Mambo Kurt in Krefeld Der Orgelgott aus dem Kohlenpott

Krefeld · Alle Jahre wieder gibt Mambo Kurt rund um die Weihnachtstage ein Konzert in Krefeld. Am 25. Dezember tritt der Mann mit der Heimorgel vor ausverkauftem Haus in der Kulturrampe auf. Eine Annäherung an eine Kultfigur.

 Sieht cool aus, ist aber musikalisch ein heißer Feger: Mambo Kurt: Die Kultfigur kommt mit seiner Heimorgel in die Kulturrampe.

Sieht cool aus, ist aber musikalisch ein heißer Feger: Mambo Kurt: Die Kultfigur kommt mit seiner Heimorgel in die Kulturrampe.

Foto: Martin Steffen

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“, heißt es vielerorten zu Heiligabend. Aber schon am Mittwoch, 26. Dezember, ist es aus mit der weihnachtlichen Beschaulichkeit in Krefeld, wenn Mambo Kurt mit seiner Heimorgel in der Kulturrampe einfallen wird: Er interpretiert auf ureigene Art Welthits aus den Bereichen Klassik, Pop, Disco und Heavy-Metal, indem er sie mit Samba, Cha-Cha und Walzer-Rhythmen unterlegt. Damit hat Mambo Kurt in den vergangenen 21 Jahren internationalen Starruhm eingeheimst und den Titel „König der Alleinunterhalter“. Und dabei wird statt Einkehr und Besinnlichkeit wieder die Stunde des Wahnsinns, der Enthemmung und des Exzesses schlagen.

Mambo Kurt hat diesmal neue Lieder im Gepäck. Diese Weihnachtspräsente sind so ausgefallen und verrückt, dass man sich in freudiger Erwartung jetzt schon an den Kopf schlagen darf. Der Autodidakt hat es  von Bochum aus bis zum größten Heavy-Metal-Festival der Welt in Wacken zum Dauergast mit den meisten Auftritten vor allen anderen Stars gebracht. Er besitzt die Fähigkeit, Lieder entweder auf ihren Kern zu reduzieren oder in Sphären zu katapultieren, an die kein Sterblicher – nicht einmal der Komponist selbst – gedacht hat. Niemand hat vor ihm erkannt, dass  „Jump“ von Van Halen im Grunde genommen für die Heimorgel geschrieben wurde und deshalb besser als Tango funktioniert. Analysierte man die Tiefenstruktur von „Enter Sandman“ von Metallica, fiele sofort auf, dass der Song eigentlich ein Walzer ist.  „Lieder wie ‚Engel’ von Rammstein, die hörst du und weißt genau: aha, das muss ein Bossa-Nova werden“, umschreibt Mambo Kurt seine Interpretationsfähigkeit. Er macht auf diese Weise durchgehend Coversongs zu „seinen“ Liedern, ähnlich wie es Jimi Hendrix mit „All Along The Watchtower“ von Bob Dylan einmal gelang.

Die Metal-Band Slayer hörte einst auf einem Festival Mambo Kurt ihr „South Of Heaven“ auf der Heimorgel spielen. Sie attestiert ihm seitdem, dass dies die „ultimative Version“ sei. Dass das alles so rasant und überzeugend abgeht, liegt an Mambos Fingern und Beinen und vor allem an seiner tiefer gelegten und auf zwei Manuale abgespeckten „Yamaha Electone D85“, aufgemotzt mit einer „Magic Light Ball MLB 35“-Kugel für die Lightshow obendrauf. Die Orgel hat ein Gas- und 13(!) Fußpedale, sie „fährt“ man praktisch wie einen Sportwagen. Sie erreicht im Mambo-Rhythmus eine Spitzengeschwindigkeit von 124 Beats pro Minute, insbesondere dann, wenn der „Auto-ABC-Funblock“ zugeschaltet ist. Dann rattern die Rhythmen im Hyper-Drive und röhrt die Kiste wie ein ganzes Orchester, schüttelt das Publikum durch. Und mit Höchstgeschwindigkeit saust Mambo Kurt durch 40 Jahre Musikgeschichte. Die musikalische Achterbahnfahrt hört niemals auf, wenn eineinhalb Stunden lang Hit auf Hit, Schlag auf Schlag, auf Kopf und Bauch niederprasseln: Wham!, Green Day, Scooter, Johann Strauss, Nirvana: alles ein in sich stimmiger Mix aus Sounds und Stilen. Da geht man vor Ehrfurcht auf die Knie und weiß: Das sind jetzt alles Heimorgellieder! Man schwört den alten Versionen ab. Total aufgeputscht springen Leute auf die Bühne, rocken hemmungslos los und geben so Zeugnis ab von dieser unglaublichen Offenbarung. Hartgesottene Heavy-Metal-Fans tanzen zu „Musik ist Trumpf“ ihre erste Polonaise. Kommt man aus einem Konzert, ist man bekehrt, ist Fan, stellt keine Fragen mehr, hat alle Antworten. Damit ist klar, warum Mambo Kurt auch „Orgelgott aus’m Kohlenpott“ genannt wird.

Allen, die diesmal keine Karte bekommen haben, bleibt der Trost: Mambo Kurt wird wiederkommen. Sicher im nächsten Jahr.

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