Krefeld Neues Minarett erhält LED-Beleuchtung

Krefeld · Die Stahldorfer Muslime haben die Pläne für das erste Krefelder Minarett vorgestellt. Gebaut wird aus Glas und Stahl.

Ein leuchtendes Minarett für Krefeld
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Ein leuchtendes Minarett für Krefeld

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Der Vorstand der Yunus-Emre-Moschee Stahldorf will an der Obergath neben die bestehende Moschee eines des modernsten Minarette weltweit bauen - parallel erhält die Moschee zur Obergath eine neue Fassade. Um die Verbindung zu Krefeld zu demonstrieren, sollen beide Bauwerke mit in Stahldorf produzierter Edelstahlhaut und Glas gebaut werden - tagsüber scheint so Licht in die Moschee herein, nachts strahlt die Moschee selbst in verschiedenen Farben. 140 000 bis 160 000 Euro sollen die Umbauten kosten, finanziert aus Spenden der Mitglieder. "Es gibt keine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln", betonte Gemeindesprecher Mehmet Demir gestern.

Es ist die erste Krefelder Moschee mit Minarett. "Weltweit fast einmalig", nannte Architekt Tayfun Atilir bei der Plan-Vorstellung das Bauwerk. Eine vergleichbare Konstruktion in derart moderner Bauweise finde man allenfalls noch in London. Das Minarett soll weiß, nicht traditionell bunt bemalt sein. Zusätzlich werden LED-Lichter das Bauwerk zum Leuchten bringen; je nach religiösen Feiertagen wie Ramadan könnten die Farben wechseln, erklärte Tayfun Atilir von AAP-Architekten in Düsseldorf, selbst gebürtiger Krefelder. "Wir hätten auch einfach einen Turm mit Aussichtsplattform bauen können, aber das ist für uns nicht die Kunst", sagte er. "Zeitlos, modern, pragmatisch", solle das Bauwerk werden. Die beiden oberen Teile des Minaretts, ineinander verkeilte Zylinder, sollen dabei die Zusammengehörigkeit von Ost und West demonstrieren. Derzeit läuft die Planungsphase mit statischen Berechnungen.

Die Yunus-Emre-Moschee-Gemeinde ist von muslimischen Thyssen-Stahlarbeitern gegründet worden, die in den Sechzigern nach Krefeld kamen. Anfangs trafen sie sich zu Gebeten im Tackheider Wohnarbeiterheim, zogen dann in den Achtzigern an den Wehrhahnweg. Seit 1997 hat die Gemeinde ihren Sitz auf einem gut 2000 Quadratmeter großen Grundstück an der Obergath, mit inzwischen 330 Mitgliedern. Schon vor Jahren haben die Mitglieder den Wunsch des Minarett-Baus an den Vorstand herangetragen.

2,20 Meter breit wird das Minarett am Fuß, oben hat es eine Breite von 1,20 Meter. Die Plattform auf der Hälfte ist über 50 Treppenstufen erreichbar. Entgegen der ursprünglichen Angabe der Stadt soll das Minarett nicht 22,20 Meter, sondern sogar 25 Meter hoch sein - weitaus kleiner allerdings als die Stahldorfer Kirchen, wie die Muslime gestern sagten. Diese Entscheidung sei ebenso bewusst gefallen wie der Verzicht auf den Muezzinruf: "Das geplante Minarett wird als ,stilles Minarett' ausgeführt, es wird von dort keinen Ruf des Muezzins geben. Es steht als Symbol für die Verbindung zum Spirituellen", heißt es in den Planunterlagen.

Gemeinde-Vorsitzender Kenan Kiraz sagte gestern: "Für uns ist das ein ganz besonderer Tag heute. Der Bau des Minaretts ist der Beweis, dass wir uns hier wohlfühlen. Es ist ein Zeichen von Freundschaft und Identifikation mit unserer Stadt." Er betonte ausdrücklich, dass alle Bürger, insbesondere die Nachbarn, von Anfang an eingebunden würden. Nachdem unsere Zeitung exklusiv berichtete, seien schon die ersten Nachbarn gekommen und hätten Unterstützung zugesagt, berichtete Kiraz. Sorgen und Ängste wolle man nehmen, dafür habe er auch "Verständnis".

Die Baugenehmigung hat die Stadt Krefeld bereits erteilt. Gemeindesprecher Mehmet Demir betonte aber gestern, dass man die Politik in einer Runde noch einmal gesondert informieren wolle, nachdem der Minarettbau bisher nur in einer einzeiligen Notiz unter dem Tagesordnungspunkt "Bauvoranfragen" schriftlich vorlag. Architekt Tayfun Atilir sprach g von "großen Schwierigkeiten, das Minarett zu platzieren." Geplant ist nun, dass das Bauwerk auf dem Hof der Gemeinde, direkt zwischen Moschee und Sozialbau, rund zehn Meter von der Obergath entfernt, aufgestellt wird. Eine rund sechs Meter hohe Betonwand vor dem Innenhof wird dafür abgerissen und durch eine Glaswand ersetzt. Sie erlaubt den freien Blick auf das leuchtende Minarett und den Hof - auch dies soll Zeichen der Transparenz sein, die die Gemeinde anstrebt. "Wir haben nichts zu verstecken, wir wollen die Schönheit der Gesellschaft zeigen", sagte Kenan Kiraz. Beschichtet wird das 80 Zentimeter neben der Moschee frei stehende Minarett mit einer speziellen Beschichtung, die vor Witterungsschäden schützt.

Fußläufig ist der Haupteingang neben der Moschee von der Obergath aus erreichbar. 28 Stellplätze am Saxhof sind vorhanden und reichen nach Darstellung der Gemeinde für die Moschee aus.

(RP)
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