Krefeld Neues Atelier in alter Gaststätte

Krefeld · Der grafische Maler Klaus Polenz ist jetzt mit seinem Fundus von 3000 Drucken und 700 Originalen an die Jägerstraße umgezogen. Dort will er Menschen helfen, ihr Kunstverständnis zu entdecken.

 Klaus Polenz im Arbeitsbereich seines neuen Ateliers. Im hinteren Raum ist der Tresen ein deutlicher Verweis auf die Gaststätte, die hier früher war. Jetzt ist die Theke Ort der Begegnung für Kunstinteressierte.

Klaus Polenz im Arbeitsbereich seines neuen Ateliers. Im hinteren Raum ist der Tresen ein deutlicher Verweis auf die Gaststätte, die hier früher war. Jetzt ist die Theke Ort der Begegnung für Kunstinteressierte.

Foto: Thomas Lammertz

Dass Kunst erst in der Kommunikation mit den Menschen so richtig auflebt, war immer schon die tiefe Überzeugung des grafischen Malers Klaus Polenz. Da er jetzt ein geräumiges Atelier bezogen hat, in dem man auch prima Gäste empfangen kann, knüpft er noch mal ganz frisch an den Usus an, den er schon in den 1970er und 80er Jahren pflegte: "Entdecken Sie Ihr Kunstverständnis" kündet ein Plakat von damals, und auch heute lädt der Krefelder wieder ein zu "Kunst und Kommunikation" an jedem Sonntag.

In einer ehemaligen Gaststätte hat sich Polenz eingerichtet mit seinem Fundus von circa 3000 Drucken - Polenz machte sich als Siebdrucker in der Galerie Hans Meyer einen Namen, wo er neben eigenen Werken auch schon solche von Vasarely, Soto und Uecker realisierte - und 700 Originalen aus mehreren Jahrzehnten intensiven Schaffens. Sein kritischer, auch gesellschaftskritischer Blick richtet sich dabei stets auf den Menschen, seine Psyche, seine Vergänglichkeit.

Eine kess posierende 60er-Jahre-Schönheit mit wallendem Haar unter großem Schlapphut offenbart unter ihrem Maxi-Mantel ihr Skelett. Eine andere Gestalt hat den Kopf so voller unverarbeiteter Eindrücke, dass sie ihn mit umgebundenem Strick vor dem Bersten zu bewahren sucht. Ein Mann, nackt und in grübelnder Haltung, fühlt sich verloren zwischen den Ruinen vergangener Kultur. Und doch sind die Motive nicht von derselben Düsternis, die man vom irischen "Schreckensmaler" Francis Bacon kennt. Polenz nennt ihn als Inspirator, doch in seinem eigenen, äußerst vielseitigen Oeuvre findet gelegentlich auch spielerische Leichtigkeit Raum, wenn zum Beispiel ein Schwertfisch elegant mit seiner Säge Geige spielt.

Polenz hatte zahlreiche Ausstellungen in Krefeld und dem gesamten Niederrhein-Raum sowie in Düsseldorf und Köln. Als Bildkünstler Autodidakt, wurde er in den bunten 1970er Jahren bekannt durch Schwarz-Weiß-Grafiken. Farbe kam erst später ins Spiel, und auch heute setzt Polenz sie so zurückhaltend ein, dass man bei manchen Bildern von Schwarz-Weiß, eingebettet in einen einzelnen Farbton, sprechen möchte. Das kann ein kräftiges Blau sein, wenn in Acryl gearbeitet wird, häufig sieht man auch milchige Gelb- und Brauntöne oder aber eine ungeheuer reiche Palette unterschiedlicher Färbungen von Grau, die mit Pastellkreiden erzielt werden.

Dann beginnt er mit Zeitungsseiten, die er auf Holz- oder Pressspanplatten kaschiert und dann mit feuchtem Lappen "abrubbelt". Dabei entstehen Strukturen, denen er später intuitiv nachspürt, bis sich ihm die darin verborgenen Figürlichkeiten erschließen. Die arbeitet er dann wiederum quasi-zeichnerisch heraus und schmirgelt sie nach. Ein emotional besonders dichtes und starkes Werk, das auf diese Weise entstanden ist, heißt "Kreuz und Kreatur". Auch seine Acryl-Collage-Technik entwickelte er weiter, und die eignet sich besonders gut auch für seine Kurse - Kommunikation in praktischer gemeinsamer Arbeit am Bild.

(RP)
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