Krefeld „Wunderbar verbindende Kraft“

Krefeld · Beim Neujahrsempfang der Stadt würdigte Oberbürgermeister Frank Meyer Krefeld als Sportstadt und die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen. Zugleich entwickelte er so etwas wie eine Überschrift für seine erste Amtszeit.

 Frank Meyer mit (v.l.) Dieter Hofmann vom Stadtsportbund, Bürgermeisterin Gisela Klaer, CHTC-Chef Dirk Wellen, die Eishockeyspieler Martin Schymainski und Daniel Pietta und  Cordula Meisgen vom Eissportverein Krefeld.

Frank Meyer mit (v.l.) Dieter Hofmann vom Stadtsportbund, Bürgermeisterin Gisela Klaer, CHTC-Chef Dirk Wellen, die Eishockeyspieler Martin Schymainski und Daniel Pietta und  Cordula Meisgen vom Eissportverein Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Musik hätte passender nicht sein können: Oliver Hirschegger und die Jazz Swing College Band der Musikschule Krefeld intonierten zur Eröffnung das Motiv der Sportschau, und es passierte, was dann immer passiert: Die Fußspitzen machen sich selbstständig, und man bekommt Lust, sofort Fußball zu spielen, als käme man nach Haus. Das ging nun nicht. Es war Neujahrsempfang der Stadt, und Oberbürgermeister Frank Meyer begrüßte im Stadtwaldhaus gut 200 Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und eben dem Sport in Krefeld. Denn er sollte gewürdigt und den vielen Ehrenamtlichen für ihren Einsatz gedankt werden. In Meyers Ansprache fanden sich anrührende Worte über den Sport, er stellte die Zukunft des Badezentrums zur Diskussion, kündigte schwierige Entscheidungen für die Bezirkssportanlagen an und prägte nebenbei den Stempel, mit dem er seine Amtszeit geprägt wissen will: Meyer als der Oberbürgermeister, der Probleme nicht unter den Teppich kehrt, sondern gründlich und langfristig anpackt. Denn auch dafür taugen Neujahrsempfänge: Boden zu sein für politische Botschaften.

 Die grüne Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws und Karsten Ludwig.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws und Karsten Ludwig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Zunächst hörte man Meyer staunend zu, als er die Sportstadt Krefeld durchdeklinierte, die in vielen Sportarten Spitzensport liefert bis hin zu olympischen Erfolgen: Acht Medaillen hätten Krefelder Sportler in Rio bei den olympischen Spielen geholt, sagte Meyer, „wenn Krefeld ein Land wäre, dann wären wir im Medaillenspiegel der Nationen auf Platz 39.“

 Der FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Schön war die Art, wie er die Verbindung zum Breitensport knüpfte: Auf jeden großen Moment im Spitzensport kämen 100 kleinen Momente in Turnhallen, auf Bolzplätzen, in Schwimmbecken, auf Leichtathletik-Plätzen, und für die, die diese Momente erlebten, „fühlt es sich meist gar nicht so klein an, sondern vergleichbar groß.“ Wer je auf dem Bolzplatz leidenschaftlich gekickt hat, weiß, was Meyer meint. Sport habe eine „wunderbar verbindende Kraft“, sei wichtig für die „Identifikation einer Stadtgemeinschaft“, sagte Meyer, und wie zum Beweis erinnerte er an die Meisterschaft der Krefeld Pinguine 2003, als Krefeld „besoffen war vor Glück“. Auch Meyers Zahlen untermauerten die Bedeutung des Sports in Krefeld: Es gebe 210 Vereine mit 100 Sportarten; rechnerisch sei jeder dritte Krefelder in einem Sportverein.

 Volksbank-Chef Stefan Rinsch (l.) und Stadtmarketing-Chef Uli Cloos.

Volksbank-Chef Stefan Rinsch (l.) und Stadtmarketing-Chef Uli Cloos.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Applaus gab es an der Stelle, an der Meyer auf die teils trübe Realität der Sportstätten in Krefeld einging. Es gebe ein „Missverhältnis“ zwischen der Bedeutung und dem Rang des Sports einerseits und dem Zustand der Hallen, Stadien und Sportanlagen andererseits. Kein Politiker verkündet gerne Probleme, und so Meyer machte aus der Not eine Tugend. Er werde Probleme nicht mehr unter dem Teppich belassen, sondern den Teppich anheben; es sei höchste Zeit für eine „ehrliche Bestandsaufnahme“, um Probleme dann gründlich und langfristig zu lösen.

Meyer verwies auf die Arbeit der Sportstättenkommission, die bis Ende des Jahres eine „präzise Analyse“ zur Sportinfrastruktur und eine Prioritätenliste über Sanierungsmaßnahmen erarbeiten solle. Die Stadt stehe vor schwierigen Entscheidungen, betonte Meyer. Er stellte die Zukunftsfähigkeit des Bockumer Badezentrums in Frage und sprach von „schwierigen Entscheidungen auch bei den Bezirkssportanlagen“, und er bekräftigte den Willen, „die Dinge grundlegend und mit Weitblick“ anzupacken.

Das war nun mehr als nur ein Statement zum Sport; das hörte sich an wie eine Überschrift über seine erste Amtszeit: grundlegend und mit Weitblick handeln und Probleme lösen. Man darf wetten, dass das ein Leitmotiv wird, mit dem er sich um eine zweite Amtszeit bewerben wird.

Unterm Strich folgten die Zuhörer einer Rede, die auf Pointen und Lacher weitgehend verzichtete; vielleicht ja deshalb, weil Meyer gespürt hat, dass es zu viele kleine und große Probleme im Sportleben Krefelds gibt. Zum Schluss zitierte er dann doch Heiteres: berühmte Sportlerzitate, etwa Lukas Podolskis wunderbaren Satz „Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln, und die Ärmel natürlich auch.“

Man weiß ja, was er sagen wollte; und es passt auch zu Krefeld. Freundlicher Applaus.

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