Krefeld Neues Schockvideo zeigt Krefelder Unfälle
Krefeld · Im Internet hat die Polizei ein Video ihres "Crashkurs" eingestellt. Zu sehen sind schockierende Unfallszenen, die Schülern präsentiert werden. Gestern zeigte die Polizei den Crashkurs im Seidenweberhaus - vor 1000 Schülern.
Denise ist 2005 auf dem Krefelder Europaring tödlich verunglückt, als Beifahrerin auf einem Motorrad. Im "Crashkurs NRW" der Krefelder Polizei sind Bilder dieses Unfalls zu sehen, danach ein Holzkreuz mit dem Namen "Denise" am Straßenrand, auch ein Bild von Denise, als sie noch lächelte. Es sind Bilder wie diese, die Schüler gestern zu Tränen rührten.
2011 hat die Krefelder Polizei mit dem Projekt begonnen. Die Idee: Schülern der Jahrgangsstufe 11 werden in einem Kursus die horrenden Folgen von Verkehrsunfällen vor Augen geführt. Bilder und Videos werden gezeigt. In der Veranstaltung informieren darüber hinaus Feuerwehrleute, Polizisten, Notfallseelsorger und - oft besonders eindringlich - Angehörige von Unfallopfern von ihren Erlebnissen. Es gehe nicht um Schocktherapie, betonte die Polizei gestern. Jugendliche sähen heute im Internet weitaus schlimmere Bilder.
Gemindert werden sollen mit dem Konzept besonders Unfälle in der Altersgruppe 17 bis 24 Jahre sowie die schweren Folgen der Unfälle, berichtete gestern Crashkurs-Koordinator Rainer Behrens. Zum Vergleich: 2013 wurden in NRW 500 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet, mehr als 10 000 schwer verletzt. Die Zahl aber ist rückläufig; acht Prozent weniger Unfälle in der Zielgruppe im Vergleich zum Vorjahr registrierte die Polizei. Volker Stahl als Leiter der Verkehrsdirektion bei der Polizei führt den Erfolg auf den Crashkurs zurück. Spezielle Krefelder Unfallzahlen aufzuführen, sei nicht zulässig, sagte er.
Insgesamt 5000 Schüler im Publikum hat die Krefelder Polizei mit dem Konzept seit 2011 erreicht. Allein gestern sahen im Krefelder Seidenweberhaus - teilfinanziert durch die Verkehrswacht - 1000 Schüler von Kaufmannsschule und Berufskolleg Vera Beckers das Video. Zu Beginn sollen alle Schüler im Kurs ihren Lebenstraum auf einen Zettel schreiben und an eine Wand heften. Dieser Lebenstraum wird später noch einmal reflektiert.
Der Kursus zeigt Wirkung. Das ist in dem Video zu sehen, das die Polizei nun im Internet auf Youtube eingestellt hat. Es ist eine Art Crashkurs-Bilanz und dient laut Volker Stahl von der Polizei auch zur Vorbereitung für die Teilnehmer. Das siebenminütige Video zeigt Szenen der Unfälle, es zeigt Polizisten, die über den Crash-Kurs reden. An einer Stelle wird es besonders bewegend. Da berichtet der Vater eines Unfallopfers aus Viersen. Er sitzt vor einem seidenen Vorhang: "Hallo zusammen, mein Name ist Theo Pasch. Und ich möchte Euch von dem Unfall unseres jüngsten Sohnes Martin erzählen." Beim Wort "Martin" bricht seine Stimme.
Schnitt im Film. Danach sind Schüler zu sehen, die befragt werden, wie der Film auf sie gewirkt hat. "Wie geht es Dir jetzt?", fragt der Interviewer einen Schüler "Das macht einen fertig", sagt der Schüler. Ein anderer sagt: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so emotional und hart wird. Wenn da Leute stehen und so erzählen, dann projiziert man das automatisch auf sich, und man hat noch einmal eine ganz andere Sichtweise bekommen."
Schulamtsleiter Jürgen Maas will nun durch Bereitstellung von Unterrichtsmaterial erreichen, dass der Crashkurs noch intensiver nachbereitet wird.