Muttererde, sondern in einem sogenannten Baumsubstrat gepflanzt werden, das aus einer Mischung aus Löss, Lava und Bimsstein besteht. Jörg Bring, Gärtnermeister der Wohnstätte, hat sich intensiv mit der Forschung dazu beschäftigt, die Anfang der 1990er Jahre ihren Anfang nahm. „Ausgelöst durch die Debatte um Steingärten, haben wir nun damit begonnen, dort, wo es möglich ist, solche Staudengärten anzulegen“, erläutert Wohnstätte-Chef Thomas Siegert. Ein schönes Beispiel ist der Komplex an der Paul-Schütz-Straße in Bockum, den die Wohnstätte denkmalgerecht saniert hatte; das i-Tüpfelchen war die Anlage von Staudengärten in den Hochbeeten vor den Wohnhäusern.
Mittlerweile steht eine breite Palette von Staudenmischungen für alle Standorte, Größen und Flächenbesonderheiten zur Verfügung, die mit Blick auf Pflegeleichtigkeit und Blütenabfolge mit wissenschaftlicher Akkuratesse entwickelt wurde. „Es gibt den Bund deutscher Staudengärten, Hochschulen wie in Anhalt oder Wädenswil und Lehr- und Versuchsanstalten wie Erfurt oder Veitshöchheim, die Mischungen zusammengestellt haben“, berichtet Gärtnermeister Bring. Die Mischungen garantieren Blütenabfolgen das ganze Jahr über und sind zudem mehrjährig angelegt; es gibt also in diesem Fall keine Wegwerfpflanzen, die blühen, dann wieder ausgegraben werden müssen und so auch beständig für Arbeit sorgen.
Arbeit ist ein wichtiges Stichwort. Die mittlerweile in die Kritik geratenen Steingärten werden ja auch mit dem Ziel angelegt, sie mit wenig Mühe zu pflegen. „Ein Irrtum“, betont Bring; Löwenzahn wurzelt auch zwischen Steinen und muss eben auch mühevoll entfernt werden. Die Staudengärten auf Baumsubstrat hingegen brauchen anfangs zwar etwas Pflege, wenn es gilt, ungebetene Gäste wie Löwenzahn zu beseitigen. Aber: „Wenn die Pflanzen der Mischungen etwas an Größe gewonnen haben, werden andere Pflanzen automatisch weitgehend verdrängt“, erläutert Bring weiter.
Die Paul-Schütz-Straße ist insofern ein gutes Beispiel, weil beide Straßenseiten unterschiedliche Standorte darstellen: sonnig und schattig. Auf der Internetseite der Bernburger Staudenmischungen (www.durchgeblueht.de) kann man gut nachvollziehen, wie vielfältig die Mischungen sind: Unter dem Stichwort „Konfiguration“ findet man dort von „Bodenverhältnissen“ bis „Lichtverhältnisse“ diverse Angaben, nach denen man die passende Mischung auswählen kann. Bei Lichtverhältnissen wird etwa zwischen „sonnig“, „absonnig“ und „schattig“ unterschieden (der Begriff „absonnig“ bezeichnet einen Standort, der hell ist, aber nicht direkt von der Sonne beschienen wird).
Die Wohnstätte hat mit solchen Mischungen mittlerweile Flächen bei Gebäuden in Oppum an der Werkstättenstraße, in Linn an der Rathenaustraße oder am Luise-Meitner-Weg angelegt.
Wer regelmäßig an der Paul-Schütz-Straße vorbeikommt, kann sich davon überzeugen, dass die Hochbeete nicht mit Löwenzahn und anderem zuwuchern. „Das liegt auch daran, dass das Baumsubstrat absolut frei ist von Kräutersamen“, erläutert Gärtnermeister Bring.
Die Anlage sei relativ einfach, berichtet er. Der Boden des Beetes wird 15 Zentimeter tief ausgekoffert und mit Baumsubstrat verfüllt. Die Staudenmischungen, die präzise nach Stückzahlen der verschiedenen Pflanzen ausgetüftelt sind, werden dann in diesen Untergrund gepflanzt. Wer ein Händchen für Gartenarbeit hat, kann alles selber machen; wer unsicher ist, sollte die Hilfe von Gärtnern in Anspruch nehmen, empfiehlt Bring.
Die Materialkosten sind überschaubar. Die Staudenmischungen liegen bei 25 bis 30 Euro pro Quadratmeter, schätzt Bring; auch die Kosten für Baumsubstrat seien überschaubar.