Textilmuseum Krefeld Neues Textil-Projekt: Stoffe des Lebens

Krefeld · Für „Fabric of my life“ untersuchen Bekleidungsforscher, was Menschen mit ihren Textilien ausdrücken.

 Annette Schieck (2.v.r.) und das Projekt-Team.

Annette Schieck (2.v.r.) und das Projekt-Team.

Foto: Niklas Beucker/Niklas Breuker

(RP) Wenn ein Mensch seine Heimat verlässt, stellt sich die Frage, was er mitnehmen kann. Zumeist begrenzt es sich auf ein Gepäckstück, das auf der Flucht getragen wird oder für eine Reise taugt. „Menschen nehmen in solchen Situationen nicht nur Nützliches mit, sondern auch Dinge mit emotionaler Bedeutung“, sagt Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums. Welche Textilien Flüchtende und Migranten mitnehmen, die sich auf diesen Weg machen, ist ein Aspekt des internationalen Kooperationsprojektes „Fabric of my life“. Es wird von der EU gefördert. „Wir wollen uns anschauen, welche Sprache Menschen mit traditionellen Kleidungsstücken oder Kostümen sprechen, welche Aussagen sie machen“, sagt Projektmitarbeiterin Christina Schulte.

Bei „Fabric of my life“ kooperieren Bekleidungsforscherinnen aus Dänemark, Griechenland und Deutschland: Das Krefelder Textilmuseum arbeitet mit dem Zentrum für Textilforschung (CTR) in Kopenhagen und dem Griechischen Zentrum für die Erforschung und Konservierung archäologischer Textilien (Artex) in Athen zusammen. „Zahlreiche Unterprojekte in den verschiedenen Ländern führen dazu, dass Menschen ihre Geschichten erzählen und beginnen, selbst im Bereich Textilien kreativ zu sein“, sagt Schieck. Mehrere Unterprojekte realisiert das Textilmuseum mit der Akademie Mode und Design (AMD) in Düsseldorf und dem Krefelder Kommunalen Integrationszentrum (KI).

Das erste Projekt wurde jetzt realisiert: AMD-Studierende belegen im ersten Semester einen Kurs in Modefotografie und beschäftigten sich  erstmals mit Porträtfotografie. Sie machten Aufnahmen von 16 Menschen aus zehn Ländern mit ihren jeweiligen traditionellen Kleidungsstücken: Albanien, Bulgarien, Bangladesch, Ghana, Großbritannien, Japan, Kosovo, Peru, Türkei und Palästina. In kräftigem Rot oder Grün kamen zwei Bulgarierinnen und führten klassische Tänze des Balkanlandes vor. Leuchtend bunt waren die Trachten dreier Modelle aus Peru. Ihre sehr unterschiedlichen Kostüme stehen für das andine Bergland (mit mehreren Unterröcken), für den Urwald (mit einem Krokodil aus Perlen am Kopfschmuck) und im Mustermix für die pazifische Küstenregion. Spannend waren auch Kleidungsstücke aus dem westafrikanischen Ghana. Wie die südamerikanischen weisen sie regionale Unterschiede in ihren Heimatländern auf.

In diesen Wochen  werden die Fotos von den Studierenden nun nachbearbeitet und stehen dann dem Textilmuseum für eine Ausstellung zur Verfügung, die für Frühjahr 2021 geplant ist.

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