Krefeld Offenbach tanzt ab Sonntag

Krefeld · Ballettdirektor Robert North verbindet in seinem neuen Ballettabend die Geschichte des jungen, melancholischen Petruschka mit den turbulenten Erlebnissen von Jacques Offenbach im Paris der 1920er Jahre. Am Sonntag, 6. Dezember, ist Premiere im Krefelder Theater.

 Paolo Franco als Offenbach und Karine Andrei-Sutter als "die Seele von Paris" in einer Szene des Balletts "Offenbach". Krefeld-Premiere ist am Nikolaustag.

Paolo Franco als Offenbach und Karine Andrei-Sutter als "die Seele von Paris" in einer Szene des Balletts "Offenbach". Krefeld-Premiere ist am Nikolaustag.

Foto: Matthias Stutte

Endlich wieder Ballett. Seit dem bombastischen Spielzeitbeginn mit "Carmina burana" Ende August 2014 hat es im Krefelder Theater keine Premiere von Robert Norths Tanz-Abenden gegeben. Am Sonntag werden die Krefelder ein Doppel erleben, das in Mönchengladbach große Erfolge feierte - und in Krefeld schon so gefragt ist, dass für den 17. März bereits eine zusätzliche Vorstellung anberaumt wurde: "Petruschka / Offenbach".

Im wirklichen Leben hätten sich die beiden niemals getroffen: Als Igor Strawinsky 1882 geboren wurde, war Jacques Offenbach bereits zwei Jahre tot. Aber in der Vorstellung von Ballettdirektor Robert North gibt es eine Verbindung zwischen dem Vater der Operette, Offenbach, und dem Musikrevolutionär, der mit "Feuervogel" und "Petruschka" 1911 zu Weltruhm kam. 1995 hat North seine beiden Ballette choreografiert: "Petruschka" im Auftrag des Theaters Bordeaux, "Offenbach" für Genf. Fürs Gemeinschaftstheater fügt er beide erstmals zusammen. "Und man wird sehen wie gut das funktioniert: North hat in das Offenbach-Stück Strawinsky-Musik eingefügt. Was ursprünglich für Solo-Klavier geschrieben war, ist später orchestriert worden und sehr anspruchsvoll, mit vielen Taktwechseln", sagt Alexander Steinitz, der den Abend musikalisch leitet.

Diese Reminiszenz an die Moderne passt zur Geschichte: Offenbach verzückt nach seinem Tod die Unterwelt so sehr mit seiner Musik, dass er in die Welt zurückkehren darf - allerdings in eine Zeit, die er nicht kennt: Paris um 1920 ist für ihn schillernd, fremd, neu. "Es ist eine gute Vorlage, auf der sich die Reibung von Traditionellem und Moderner Kunst reiben", sagt Dramaturgin Regina Härtling. Aber natürlich gibt es auch die Offenbach-Ohrwürmer aus "Die schöne Helena" und "Orpheus in der Unterwelt" mit dem berühmten Cancan.

In "Petruschka" will North nicht nur die Geschichte vom Puppenspieler auf dem russischen Jahrmarkt des 18. Jahrhunderts erzählen, dessen Figuren lebendig werden. Die Dreiecks-Eifersuchtsgeschichte zwischen dem traurigen Petruschka, der eitlen Ballerina und dem bösen, aber prachtvoll gekleideten Mohr holt er in das Russland von Glasnost und Perestroika. "Das ist näher an unserer Gegenwart, und jeder kann auch andere Assoziationen haben", erklärt Härtling. "Dafür gibt es eine sehr interessante optische Lösung." Die entsprechenden Kostüme dafür hat Andrew Storer entworfen, ebenso die Bühne. "Die Musik ist sehr laut- und klangmalerisch; es gibt viele Zitate aus der russischen Volksmusik, aber auch revolutionär neue Klänge, die zeigen, dass zwei Charaktere nicht miteinander harmonieren", erzählt Steinitz.

Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen in großer Formation.

(RP)
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