NS-Dokumentationsstelle Krefeld NS-Relikte: Aufruf zeigt Wirkung

Krefeld · Springerstiefel, Schilder und Dokumente haben die Krefelder der NS-Dokumentationsstelle zur Verfügung gestellt. Besonderer Schatz für die Forschung: das Tagebuch eines Mädchens aus seiner BDM-Zeit.

In einem unscheinbaren Heft hat Sandra Franz einen Schatz entdeckt: Es sind die Aufzeichnungen eines Krefelder Mädchens, das seinem Tagebuch seine Erlebnisse anvertraut. Die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle sagt: „Das ist ein unbezahlbares Dokument, denn darin finden sich die Erlebnisse ungefiltert wieder.“ Die junge Krefelderin gehörte wie die meisten Mädchen ihrer Generation dem BDM an, dem Bund Deutscher Mädel. In der Zeit des Nationalsozialismus war der BDM der weibliche Zweig der Hitlerjugend. Seit 1936 war die Mitglied­schaft Pflicht.

 Die Resonanz nach dem Aufruf der NS-Dokumentationsstelle war groß: Zu den ersten Gegenständen und Schriftstücken, die abgegeben wurden, gehören ein Paar Wehrmachtsstiefel, ein Schild der NSDAP-Ortsgruppe sowie Tagebücher, Fotoalben und Briefe aus der Kriegszeit.

Die Resonanz nach dem Aufruf der NS-Dokumentationsstelle war groß: Zu den ersten Gegenständen und Schriftstücken, die abgegeben wurden, gehören ein Paar Wehrmachtsstiefel, ein Schild der NSDAP-Ortsgruppe sowie Tagebücher, Fotoalben und Briefe aus der Kriegszeit.

Foto: Stadt Krefeld

Im BDM waren Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahre organisiert. Für das Jahr 1931 sind 1711 Mitglieder registriert. „Viele Zeitzeugen erinnern sich rückwirkend von heute aus. Dann ist oft vieles verklärt, und die schönen Erlebnisse von Gemeinschaft überwiegen. Das Tagebuch ermöglicht uns zu erforschen, mit welchen Mitteln die Nationalsozialisten damals gearbeitet haben, um den jungen Leuten ihre Ideologie einzupflanzen.“

Das Tagebuch ist einer von zahlreichen Neuzugängen in der NS-Dokumentationsstelle. Nach Sandra Franz’ Aufruf — wir berichteten — haben zahlreiche Krefelder Dokumente und Objekte aus dem Zeitraum von 1925 bis 1950 für den Archivbestand in die Villa Merländer gebracht. „Die Krefelder haben sich gefreut, dass wir an ihren Familiengeschichten interessiert sind und es eine Institution gibt, denen sie die Dokumente und Objekte übergeben können“, sagt Franz.  Zu den ersten Gegenständen und Schriftstücken, die die NS-Dokumentationsstelle erhalten hat, gehören ein Paar Wehrmachtsstiefel, ein Schild der NSDAP-Ortsgruppe sowie Tagebücher, Fotoalben und Briefe aus der Kriegszeit. Ihr liegen weitere Rückmeldungen vor. Franz wird sich einige der Objekte nun auch vor Ort anschauen.

Manche Zeitzeugnisse haben Krefelder auf dem Speicher oder im Keller entdeckt. Manches war eingelagert. „Einige Leute erzählten, dass sie diese Dinge nicht wegwerfen wollten, aber nun froh sind, dass sie in gute Hände kommen. Andere haben die Dinge nicht weggeben wollen, solange ihre Eltern lebten. Für sie es es nun eine gute Gelegenheit“, berichtet Franz weiter.

Die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle bittet die Krefelder weiterhin, nach Fotografien, Ausweisen, Alltagsdokumente wie Lebensmittelkarten und Tagebüchern aus dem Zeitraum 1925 bis 1950 zu suchen. Zudem sucht sie nach Unterlagen und Objekten von NS-Tätern und Alltägliches von den Bürgern. „Anhand dieser Dinge können wir ein Bild erstellen, wie es damals in Krefeld gewesen ist“, so Franz.

 Wer Material von oder über Täter besitzt, kann dieses bei der NS-Dokumentationsstelle an der Friedrich-Ebert-Straße 42 abgeben – auch anonym. „Es geht uns nicht darum, Leute an den Pranger zu stellen. Es gibt aber auch keinen Grund, sich zu schämen“, betont Franz. „Wir freuen uns, wenn wir Sachen geschenkt bekommen“, sagt Franz. Unterlagen und Objekte können auch als Dauerleihgabe abgegeben, Dokumente durch die NS-Dokumentationsstelle gescannt werden. Mitarbeiter der Dokumentationsstelle holen nach Absprache Dokumente und Unterlagen bei den Eigentümern ab.

Kontakt: Die NS-Dokumentationsstelle ist unter Telefon 02151 503553 und per E-Mail sandra.franz@krefeld.de zu erreichen.

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