Nothaushalt in Krefeld OB Kathstede verzichtet auf Luxus-Dienstwagen

Krefeld · Der Nothaushalt fordert seinen ersten großen Tribut: Oberbürgermeister Kathstede streicht die Fashionworld 2014. Einsparung: 250.000 Euro. Zudem entfällt der Große Zapfenstreich, und Kathstede will einen kleineren Dienstwagen.

 Gregor Kathstede gestern, als er das vorläufige Aus für die Straßenmodenschau bekanntgab. Rechts erkennbar: Kämmerer Ulrich Cyprian.

Gregor Kathstede gestern, als er das vorläufige Aus für die Straßenmodenschau bekanntgab. Rechts erkennbar: Kämmerer Ulrich Cyprian.

Foto: Thomas lammertz

In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz hat Oberbürgermeister (OB) Gregor Kathstede am Donnerstag eine Reihe von Einsparungen bekanntgegeben: Insgesamt will er in seinem Fachbereich mehr als 600.000 Euro streichen.

Spektakulärster Punkt: Die Straßenmodenschau (Fashionworld) wird 2014 nicht stattfinden. Der Einzelhandel reagierte mit Bedauern und Kritik: "Die Absage ist absolut inakzeptabel, so wie sie vorgenommen worden ist. So kann man nicht mit seinen Partnern umgehen", erklärte Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, auf Anfrage unserer Zeitung. Erste Reaktionen kamen auch aus der Politik: Die UWG zeigte sich "geschockt über den blinden Aktionismus des OB".

Ottersbach forderte Kathstede auf, Geld dadurch zu sparen, dass er sich schon 2104 zur Wahl stellt und das Geld für den OB-Wahlgang 2015 einspart: "Meine persönliche Meinung: Viele Bürgermeister stellen sich freiwillig bei der Kommunalwahl 2014 ein Jahr eher dem Votum der Bürger, als dies sein müsste. Dies ist auch mit nennenswerten finanziellen Einsparungen verbunden. Das bringt Sympathiepunkte, das wird von den Bürgern verstanden und das steigert die Akzeptanz öffentlicher Mandatsträger."

Kathstede, der gestern sehr kurzfristig die Fraktionen über seine Entscheidungen informiert hatte und dann mit Kämmerer Ulrich Cyprian vor die Presse trat, betonte: "Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, und es ist mir ausgesprochen schwergefallen, aber wir können uns die Veranstaltung 2014 einfach nicht leisten. Ich glaube, dass die Bürger verstehen, dass wir auf diese herausragende Veranstaltung verzichten."

Er wolle auch selbst ein Zeichen setzen: Kathstede teilte mit, eine Stelle im Oberbürgermeisterbüro zu streichen; zudem will er beim jährlich erneuerten Dienstwagen — einem Audi A 8 — auf ein kleineres Modell umsteigen und lässt prüfen, ob der zweite Dienstwagen (zurzeit ein Audi A 6) verzichtbar ist. Die Fahrbereitschaft wird von Kathstede, den Dezernenten und den Bürgermeistern genutzt.

Unterm Strich machen die Einsparungen mehr als 600.000 Euro aus — das sind rund 25 Prozent des Budgets für das Stadtmarketing. Kathstede kann diese Entscheidungen allein und ohne Ratsbeschlüsse treffen, weil es sich um Geschäfte der laufenden Verwaltung handelt.

Im Einzelhandel stieß das vorläufige Aus für die Straßenmodenschau auf Kritik. Greve-Geschäftsführer und Bühnenkoordinator Hajo Greve auf Anfrage: "Als Mitbegründer der größten Straßenmodenschau der Welt bedauern wir diese Entscheidung außerordentlich und halten sie überdies für grundsätzlich falsch." Die Entscheidung des OB sei unklug und unausgewogen; "wir hätten uns angesichts knapper öffentlicher Kassen jedenfalls nach Kräften an einer deutlich schlankeren Ausrichtung der Veranstaltung beteiligt."

Franz-Joseph Greve, Chef der Krefelder Werbegemeinschaft, sagte: "Noch bis gestern hieß es, die Veranstaltung sei für Krefeld unerlässlich. Heute soll das Gegenteil richtig sein. Ich bin überzeugt, man könnte die Veranstaltung so verändern, dass sie für Kunden unserer Stadt unverändert attraktiv bliebe und dabei auf Unwesentliches und Teures verzichtete. Schade, dass man uns vorher nicht gefragt hat."

Enttäuschung auch bei Christoph Borgmann von Intersport Borgmann, der wie alle überrascht wurde von der Nachricht: "Ich habe vor einer Stunde davon erfahren. Wenn man 20 Jahre lang vertrauensvoll zusammengearbeitet und als Händler viel Herzblut in diese Veranstaltung gesteckt hat und dann lapidar vom Aus erfährt, ist das schon enttäuschend."

Borgmann kündigte eine Initiative der Händler für eine mögliche Ersatzveranstaltung an: "Wir können als Händler nicht mal eben 250.000 Euro auf den Tisch legen, aber uns wird schon etwas Pfiffiges einfallen." Kathstede betonte, er wolle nicht der "Totengräber der Straßenmodenschau" sein: "Es muss uns gelingen, 2015 nicht mehr im Nothaushalt zu sein — zwar im Haushaltssicherungskonzept, aber nicht im Nothaushalt. Wir werden alles versuchen, um Händler und Sponsoren bei Laune zu halten und sie für 2015 wiederzugewinnen."

Gefragt, ob er über eine schlankere Version nachgedacht habe, sagte Kathstede: "Dann wird es sehr schnell provinziell und es ist ehrlicher zu sagen: Wir verzichten auf die Straßenmodenschau."

(RP)
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