Krefeld Palliativ-Ethik: Leben bis zum Schluss

Krefeld · Die RP-Telefonsprechstunde zeigt: Die Medizin heute will die Lebensqualität am Lebensende verbessern. Am Samstag findet der 4. Krefelder Palliativ-Tag mit Vorträgen statt. Wer Interesse hat, ist eingeladen.

 Bei der RP-Telefonsprechstunde (v.l.): Prof. Thomas Frieling, Nancy Gasper (Stups-Kinderzentrum), Krankenhausseelsorger Ekkehard Rüdiger und Dr. Achim Thater, Arzt für Anästhesiologie.

Bei der RP-Telefonsprechstunde (v.l.): Prof. Thomas Frieling, Nancy Gasper (Stups-Kinderzentrum), Krankenhausseelsorger Ekkehard Rüdiger und Dr. Achim Thater, Arzt für Anästhesiologie.

Foto: Thomas Lammertz

Es ist ein bewegendes Phänomen: Sehr viele Patienten einer Palliativstation fragen anfangs nach aktiver Sterbehilfe; sind sie dann Tage später "eingestellt", sprich sind die Schmerzen weg, sinkt dieser Wert auf null. Immer noch gilt: Die Angst vor dem Tod ist zu großem Teil Angst vor schmerzvollem Sterben. Dies berichtet Ekkehard Rüdiger, katholischer Pastoralreferent und Krankenhausseelsorger, bei unserer Telefonsprechstunde zum Thema Palliativversorgung.

Die letzte Lebensphase vor dem Tod wird heute ethisch und medizinisch vor allem als Phase des Lebens begriffen - lange vorbei sind die Zeiten, in denen Sterbende in Krankenhäusern in Nebenräume geschoben wurden. Die Palliativstation im Helios-Klinikum sei dann auch keine "Sterbestation", betont Prof. Thomas Frieling, Klinik-Direktor am Helios und Vorsitzender des Hospiz-Fördervereins. Ziel einer Palliativ-Station sei es, die Lebensqualität Sterbenskranker zu verbessern und so in der Regel den Weg zurück nach Hause oder seltener in ein Hospiz zu ermöglichen, erläutert Frieling. Hauptziel der Palliativversorgung ist die Betreuung der Patienten in ihrem häuslichen Umfeld.

Spezialisten für die Behandlung in der letzten Lebensphase sind im "Palliativ Care Team" versammelt, wie Dr. Achim Thater, Arzt für Anästhesiologie, erläutert. Das Ärzteteam leistet die SAPV, die "Spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung". Auch dabei geht es um Lebensqualität in der letzten Lebensphase, indem Schmerz und andere Symptome eingedämmt werden. Das SAPV-Netzwerk unterstützt Haus- oder Fachärzte. Nach Erfahrung aller Experten bestimmen nicht Konflikte die letzte Lebensphase; es geht um Lebensqualität für Patienten und Begleitung von Angehörigen. Nur selten kommt es zum Streit über Therapie und lebensverlängernde Maßnahmen. "Patienten haben ein Abwehrrecht, aber kein Forderungsrecht", erläutert Krankenhausseelsorger Rüdiger; will sagen: Patient können eine Therapie ablehnen, aber nicht einfordern. Im Konfliktfall wird das Ethikkomitee einer Klinik angerufen, und es kommt zu einem "strukturierten Gespräch" mit den behandelnden Ärzten, in dem der Fall und das Umfeld des Patienten erörtert werden.

Die Regel ist, dass Hilfe von allen dankbar angenommen wird. "Die Situation ist oft emotionsgeladen, aber nicht konfliktgeladen", betont Nancy Gasper vom Stups-Kinderzentrum. Sie erläutert eine Besonderheit des deutschen Hospizrechtes. Demnach haben Angehörige von todkranken Jugendlichen ein gesetzlich verankertes Recht auf einen Hospizplatz - die Hospize selbst aber sind nicht durch den Staat, sondern durch bürgerschaftliches Engagement getragen. Das Beispiel Krefeld zeigt, wie sehr die Hospiz-Idee und damit auch die Palliativ-Ethik akzeptiert sind. Die Spendenbereitschaft ist hoch.

Am Samstag, 21. April, 10 bis 14 Uhr, findet in der Erlöserkirche der 4. Krefelder Palliativtag statt. Die Vorträge sind frei zugänglich, Eintritt frei.

(RP)
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