Krefeld Outokumpu - geht der Stellenabbau weiter?

Krefeld · Der Stahlkonzern verzichtet auf ein Dementi zur Online-Berichterstattung der Partei für soziale Gerechtigkeit, in der von einem Abbau der Arbeitsplätze in Krefeld auf eine Zahl von unter 900 die Rede ist. Das wäre ein Verlust von gut 300 Stellen.

 Vor dem Outokumpu-Werk in Krefeld demonstrierten Beschäftigte im Oktober 2013 gegen die Sparpläne des finnischen Eigentümers.

Vor dem Outokumpu-Werk in Krefeld demonstrierten Beschäftigte im Oktober 2013 gegen die Sparpläne des finnischen Eigentümers.

Foto: Lammertz

Die Zahl der Beschäftigten bei Outokumpu Nirosta in Krefeld soll von aktuell gut 1200 Mitarbeitern auf weniger als 900 schrumpfen. Durch den bislang erfolgten Konzernumbau des Stahlgiganten in Deutschland, zu dem auch die erfolgte Schließung der so genannten Flüssigphase in Krefeld mit 400 Arbeitsplätzen gehört, seien in einem "nicht ausreichenden" Maße Sparerfolge erzielt worden. In Deutschland müssten nachhaltige Einsparungen von 50 Millionen Euro jährlich erreicht werden. Das berichtet die Partei für soziale Gerechtigkeit am Dienstag in ihrer eigenen Online-Publikation.

"Wir haben diese Quelle zur Kenntnis genommen", erklärte Nora Berg, Kommunikations-Managerin für den Outokumpu-Geschäftsbereich Europa, auf Anfrage unserer Redaktion, ob diese Aussagen zuträfen und die Belegschaft in Krefeld mit weiterem Stellenabbau zu rechnen habe. Ein Dementi sehe anders aus, hieß es dazu aus Arbeitnehmerkreisen. Weiter teilt Outokumpu auf unsere Anfrage mit: "Wie Outokumpu bereits im Verlaufe des Jahres berichtete, setzt das Unternehmen strategische Maßnahmen um, die auf die Verbesserung der Finanzzahlen des Konzerns abzielen. Das aufgestellte Programm sieht vor, die Vertriebs-, Verwaltungs- und Allgemeinkosten um 100 Millionen Euro zu reduzieren und weltweit 600 Arbeitsplätze abzubauen. Die europaweiten Restrukturierungen wie auch die Einsparungen in Vertrieb und Verwaltung betreffen auch Deutschland. Nach schweren Verhandlungen mit Gewerkschaft und Betriebsrat wurde eine Einigung erzielt, in Umsetzung gebracht und kommuniziert. Einzelheiten die Ländergesellschaften betreffend kommentieren wir darüber hinaus nicht."

Der Druck in der Stahlbranche ist enorm. Es gibt riesige Überkapazitäten und preisgünstige Konkurrenz aus China. Outokumpu und andere europäische Stahlproduzenten müssen sich darauf einstellen. 2012 wurde die Übernahme von Thyssen-Krupp-Standorten durch den finnischen Erwerber mit einem begleitenden Tarifvertrag abgesichert. Zwei Jahre später wurde er aufgrund der verschärften Marktsituation "verwässert" - soll heißen, die Arbeitnehmervertreter erklärten sich aufrund der Marktlage mit Abstrichen einverstanden. Auf der Habenseite verbuchte die IG Metall unter anderem einen Kündigungsschutz bis ins Jahr 2020.

Gleichwohl, so war aus Insiderkreisen zu erfahren, ging die Geschäftsleitung erneut auf die Betriebsräte zu, um Möglichkeiten zu erörtern, wie mehr Beschäftigte über den Sozialplan vom Arbeitsverhältnis freigestellt werden können. Dazu steht ein kompliziertes Instrumentarium aus Abfindung, Transfergesellschaft, Ruhestandsregelungen zur Verfügung. Wie unserer Redaktion bestätigt wurde, fanden darüber hinaus bereits Gespräche über neue Schichtmodelle und die Einführung einer 32-Stunden-Woche statt. Dem Vernehmen nach noch ohne Beteiligung der Gewerkschaft. Auf diese Weise ließen sich die Lohnkosten erheblich senken, heißt es bei der Partei für soziale Gerechtigkeit. Die Partei ist die deutsche Sektion des Internationalen Komitee der Vierten Internationale (IKVI). Ihr "erklärtes Ziel" ist es, "die internationale Arbeiterschaft zu vereinigen und eine Umgestaltung der Gesellschaft nach den Grundsätzen sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit durchzusetzen. Sie versteht sich als Gegner von Kapitalismus, Militarismus und Nationalismus". Der Sitz der Partei ist in Berlin.

(sti)
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