Krefeld NRW-Innenminister ehrt Krefelder für ihren Einsatz gegen Einbrecher

Krefeld · Gestern startete die landesweite Aktionswoche "Riegel vor!" in Krefeld. NRW-Innenminister Herbert Reul lobte während des "Zeugencafés" Bürger, mit deren Hilfe Einbrecher geschnappt wurden.

Innenminister Herbert Reul (r.) und Polizeipräsident Rainer Furth mit Zeugen, unter anderem der zehnjährigen Leah Kox, die anhand eines Fotos dabei half, eine Einbrecherin zu überführen.

Innenminister Herbert Reul (r.) und Polizeipräsident Rainer Furth mit Zeugen, unter anderem der zehnjährigen Leah Kox, die anhand eines Fotos dabei half, eine Einbrecherin zu überführen.

Foto: samla.de

Winterzeit ist Einbruchszeit. Denn sobald die Tage kürzer werden, nutzen Kriminelle die Dunkelheit, um möglichst ungesehen in Häuser und Wohnungen einzusteigen. Um dem entgegenzuwirken, startete gestern die Aktionswoche "Riegel vor! Sicher ist sicherer" der NRW-Polizei. Zum Auftakt besuchte NRW-Innenminister Herbert Reul gestern das Krefelder Polizeipräsidium. Dort tauschte er sich mit Bürgern aus, die durch ihre Beobachtungen zur Festnahme von Tätern beigetragen haben. "Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz", sagte der Innenminister und appellierte an alle: "Jeder kann etwas tun, um Einbrechern den Riegel vorzuschieben. Es ist wichtig, sofort die 110 zu wählen, wenn Ihnen etwas auffällt."

Insgesamt 14 Personen waren ins Präsidium eingeladen worden, um dort von ihren Erfahrungen als Zeugen zu erzählen. Einer von ihnen war Ingo Rausch, der in Königshof wohnt. Vor nicht einmal einem Monat beobachtete er einen jungen Mann, der sich auffällig dort umschaute und anschließend das Grundstück der Nachbarn betrat. "Als die ihn angesprochen haben, hat er sofort die Flucht ergriffen", berichtete Rausch. Der Zollbeamte zögerte nicht und stellte den Mann. Dann wählte er den Notruf und hielt den Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei fest. "Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl in der Situation. Man weiß ja nie, ob das Gegenüber vielleicht bewaffnet ist", sagte Rausch. Seine langjährige Erfahrung als Zollbeamter half ihm aber dabei, Ruhe zu bewahren bis die Polizei eintraf und den Tatverdächtigen in Gewahrsam nahm.

Von einer fast filmreifen Verfolgungsjagd berichtete das Ehepaar Kremers. Am Rosenmontag dieses Jahres hörte Janine Kremers ein Poltern aus der Wohnung der Nachbarn an der Gneisenaustraße - doch die waren unterwegs und feierten Karneval. "Also hat mein Mann nachgesehen und entdeckt, dass ein Fenster offen stand", sagte Kremers. Augenblicke später kamen zwei Männer mit vollgepackten Taschen aus der Wohnung. "Ich habe sofort die 110 angerufen, während mein Mann vorsichtig hinter den beiden her ist", sagte Kremers. Während sie über ihr Festnetztelefon mit der Polizei sprach, verfolgte ihr Ehemann die beiden Einbrecher in gebührendem Abstand zu Fuß. "Die haben sich überhaupt nicht umgedreht, sondern sich verhalten, als ob nichts gewesen wäre", sagte Sven Kremers, der parallel per Handy in Kontakt mit seiner Frau stand. "Ich habe ihr immer unseren aktuellen Standort durchgegeben, damit sie die Polizei auf dem Laufenden halten konnte", erklärte Kremers. Letztlich stießen die Beamten hinzu und konnte die beiden Tatverdächtigen festnehmen - bei ihnen wurde Diebesgut sichergestellt.

Zeuge eines Einbruchsversuchs wurde auch Oguzhan Kerim Kiral, der im Juni seinen Schwager in der Garnstraße besuchte. Schon als er das Mehrfamilienhaus betrat, fielen ihm zwei, ihm unbekannte Jugendliche auf, die sich im Flur aufhielten. "Als ich dann 20 Minuten später wieder gegangen bin, habe ich gemerkt, dass bei Nachbarn die Türklinke fehlte", sagte Kiral. Gemeinsam mit seinem Schwager stürmte er aus dem Haus und sah die beiden Jugendlichen in knapp 100 Meter Entfernung. "Als die uns gesehen haben, haben sie versucht abzuhauen. Wir konnten sie aber einholen, festhalten und die Polizei rufen", sagte Kiral. Gestohlen hatten die beiden allerdings nichts - bis auf Pfandflaschen. Sie waren an der Wohnungstür gescheitert.

Wie wichtig der Kampf gegen Wohnungseinbrüche ist, machte Innenminister Reul an einem persönlichen Beispiel fest. "Bei mir wurde auch schon eingebrochen, das vergesse ich nie wieder", sagte der Innenminister. Denn neben dem Sachschaden sei ein solcher Vorfall auch ein emotionaler Eingriff in die Privatsphäre. Herbert Reul: "Deshalb kann sich die Polizei den vorbildlichen Einsatz von Zeugen nur wünschen."

Trotz der Mithilfe der Krefelder zeigte sich der Innenminister nicht zufrieden mit der momentanen Lage im Land. Insgesamt gab es im ersten Halbjahr 2017 zwar weniger Einbrüche als im Vorjahr, die Aufklärungsquote stagniert aber auf niedrigem Niveau (14,62 Prozent). "Das ist zu wenig", kritisierte Reul. Besser sieht es hingegen in Krefeld aus. Hier konnten in den ersten sechs Monaten des Jahres knapp zehn Prozent mehr Fälle aufgeklärt werden als im Landesschnitt. Darüber freute sich Polizeipräsident Rainer Furth: "Unsere gute Aufklärungsquote liegt aber auch an unseren guten Zeugen."

(RP)
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