Krefeld Paul Wember: Kunst ist Risiko

Krefeld · Für Paul Wember war es eine vorgezogene Geburtstagsfeier im Haus Esters. Am 25. Juli wäre er 100 geworden. Aber was die Organisatoren vorher nicht wussten, erzählte Wembers Sohn Viktor am Sonntag: "Heute ist der Geburtstag meiner Mutter." Auch er stellte noch einmal die Bedeutung seiner Mutter in der Wember-Ära heraus. Aber es war keine Familienfeier, sondern ein Erinnerungstag an den Krefelder Museumsdirektor und die Zeit, "als Kunst noch aufregte".

Erinnerungen an den Krefelder Museumsleiter Paul Wember
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Erinnerungen an den Krefelder Museumsleiter Paul Wember

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In welchen Jahren und zu welcher Gelegenheit konnten die Besucher anhand ausgelegter Chroniken und Ausstellungskatalogen aus den Jahren von 1947 bis 1975 nachvollziehen. Und in neu digitalisierten Filmdokumenten nacherleben. Zu seinem Jubiläum — 25 Jahre Chef — bekam Wember vom Museums-Team ein großes Fassaden-Foto des KWM geschenkt, hinter dem sich für jedes Jahr ein gefülltes Kästchen verbarg. Und Wember ließ sich in dem WDR-Film über seine Grundsätze befragen. Dass "es in diesem Haus nichts Endgültiges gibt" sagte er, und dass bei Kunst der Gegenwart "immer ein Risiko dabei" sei. Er sehe sich immer wieder neu nach Künstlern um, die etwa 25 Jahre alt seien und die dann den wichtigen Schritt machten, den sie später nur noch variierten. Überzeugungskraft und Sturheit wurden ihm in dem Film bescheinigt, er selber nannte sich einen "Mentor und Theoretiker der Moderne." Als "Statik ein erschreckendes Wort" wurde, und die "Einbildungskraft neue Wege feierte", zeigte Wember Kinetik.

Die Objekte, "entstanden aus Phantasie und Bewegung" rattern, wackeln und drehen sich auch jetzt als Wember-Hommage in Haus Esters. Wie sehr Wember sich den Künstlern verpflichtet fühlte, die in ihren Konzepten der Zeit weit voraus waren, bewies die Haus-Rucker-Co-Ausstellung. Ein Film ohne Ton zeigte den Aufbau der Traglufthalle, in die das gesamte Haus Lange 1971 eingeschlossen wurde. "Überleben in verschmutzter Umwelt" nannte die österreichische Künstler-Architekten-Gruppe ihre Vision. Als es bei der Übung (1969, Haus Lange) "Objekte benutzen" von Franz Erhard Walther hieß, ließ sich auch Wember auf den Umgang mit Textilien, Tüchern und Körperpolstern ein. Und hatte offenbar genauso viel Spaß, wie andere Besucher, die unter anderen durch Stoff-Tunnel krochen. Auf die Frage, ob das Kunst sei, sagte Wember ähnlich wie Walther: "Mich als Museums-Mann interessiert das auch nicht."

(pen)
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