Siemens-Zugwerk in Krefeld Fusion gescheitert – Kunden bestellen weiter

Krefeld · Die Fusion der Zugsparten von Siemens und Alstom ist an den Kartellbehörden gescheitert. Wie es mit dem Werk in Uerdingen weitergeht, ist noch ungewiss. Die Konzernspitze will sich Zeit nehmen, um die Zukunft der Siemens Mobility GmbH zu prüfen. Unterdessen gehen aus Österreich neue Bestellungen für den Desiro ML ein.

 Das Zugwerk in Uerdingen baut weitere 24 Regionalzüge für die Österreichische  Bundesbahn.

Das Zugwerk in Uerdingen baut weitere 24 Regionalzüge für die Österreichische  Bundesbahn.

Foto: Siemens AG/Siemens

Vor rund acht Monaten ist das Krefelder Zugwerk an der Duisburger Straße mit seinen mehr als 2000 Beschäftigten als Siemens Mobility GmbH aus dem Konzern ausgegliedert worden. Seitdem ist viel geschehen, die beabsichtigte Fusion von Siemens und den französischen Mitbewerbern von Alstom am Veto der Kartellbehörden gescheitert. Seitdem spekulieren auch die betroffenen Arbeitnehmer, wie es in Uerdingen und an anderen Siemens-Standorten weitergeht.

Die Kunden scheint der Schwebezustand nicht zu stören. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) weitete ihre Bestellung nun um weitere 24 Regionalzüge auf dann 189 so genannte „Cityjets“ aus. Auftragsvolumen – mehr als eine Milliarde Euro.

Die ÖBB haben bei Siemens Mobility weitere 24 Regionalzüge vom Typ Desiro ML geordert, teilte der Zughersteller mit. Mit dieser Bestellung wurden insgesamt 189 Züge abgerufen. Die Auslieferung der neuen Züge, die bei der ÖBB unter dem Namen „Cityjet“ unterwegs sein werden, soll ab Sommer 2020 erfolgen. Eingesetzt werden die dreiteiligen elektrischen Triebfahrzeuge als S-Bahnen in Ostösterreich. Produziert wird in den Siemens-Mobility-Werken in Krefeld und Graz. Die Endmontage erfolgt im Werk Jedlersdorf der ÖBB (Technische Services).

„Mit dem Cityjet ist komfortables Reisen in ganz Österreich garantiert. Die Flexibilität des Fahrzeugs bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. So kann der Desiro ML auf Batteriehybridtechnologie umgerüstet werden und könnte somit künftig auch für nicht-elektrifizierte Strecken genutzt werden“, sagte Sabrina Soussan, Chefin von Siemens Mobility.

Eine variable, niederflurig angelegte Sitzlandschaft sowie großzügig gestaltete Einstiegs- und Übergangsbereiche bieten attraktiven Fahrkomfort und rund 22 Prozent mehr Sitzplätze im Vergleich zu den derzeit eingesetzten Bestandsfahrzeugen. Jeder Sitzplatz wird mit Leselampe, Steckdose und ausklappbarem Laptop-Tisch ausgestattet. Die Sitze verfügen über eine verstellbare Sitzfläche, ergonomische Kopfstützen und Armlehnen. Der Zug verfügt über eine Länge von 75 Metern und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 160 Kilometern in der Stunde sowie einen beschleunigungsstärkeren Antrieb.

Hinsichtlich der Barrierefreiheit setzt das Fahrzeug nach herstellerangaben Maßstäbe durch breite Ein- und Ausstiegsbereiche, offene und ruhige Übergänge und stärkere Farbkontraste für Sehbehinderte. Bequeme Niederflureinstiege garantieren einen einfachen Zugang auf allen 550-Millimeter-Bahnsteigen ohne Rampen auch für Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen sowie für Fahrgäste mit Fahrrädern. Für tiefere Bahnsteige in der Region sind Schiebetritte und ein Hublift auf jeder Seite vorgesehen. Die S-Bahnen erhalten sechs Türen pro Einstiegsseite.

Die Krefelder Siemens-beschäftigten beklagten bereits zu Zeiten, als die Fusion noch möglich schien, dass die Konzernleitung die Chancen zu sehr in den Vordergrund gestellt und die Risiken kaum thematisiert habe. Siemens kündigte nach dem Veto der Karellebehörden an, sich nun die Zeit zu nehmen, um „alle Optionen für die Zukunft von Siemens Mobility zu prüfen und die beste Option für seine Kunden, Mitarbeiter sowie Aktionäre zu wählen“.

Währenddessen werde Siemens Mobility das Portfolio weiterentwickeln und ausbauen, von Schienenfahrzeugen über die Automatisierung und Elektrifizierung von Schienenfahrzeugen über schlüsselfertige Systeme bis hin zu intelligenten Verkehrssystemen sowie zugehörigen Dienstleistungen. Mit seiner Digitalisierungsexpertise unterstütze Siemens Mobility Mobilitätsanbieter weltweit dabei, Infrastruktur intelligent zu machen, nachhaltigen Wert über den gesamten Lebenszyklus zu schaffen sowie Fahrgasterfahrung zu verbessern und Verfügbarkeit zu gewährleisten.

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