Krefeld Neujahrskonzert mit ukrainischem Glanz

Krefeld · Mit musikalischen Neujahrsgrüßen aus der ganzen Welt starteten die Niederrheinischen Sinfoniker in das Jahr. Es gab eine Erstaufführung der "Riverdance"-Musik. Aber den Höhepunkt des Konzertes markierte das Gastensemble Trio Contemp aus der Ukraine. Für die Musiker gab es standing ovations.

 Internationale Neujahrsgrüße spielten die Niederrheinischen Sinfoniker gestern Mittag im Theater. Besonders gefeiert wurde das Trio Contemp aus der Ukraine (mitte): Vitaly Kozitskiy spielte Bayan (das Knopfakkordeon), Tatiana Kozitskaya und Natalia Geri zupften die Kobza genannten Knickhalslauten.

Internationale Neujahrsgrüße spielten die Niederrheinischen Sinfoniker gestern Mittag im Theater. Besonders gefeiert wurde das Trio Contemp aus der Ukraine (mitte): Vitaly Kozitskiy spielte Bayan (das Knopfakkordeon), Tatiana Kozitskaya und Natalia Geri zupften die Kobza genannten Knickhalslauten.

Foto: Thomas Lammertz

Mit weichen Blechbläsertönen begann die Introduktion aus "Coppelia" von Léo Delibes und mit ihr das Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker unter dem Motto "Neujahrsgrüße aus der ganzen Welt". Beschwingt folgte noch der Walzer aus dem selben Werk mit der Finesse, dass von den rhythmusgebenden Instrumenten nur die ersten beiden der drei Viertel hörbar gespielt wurden, und einer melodischen Eigentümlichkeit, welche die Blue-Notes des Jazz vorwegzunehmen schien.

Auch die zwei Stückchen aus Gabriel Faurés "Dolly Suite" verweilten noch in Frankreich, wobei im ersten vor allem die Klarinette mit einem herrlichen Solopart herausragte. Mit Bienensummen von Geigen und Bratschen, gespickt mit Pizzicati von den Celli, geleitete Generalmusikdirektor Mihkel Kütson die Niederrheinischen Sinfoniker und das Publikum nach Spanien. Manuel de Fallas "Danza ritual del fuego" aus "El amor brucho" atmete den multikulturellen Geist von "Al Andaluz" und wurde dynamisch wunderschön auf den unkonventionellen Schluss hingeführt.

Nicht nur Kütson, auch Intendant Michael Grosse in seiner Rolle als Moderator hatte sich besonders auf das ukrainische "Trio Contemp" gefreut, entsprechend ausführlich wurde es nach einer kurzen Umbaubaupause vorgestellt. Vitaly Kozitskiy am Bayan, einem groß gebauten Knopfakkordeon, sowie Tatiana Kozitskaya und Natalia Geri und ihre Kobzas, Knickhalslauten in Sopran und Bass, schöpften aus folkloristisch inspirierten, zeitgenössischen Kompositionen, die in ihrer Stilistik manchen Hörer überrascht haben dürften.

Klang das erste Stück verdächtig nach dem deutschsprachigen Alpenraum, so schimmerte im Weiteren facettenreich der Kulturaustausch durch, der seit der Antike zwischen Mittelmeer- und Schwarzmeer-Anrainern stattfindet. So klangen die Töne von der kleinen Laute mal, als seien sie auf einer italienischen Mandoline geboren worden, mal eher von einer russischen Balalaika. Und auch griechische Rhythmik wurde in kurzen Ansätzen erkennbar.

Vor allem aber begeisterte die virtuose Instrumentenbeherrschung der drei Gäste und ihr famoses Zusammenspiel mit den Niederrheinischen Sinfonikern die Zuhörer. Sie ernteten standing ovations und mussten eine Zugabe spielen.

Nach der Pause ging es keltisch weiter, wenn auch nicht ganz stilrein. Der Amerikaner Leroy Anderson wurde, wie Intendant Grosse zu berichten wusste, weniger als Folklorist, vielmehr als Schöpfer der "Syncopated Clock" und des "Typewriter" bekannt. Diesmal kam seine erst forsche, dann schmalzige Scottish Suite zur Aufführung. Auszüge der Riverdance-Musik von Bill Whelan bildeten den abschließenden Höhepunkt des Konzerts, um so mehr, als diese Orchesterfassung als Deutsche Erstaufführung zu hören war.

(RP)
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