KWM - Die erste Woche Neustart für die Kunstpädagogik

Krefeld · 9000 Besucher kamen am Wochenende ins KWM. In der Festwoche begleiten wir mit einer Serie durchs Programm.

 Das Debüt: Neuntklässler der Prinz-Ferdinand-Schule hatten gestern die erste Schulführung im neuen KWM. Für viele war es der erste Besuch überhaupt in einem Museum. Mit der Neueröffnung hat auch die Kunstpädagogik mehr Möglichkeiten bekommen.

Das Debüt: Neuntklässler der Prinz-Ferdinand-Schule hatten gestern die erste Schulführung im neuen KWM. Für viele war es der erste Besuch überhaupt in einem Museum. Mit der Neueröffnung hat auch die Kunstpädagogik mehr Möglichkeiten bekommen.

Foto: B.Faber Hackler

Die Schüler der Hauptschule Prinz-Ferdinand-Straße haben an diesem Morgen Glück: Die Klassen 9b und 9d sind die ersten, die im Rahmen des Schulprogramms "School goes Art" eine Führung im neu eröffneten Kaiser-Wilhelm-Museum bekommen. Die Gruppe von etwa 30 Schülern im Alter von 15 bis 17 Jahren besteht zur Hälfte aus der sogenannten Seiteneinsteigerklasse, das heißt, dass sie zum größten Teil von Flüchtlingskindern besucht wird. Klassenlehrer Georg Niedermüller sagt anerkennend: "Sie sind alle wahnsinnig motiviert. Und dafür, dass sie erst etwa sieben Monate hier sind, sprechen sie schon sehr ordentlich Deutsch".

Im Vorfeld ist die Gruppe im besten Sinne gespannt auf das, was sie bei der Führung erwartet: "Ich stelle mir das ein bisschen wie im Film vor, wo man sieht, wie da Bilder an den Wänden hängen und mitten im Raum Figuren liegen", überlegt Seray Yazici (16), die bisher noch nie in einem Museum war, was sie mit einem Großteil ihrer Gruppe teilt.

Vorbei geht es an dem Wandgemälde "Zyklus Lebensalter", den der niederländische Künstler Johan Thorn Prikker 1923 eigens für das Kaiser-Wilhelm-Museum geschaffen hat. Gefragt nach ihrem ersten Eindruck von dem Fresko, antworten die Schüler spontan: "Die sind ja alle nackt". Und lernen, dass erst Kleidung Unterschiede zwischen den Menschen sichtbar macht. Julia Speicher (16) wird am Ende der Führung dieses Fresko als ihr Lieblingsobjekt im Museum benennen: "Man kann sich da so reindenken und alles wird auf einmal vorstell- und verstehbar".

Nächste Station ist der "Schwarze Papierhaufen" (1970) von Reiner Ruthenbeck. 600 Blatt schwarzer Tonkarton wurden vom Künstler jeweils dreifach geknautscht und zusammen gehäuft. Hier klaffen die Urteile der Schüler weit auseinander. Von: "Da kann ich gar nichts mit anfangen" - die am meisten gehörte Äußerung - bis: "Mir hat das gut gefallen. Die Vorstellung, dass so ein Knautschen ein einmaliger und nicht wiederholbarer Vorgang ist - jedes Blatt ist irgendwie anders geknautscht und keines genauso wie ein anderes - das fasziniert mich". Michelle Spindler (15), die so begeistert von dem "Schwarzen Papierhaufen" ist, hat dagegen Schwierigkeiten mit der Schrott-skulptur "Olympia" (1960) von Jean Tinguely, die sich in Abständen einschaltet und bewegt: "Mir macht dieses Objekt Angst - ich kann auch nicht so richtig beschreiben warum". Ebenso unbehaglich ist ihr die Begegnung mit den schwebenden "Putti" (2011) von Anne Chu: "Die sehen voll gruselig aus".

Während der Führung werden die Schüler zur freien Assoziation angeregt und können ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das gefällt Joel Vieten (16) am besten: "Das fand ich ganz spannend, weil man da seine eigenen Gedanken einbringen konnte". Sara Gionea (17) und Samane Zakeri (17) sind sich einig: Das Bild, das sie am meisten beeindruckt hat, ist "The Lynching of Mary Turner" (2013) des argentinischen Künstlers Fabian Marcaccio: "Es ist die Geschichte, die dahinter steht, die einen nicht loslässt". Einhellig befinden die Schüler das Studio 2, in dem sie selbst aktiv werden können, "am coolsten". Museumspädagoge Thomas Janzen zieht ein positives Fazit aus seiner ersten Schulführung im neu eröffneten Museum: "Eigentlich wollte ich mit meiner Gruppe zuerst ins Studio 2 gehen. Auf dem Weg dahin kommt man aber an den Schwarz-Weiß Fotografien von Franz-Maria Banier vorbei, die die Schüler spontan gefesselt haben. Sie haben sie auf ihr eigenes Leben bezogen und interpretiert und sind darüber ins Gespräch gekommen".

(RP)
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